re:volt magazine Archivhttps://revoltmag.org/articles/?tags=8022020-04-19T10:06:36.464350+00:00Video: Was ist los in Bolivien? Interview zum Artikel “Ein deutsches Trauerspiel”2019-11-26T15:00:00+00:002020-04-19T10:06:36.464350+00:00Redaktionredaktion@revoltmag.orghttps://revoltmag.org/articles/video-was-ist-los-in-bolivien/
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<h1>Video: Was ist los in Bolivien? Interview zum Artikel “Ein deutsches Trauerspiel”</h1>
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<div class="rich-text"><p>In Bolivien stürzt ein rechter Putsch mit Hilfe des Militärs und der Polizei die Linksregierung von Evo Morales. Die deutsche Linke reagiert verhalten, ein Teil übernimmt die von Rechten lancierten Positionen sogar und macht sich damit auch zum Steigbügelhalter imperialistischer Politik. Über wiederholte Entsolidarisierung <a href="https://revoltmag.org/articles/ein-deutsches-trauerspiel/">schreiben</a> Alp Kayserilioglu und Jan Schwab. Beide Autoren sprechen mit dem linken Berliner Medienkollektiv <a href="https://leftreport.org/">Left Report</a> über den Putsch in Bolivien und das Trauerspiel der deutschen Linken.</p></div>
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Ein deutsches Trauerspiel2019-11-16T15:53:16.967199+00:002019-11-16T15:57:19.986985+00:00Alp Kayserilioğlu und Jan Schwabredaktion@revoltmag.orghttps://revoltmag.org/articles/ein-deutsches-trauerspiel/
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<h1>Ein deutsches Trauerspiel</h1>
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<img alt="Bolivien-Protest" height="420" src="/media/images/73533168_815809175529582_2656.fc6b0a8a.fill-840x420-c100.jpg" width="840">
<span class="content-copyright">redfish</span>
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<div class="rich-text"><p>Vor unser aller Augen entfaltet sich derzeit ein reaktionärer Militärputsch in Bolivien. Es ist offensichtlich, dass mit diesem Schritt innere wie auch äußere Feinde eines vergleichsweise milden linken Entwicklungsparadigmas in die Offensive gehen und dass sie dies schon im Voraus geplant haben. Dies geht aus <a href="https://elperiodicocr.com/bolivia-filtran-audios-de-lideres-opositores-llamando-a-un-golpe-de-estado-contra-evo-morales/">geleakten</a> <a href="https://www.en24.news/news/2019/11/10/bolivia-audios-leaked-from-opposition-leaders-calling-for-a-coup-against-evo-morales.html">Audioaufnahmen</a> hervor. Den Akteuren geht es darum, sich eines Hindernisses für ihre Interessen zu entledigen: <a href="https://www.counterpunch.org/2019/11/13/after-evo-the-lithium-question-looms-large-in-bolivia/?fbclid=IwAR0k14N_hRr7cXe5I-qxPSgY-so5gqQA7Hsie2zPm8o2gd8KdssTdDoPvmU">Direkt nach</a> Regierungsantritt im Jahre 2006 hatte die Regierung Morales alle extraktiven Schlüsselindustrien verstaatlicht, die vormals hauptsächlich transnationalen Unternehmen gehörten. Es handelt sich dabei keineswegs um Peanuts: Bolivien besitzt laut Eigenaussagen 70 Prozent des weltweiten Lithium-Bestandes. Dieser Schritt der Verstaatlichung hatte – trotz einer Reihe an international erwirkten Strafzahlungen seitens Bolivien an transnationale Unternehmen – die Verdreifachung des bolivianischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) zur Folge. <a