Redaktion
Unser Selbstverständnis
Die Zeichen stehen auf Sturm: Seit dem Untergang der sozialistischen Staaten des Ostblocks wütet der Kapitalismus ungehindert in allen Teilen des Erdballs. Nicht nur plündern die reichsten Länder der Welt nach wie vor ungehemmt den globalen Süden aus und halten damit einen Großteil der Weltbevölkerung in bitterer Armut gefangen. Auch die Kriegsführung der imperialistischen Staaten hat sich seit 1990 verschärft. Der Jugoslawienkrieg 1998, Afghanistan seit 2001, der Irak-Krieg 2003, Libyen 2009, der syrische Stellvertreterkonflikt seit 2011, sowie die Bürgerkriege im Jemen und der Ukraine 2014 legen ein bitteres Zeugnis davon ab, dass sich der Kampf um die Ressourcen des Planeten und die Welthegemonie immer barbarischer entfaltet. Eine der Folgen dieses zunehmend die Lebensgrundlagen der Menschen zerstörenden kapitalistischen Wirtschaftssystems ist die massenhafte Flucht von Menschen in die Zentren, zu den Profiteur_innen ihrer Notlagen, zu uns.
Parallel zu dieser imperialistischen Weltmachtpolitik, in der auch Deutschland wieder kräftig mitmischt, wird seit nunmehr über 40 Jahren ein ungeheurer Angriff auf die Errungenschaften der Arbeiter_innenbewegung in den imperialistischen Zentren seitens des Kapitals unter dem Deckmantel des „Neoliberalismus“ vollzogen. Im Zuge dieser Entwicklung schreitet die Reaktion überall voran und auch die grundlegendsten demokratischen Rechte werden zunehmend eingeschränkt. Antifeministischer Backlash, Totalüberwachung, Rassismus gegen Muslime und Geflüchtete, Antisemitismus und Stigmatisierung der Armen und derjenigen, die keinen Profit abwerfen, gehören zum Programm. Der Faschismus und Autoritarismus werden wieder zur Herrschaftsoption für die Eliten weltweit. Trump, Erdoğan, Le Pen, Wilders, Putin, Orban und andere stehen exemplarisch für diese autoritäre Fratze des kapitalistischen Systems.
Andererseits nehmen die Menschen ihr Schicksal nicht einfach hin, sondern kämpfen um ihre Zukunft. Von Rojava über die Bolivarische Revolution und den transformierten Kampf der FARC-EP, über #BlackLivesMatter, Gezi, Occupy Wall Street und #15M, dem Kampf gegen Hartz I-IV, gegen Wohnungsnot und Mietenwahnsinn, gegen Gewalt an Frauen und an LGBTQ* oder den massenhaften Platzbesetzungen wie am Syntagma oder Tahrir-Platz: In diesen und vielen weiteren Kämpfen und Orten führten und führen die Unterdrückten und Ausgebeuteten den unermüdlichen Kampf um ihre Befreiung. Noch nie seit über einem Jahrhundert waren die objektiven Bedingungen so reif wie heute für eine revolutionäre Überwindung der herrschenden Gesellschaftsordnung hin zu einer Gesellschaft, in der die Menschen nicht mehr geknechtete, ärmliche Wesen sind.
Die Linke muss sich angesichts dieser Herausforderungen und nach Jahren der Zersplitterung und Marginalisierung erneut die Fragen nach Organisation, Strategie und Taktik stellen, sowie nach politischen und ökonomischen Ideen, die Antworten geben können auf die Probleme unserer Zeit und das Potential haben, die Masse der Bevölkerung zu überzeugen und mitzureißen. Dabei werden in den verschiedenen Teilen der radikalen Linken unterschiedlichen Konzepte diskutiert und Versuche der Umsetzung gestartet wie die der Selbstorganisation, Arbeit mit den Massen, marxistisch-leninistische Parteikonzepte, Frauen*- und migrantische Selbstorganisierungen und radikal reformorientierte Bewegungspolitik.
Wir vom re:volt magazine wollen Impulse in den aufkommenden Debatten zwischen den Strömungen der radikalen Linken setzen und eine offene Diskussions-Plattform bereitstellen. Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, die drängenden Fragen, die angesichts der kapitalistischen Hydra auf uns zukommen werden, zu beantworten. Analysen zu aktuellen oder historischen Fragen, Debattenbeiträge, Kommentare, Reportagen und Interviews mit Teilen der fortschrittlichen Bewegungen werden dabei ihren Platz im re:volt magazine finden.
Wir orientieren uns als Redaktion dabei an einem revolutionären Konsens. Das bedeutet, dass wir uns konsequent an der Seite der arbeitenden Klasse und Unterdrückten sehen und ihre Kämpfe gegen die imperialistische Weltordnung und für die Befreiung der Menschheit solidarisch unterstützen. Wir sehen uns in der Verantwortung, die besondere patriarchale Unterdrückung der Frau auf unterschiedlichen Ebenen zu bekämpfen und nicht zuletzt die Kämpfe der Unterdrückten internationalistisch zu verbinden.
Es geht uns bei unserem neuen Projekt nicht darum, Wahrheiten vorzugeben. Vielmehr wollen wir klare Positionen beziehen, Problemstellungen in der radikalen Linken thematisieren und eine Möglichkeit bieten, diese spektrenübergreifend zu diskutieren und zu ihrer Klärung beizutragen.
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