href="https://www.counterpunch.org/2019/11/13/after-evo-the-lithium-question-looms-large-in-bolivia/?fbclid=IwAR0k14N_hRr7cXe5I-qxPSgY-so5gqQA7Hsie2zPm8o2gd8KdssTdDoPvmU">Lithium-Abbaurechte</a> wurden dabei in letzter Zeit nur noch mehr an Unternehmen vergeben, die mit bolivianischen Staatsunternehmen als gleichberechtigten Partnern zusammen arbeiten. Kurz vor dem derzeit sich voll im Gange befindenden Putsch waren dies hauptsächlich Unternehmen aus China. Dieses relativ unabhängige nationale Entwicklungsmodell reduzierte die Armut im statistisch gesehen <a href="https://www.international.gc.ca/gac-amc/publications/odaaa-lrmado/bolivia-bolivie.aspx?lang=eng">ärmsten Land</a> Lateinamerikas massiv. Auch hier reden wir von keinen Kleinigkeiten. Laut Zahlen des Internationalen Währungsfonds (IWF) reduzierte sich die Anzahl der <a href="https://data.worldbank.org/country/bolivia">Menschen unter der Armutsgrenze</a> zwischen 2005 und 2018 von 59,6 Prozent auf 34,6 Prozent – eine Reduzierung, die sogar der nicht als Freund der Armen und Notleidenden bekannte IWF als „<a href="https://www.imf.org/external/np/blog/dialogo/011316.pdf">eindrucksvoll</a>“ bezeichnet. Im gleichen Zeitraum fiel die Zahl der unter <a href="https://www.ine.gob.bo/index.php/notas-de-prensa-y-monitoreo/itemlist/tag/Pobreza">extremer Armut leidenden Menschen</a> von 37,7 Prozent auf 17,1 Prozent. Das sind nicht nur Zahlen. Konkret heißt das, dass hunderttausende Menschen in Bolivien heute erstmals ihre Tage nicht im reinen Überlebenskampf zubringen müssen, sondern gesellschaftliche – und das heißt auch politische – Teilhabe erleben können. Die Wirtschaftspolitik der Umverteilung und partiellen Nationalisierung wurde konsequenterweise auch von einer Politik der Demokratisierung und der Stärkung der Rechte der armen Bevölkerungsteile, insbesondere aber der Indigen@s begleitet: Sprachen und Kosmogonien [Erklärungsmodelle zum Ursprung der Welt, Mythen und Erzählungen; Anm. Red.] der indigenen Völker wurden auf Verfassungsebene anerkannt und der spanischen Sprachen beziehungsweise der katholischen Religion rechtlich gleichgestellt. Die <a href="http://www.bolivia.de/es/bolivia/culturas/">36 indigenen Völker Boliviens</a> machen insgesamt mehr als die Hälfte der Bevölkerung des südamerikanischen Landes aus.</p><p>Beide ineinander verschränkte Entwicklungen, eine auf soziale Umverteilung orientierte Wirtschaftspolitik und die Stärkung der Rechte der ärmsten und zuvor politisch ausgeschlossenen Teile der Bevölkerung, waren der alten (neo-)kolonialen und mehrheitlich kreolischen (weißen) Oligarchie schon lange ein Dorn im Auge. Deren vor der Amtszeit von Evo Morales durchexerziertes neoliberales Herrschaftssystem basierte fundamental auf der Unterdrückung der Indigen@s und der Nicht-Anerkennung ihrer Rechte, sowie der brutalen Ausbeutung der Ärmsten. Historisch und aktuell steht diese Oligarchie in enger Kollaboration mit dem US-Imperialismus. Sie nutzte nun die Gunst der Stunde – eine, durch mehrere ökonomische und politische Faktoren bedingten, Schwäche der Morales-Regierung –, um zuzuschlagen.</p><h2><b>„Lupenreine“ Demokrat*innen</b></h2><p>Die Brutalität und die Absichten der oligarchischen Putschisten-Koalition sind dabei kaum zu übersehen: Militärs und Polizeikräfte überfallen gemeinsam mit putschistischen Straßenbanden Hochburgen der Morales-Anhänger*innen und verwüsten Häuser von Regierungsoffiziellen, auch <a href="https://www.youtube.com/watch?v=LQg6G0fXF1Q">jenes von Morales selbst</a>. Es finden, gut dokumentiert, Folter und <a href="https://youtu.be/EMF_IaxpzQQ">Misshandlungen</a> an Morales-Anhänger*innen seitens des Mobs, der Polizei und des Militärs statt. Regierungsmitglieder werden trotz ihres Rücktrittes festgenommen. Dabei agieren die Verantwortlichen so, als handele es sich um „<a href="https://twitter.com/i/status/1193857150868570114">Terroroperationen</a>“. Die <i>whipala</i>, die seit der Morales-Ära die mannigfaltigen indigenen Gemeinschaften Boliviens auch auf offiziellen Fahnen und Wappen des Staates repräsentiert, <a href="https://www.youtube.com/watch?v=Ena0lXaXGGo">wird von rechten Mobs verbrannt</a> oder von putschistischen Polizeikräften unter „Jetzt sind wir eine Republik – nie wieder!“ demonstrativ von <a href="https://www.youtube.com/watch?v=Xt_ZTpYZ2xE">ihren Uniformen abgeschnitten</a>. Dass das keine singulären Ausfälle sind, zeigen die zentralen Personalien des Putsches:</p><p>Da wäre zum einen der stramm evangelikale <a href="https://thegrayzone.com/2019/11/11/bolivia-coup-fascist-foreign-support-fernando-camacho/">Faschist, Millionär und Paramilitär</a> Luis Fernando Camacho. Er war früher Präsident der klerikalfaschistischen<i> Unión Juvenil Cruceñista</i> (UJC) und ist heute Führer des rechten Oppositionsbündnisses <i>Comité Cívico</i> in Santa Cruz. Der von westlichen Mainstream-Medien im<i> regime change</i>-Modus zum demokratischen Oppositionsführer gegen eine vermeintliche Diktatur stilisierte Faschist lief in den vergangenen Tagen ohne jede Legitimation in den Regierungspalast, legte eine Bibel (!) auf die bolivianische Fahne und <a href="https://twitter.com/LaSandunga7/status/1193643128508559361">rief</a>: „Die Pachamama [eine von den andischen Indigen@s verehrte Gottheit; Anm. d. Autoren] wird nie wieder in den Palast einkehren, Bolivien gehört Christus“. Derselbe Camacho verlangt eine „Notstandsregierung aus Militär und Polizei“, ergo eine <a href="https://www.neues-deutschland.de/artikel/1128532.bolivien-morales-hinterlaesst-ein-machtvakuum.html">faschistische Diktatur</a>.</p><p>In der Zwischenzeit hat sich die rechtskonservative, evangelikale Senatorin Jeanine Áñez, die einst via Twitter „satanische indigene Bräuche“ unter Morales konstatierte und <a href="https://larepublica.pe/mundo/2019/11/13/jeanine-anez-bolivia-recuerda-en-twitter-publicaciones-de-actual-presidenta-racismo-evo-morales/">andere klerikal-fundamentalistische Geschmacklosigkeiten</a> absonderte, trotz Beschlussunfähigkeit des Parlaments und des Rücktritts aller im Falle von Vakanz des Präsidenten in Frage kommender Kandidaten Juan Guaidó-Style selbst zur Übergangspräsidentin gekürt – auch sie argumentiert in klerikal-kolonialer Manier. „Wir bringen die Bibel zurück in den Palast“, <a href="https://www.neues-deutschland.de/artikel/1128713.jeanine-anez-reaktionaerin.html">so die Usurpatorin</a> bei der Machtergreifung. <a href="https://www.spiegel.de/politik/ausland/boliviens-uebergangspraesidentin-jeanine-anez-droht-evo-morales-a-1296820.html">Prompt</a> kappte sie die außenpolitischen Beziehungen zu Venezuela und Kuba, wies alle venezolanischen Diplomat*innen aus dem Land aus, erkannte den demokratisch nicht legitimierten Putschisten Juan Guaidó als Präsidenten Venezuelas an und sorgte dafür, dass Bolivien aus den regionalen Bündnissen Unasur und Alba zurücktrat. Sogar liberal-bürgerliche Medien konstatieren angesichts ihrer geifernden Hasskommentare einen <a href="https://www.derstandard.de/story/2000110991077/bolivien-hat-zum-zweiten-mal-eine-praesidentin-jeanine-anez">mäßig diplomatischen Stil</a>. Ihre Partei, das<i> Movimiento Demócrata Social</i> (MDS, deutsch: Bewegung soziale Demokratie), steht über die Internationale Demokratische Union international in Verbindung mit der CDU/CSU und den Republikanern in den USA. Die <a href="https://www.wiwo.de/politik/ausland/bolivien-trump-lobt-ruecktritt-von-evo-morales-als-sieg-der-demokratie/25216150.html">Vereinigten Staaten</a>, aber auch die BRD sind dann natürlich auch ganz vorne mit dabei in puncto Unterstützung des Militärputsches: Der Regierungssprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, <a href="https://www.tagesspiegel.de/politik/trotz-ruecktritt-von-morales-krawalle-in-bolivien-halten-an/25214566.html">sprach</a> vom Militärputsch als einem „wichtige[n] Schritt hin zu einer friedlichen Lösung“, der außenpolitische Sprecher der Grünen, Omid Nouripour, gar von einer <a href="https://www.gruene-bundestag.de/presse/pressemitteilungen/historischer-moment-in-bolivien">richtigen Entscheidung</a> des Militärs. Die <a href="https://www.newcoldwar.org/msm-adamantly-avoids-the-word-coup-in-bolivia-reporting/?fbclid=IwAR3BvJ5YoVa_fmBvHBpT_U3WdNmzN6HgpbtbYVrSefhIfL4zmD5gTrN07sQ">internationalen Großmedien</a> – CNN, New York Times, BBC, Telegraph – leisten ideologische Schützenhilfe für die organisierte Barbarei.</p><p>Es ist offensichtlich: Der Putsch bezweckt die gewalttätige Wiederherstellung einer weiß-oligarchischen, neo-kolonialen, klerikalen und neoliberalen Hegemonie – teils mithilfe faschistischer Kräfte und auf dem Rücken der Indigen@s und des Großteils der Werktätigen in Bolivien. Der <a href="https://www.neues-deutschland.de/artikel/1128498.bolivien-morales-geht-ins-exil-nach-mexiko.html">Großteil der Linken</a> auf der Welt weiß um diese Zusammenhänge und verurteilt deshalb den Militärputsch in Solidarität mit der Regierung Morales und der Bevölkerung Boliviens. Die jeweilige Bewertung der Regierung Morales fällt dabei durchaus unterschiedlich aus. Das Spektrum reicht hier von Jeremy Corbyn, über AOC, Ilhan Omar, Tsipras, bis hin zum neuen, sozialdemokratischen Präsidenten Argentiniens Alberto Fernández oder dem linksnationalistischen Präsidenten Mexikos, Andrés Manuel López Obrador. Jetzt könnte man ja meinen, dass insbesondere die Involvierung des deutschen Imperialismus, zusammenfassend skizziert <a href="https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8102/">in einem Artikel</a> des Nachrichtenportals<i> German Foreign Policy</i>, Anlass für eine deutsche Linke in ihrer Breite sein könnte, sich zumindest gegen den Putsch verbal zu äußern. Aber im selbstreferentiellen, politischen Provinzdorf Germania regt sich <a href="https://revoltmag.org/articles/entsolidarisierung-im-zentrum/">mal wieder</a> kaum etwas. Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen – zum Beispiel verschiedene post-autonome Gruppen und Zusammenhänge, der Aufstehen-Flügel innerhalb der Partei DIE LINKE, die junge Welt, die DKP oder labournet – wird sich zum derzeit laufenden Militärputsch einfach nicht geäußert. Den Vogel schießen jedoch jene Teile der Linken ab, die in einer sagenhaften Verkehrung von Ursache und Wirkung den Putsch legitimieren, indem sie ihm absprechen, einer zu sein. Diese aktive Schützenhilfe für den Putsch wird dabei kurioserweise unter dem Deckmantel der „Demokratie“ geleistet. Hier betreiben öffentlichkeitswirksame Teile der deutschen Linken – nach Nicaragua und Venezuela nun erneut – eine perfide Form der Selbstprovinzialisierung in puncto Internationalismus. Zugleich fällt man wiederholt grob unsolidarisch und in metropolenchauvinistischer Manier den Genoss*innen in Lateinamerika ausgerechnet in der Stunde der Not und Verfolgung (!) in den Rücken. Es ist wahrlich ein deutsches Trauerspiel.</p><h2><b>Ein Diskurs imperialer Dekadenz</b></h2><p>Tenor der Anklage der hiesigen Wertelinken: Es handelt sich um den überfälligen „Rücktritt“ eines längst vom Paulus zum Saulus gewordenen, autoritären Präsidenten, der sich mit Wahlfälschung an der Macht halten wolle. Dessen zentrale Verfehlungen seien gewesen: Das Festhalten an einem extraktivistischen Modell, die dadurch entstehende Entfremdung von lokalen sozialen Kämpfen, das Nicht-Erfüllen von Umwelt- und Klimazielen, sowie die Umgehung eines Plebiszits und Beugung der Verfassung. Anklage Ende. Diese Anklage des westlichen Wertehorizonts reicht offensichtlich aus, um den Richterspruch im Eilschritt vorzunehmen und in der Stunde der Not das Urteil zu verkünden: Die Solidarität wird versagt. Der Angeklagte hat das Dilemma selbst zu verantworten.</p><p>So kann es dann passieren, dass das <i>neue deutschland</i> allen Ernstes eine „Pro und Kontra“-Kommentarreihe zur anscheinend uneindeutigen Frage bringt, ob ein vom Militär und klar rechten bis rechtsradikalen Kräften lancierter Putsch demokratische Potentiale birgt. Katharina Schwirkus führt in ihrem Kommentar „<a href="https://www.neues-deutschland.de/artikel/1128428.pro-ruecktritt-morales-loslassen-lernen.html?fbclid=IwAR2oezcFe9O9BkXtlGHKABZf50xyKUMU37Nd_luYooKeU2DpDOx8aynapS8">Loslassen lernen</a>“ in vollkommener Ignoranz gegenüber dem Charakter der verschiedenen Akteur*innen, den Kräfteverhältnissen im Land und den sozialen Errungenschaften formaldemokratisch aus: „Es ist nicht schön, wie sich Evo Morales aus dem Präsidentenamt verabschieden musste. Für Boliviens Demokratie ist es aber wichtig und richtig, dass endlich jemand anderes auf Morales folgt“. Schließlich habe der Mann mit 13 Jahren lang genug regiert. Dabei ist bis zum heutigen Tag nicht klar, ob wirklich und wenn ja in welchem Umfang Wahlfälschung bei den Präsidentschaftswahlen am 20. Oktober stattgefunden hat: Ein <a href="http://cepr.net/images/stories/reports/bolivia-elections-2019-11.pdf?v=2">detaillierter Bericht des CEPR</a> zeigt auf, dass zunächst einmal nichts Verdächtiges darin zu sehen ist, dass Morales im Laufe des Abends plötzlich einen immensen Vorsprung erhielt, da die ruralen Gebiete, in denen Morales traditionell stark ist, erst später ausgezählt wurden und sich die Trendentwicklung der Auszählung konsistent entwickelte. Eine auf Einladung von Morales (!) vorgenommene unabhängige Prüfung der Wahlen <a href="http://www.oas.org/documents/eng/press/Electoral-Integrity-Analysis-Bolivia2019.pdf">seitens der OAS</a> fand später zwar heraus, dass es schwere Sicherheitslücken im Vorgehen der mit der Prüfung der – rechtlich unverbindlichen! – vorläufigen Wahlergebnisse beauftragten Firma gab, konnte aber keine Wahlfälschung im rechtlich verbindlichen Endergebnis nachweisen. Vielmehr verwies der Bericht auf augenfällige und daher näher zu untersuchende Irregularitäten. Aber auch der OAS-Bericht stellt nicht in Frage,<i> dass</i> Morales eindeutig vorne lag, im gegenteil. Die ganze Frage dreht sich also darum, ob Morales mit zehn oder sieben Prozent Vorsprung vorne lag – niemand bestreitet, dass Morales seinen Hauptkontrahenten haushoch überlegen war. Aber egal, Hauptsache Morales muss weg. Dafür auch einen rechts-reaktionären Militärputsch in Kauf zu nehmen, ist, auf deutsche Verhältnisse übertragen, in etwa dasselbe wie von einem AfD-nahen Militärputsch gegen Merkel als „nicht schön, aber gut für die bundesdeutsche Demokratie“ zu reden, weil Merkel halt nun einmal viel zu lange – nämlich 16 Jahre – im Amt sei und ihre vereinbarten politischen Ziele nicht allesamt erreicht hätte.</p><p>Weiter geht es mit dem Kontra-Kommentar im<i> nd</i>, „<a href="https://www.neues-deutschland.de/artikel/1128427.kontra-ruecktritt-morales-niederlage-fuer-die-linke.html?fbclid=IwAR2y6CHev8ivHhBVT_gpKqSeG6lCVOWjXglW1JoLvFG8qNtWPA2hAcsKkh8">Niederlage für die Linke</a>“ von Christian Klemm. Der Artikel hat zwar den Vorzug, den Inhalt des Putsches als nicht sonderlich wünschenswert erkannt zu haben, disqualifiziert sich jedoch gleich zu Beginn mit der Feststellung: „Ob Putsch oder nicht – wie man das Ende der Präsidentschaft von Evo Morales in Bolivien nennt, ist Nebensache“. Als würde es hier nicht um einen Unterschied ums Ganze gehen! Insbesondere wenn in den neoliberalen Mainstream-Medien einmütig von „Rücktritt“ gesprochen und damit die Gewaltförmigkeit des Vorgangs und die Rolle des Militärs und fanatischer Rechter sowie ihrer politischer Perspektiven verharmlost wird. Dem Anspruch eines linken Blattes, das Gegenöffentlichkeit betreiben will, wird das jedenfalls nicht gerecht. <b>[1]</b></p><p>Aber es kommt noch dicker. Die insbesondere in außenpolitischen Angelegenheiten inzwischen gänzlich neoliberale, auf Linie der Bundesregierung und NATO stehende<i> taz</i> startet den Frontalangriff gegen jene wenigen Medien und Kommentare, die den Putsch als das darstellen, was er ist. In „<a href="https://taz.de/Morales-Ruecktritt-in-Bolivien/!5636983/">Die Legende vom Putsch</a>“ gibt sich der zuständige Auslandsredakteur der<i> taz</i>, Bernd Pickert, überhaupt nicht mal die Mühe, die sozialen und politischen Widersprüche im Land aufzudecken. Bei ihm geht alles um Morales persönliche Verantwortung – Tenor: „Morales hat sich mit seinem Machtanspruch verzockt“. Und: Der „Rücktritt“ sei als Konsequenz einer erfolgreichen sozialen Bewegung zu sehen, da sich die Polizist*innen und das Militär den Protestierenden gegen Wahlbetrug angeschlossen hätten. Noch am 16. November veröffentlicht die<i> taz</i> eine Reportage unter dem Telenovela-artigen Titel „<a href="https://taz.de/Proteste-und-Morales-Sturz-in-Bolivien/!5638564/">Wir waren alle verliebt in ihn</a>“ von Katharina Wojczenko, in dem Morales im Teaser allen Ernstes vorgeworfen wird, er würde das Land von Mexiko aus spalten (!), weil er sich gegen den Putsch stellt. Und das, obwohl in der genannten Reportage eine indigene Stimme den weißen Terror, der derzeit im Land wütet, luzide beschreibt und ein Pickert <a href="https://taz.de/Boliviens-Interimspraesidentin/!5638253/">mittlerweile</a> selber schon erkennt, was da mittlerweile im Präsidentschaftspalast <a href="https://taz.de/Boliviens-neue-Uebergangsregierung/!5642198/">los ist</a>.</p><p>Zu diesem deckungsgleich zur bürgerlichen Presse auftretenden „linken Journalismus“ gesellt sich die Lateinamerika-Abteilung von <i>medico international</i>, die sich schon zu den Geschehnissen in <a href="https://www.medico.de/neuer-horizont-17239/">Nicaragua</a> an der Seite der rechten Opposition in den Ländern wähnte und beim Putschversuch in <a href="https://www.medico.de/internationale-deklaration-17317/">Venezuela</a> Äquidistanz (ergo: Entsolidarisierung) propagierte. Das Narrativ ist hier stets identisch mit jenem neoliberaler Blätter, eine dialektische Analyse der Linksregierungen unter Einbezug der sozialen Frage und Errungenschaften wird nicht einmal versucht. Moritz Krawinkel, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit in Bezug zu Lateinamerika, <a href="https://twitter.com/mrtzkr/status/1193815831672700928">äußerte</a> denn auch zu den aktuellen Geschehnissen via Twitter: „Trotzdem kann kaum von einem Putsch gesprochen werden, wie es jetzt große Teile der lateinamerikanischen Linken tun. Morales’ Rücktritt ist zu begrüßen, angesichts des Klammerns an der Macht von Ortega in Nicaragua und Nicolás Maduro in Venezuela ein wichtiges Zeichen“. Krawinkel begrüßt damit offen den Putsch durch rechte Kräfte. Auch hier der zynische Kommentar zum Ende, dass Morales den Putsch selbst zu verschulden habe.</p><h2><b>Nach vorne, nicht in den Sumpf</b></h2><p>In diesen innerhalb der Linken bedauerlicherweise wirkmächtigen Positionen wird die demokratische Frage tendenziell gegen, oder zumindest ohne die soziale und nationale Frage und ohne auf die konkreten Kräfteverhältnisse zu rekurrieren beantwortet. Vorherrschend ist eine Entkontextualisierung der Situation dieser Länder im imperialistischen Weltsystem und eine formaldemokratische Scholastik, die vollkommen abseits von Klassenauseinandersetzungen zu ihren Schlüssen kommt. Aber eben genau diese, die Grenzen einer Entwicklung eines nationallinken Programms unter einem unterdrückerischen imperialistischen System und die Fortsetzung dieser Verhältnisse durch die kollaborierende bolivianische Oligarchie, setzt dem progressiven Projekt in Bolivien, und nicht nur dort, reale Entwicklungsgrenzen. Den Genoss*innen in Bolivien etwa die Verfehlung der Klimaziele und mangelnden Umweltschutz aufgrund von Infrastruktur- und Lithiumabbauprojekten vorzuwerfen heißt, im Kontext des imperialistischen Weltsystems und der wirtschaftlichen Unterentwicklung Boliviens, den Bolivianer*innen zynisch zu gebieten, sie mögen bitte keinen Entwicklungsstand und Lebensstandard nach westlicher Fasson anstreben.</p><p>Der Militärputsch wird, wenn er Erfolg hat, nicht bloß die unter Morales erreichte „Umverteilung“ der Einkommen im Sinne der Ärmsten umkehren. Er wird auch nicht bloß die <i>Grundlage</i> dieser Umverteilung, die verstaatlichte nationale Wirtschaftspolitik, abschaffen. Er wird darauf abzielen, durch Repression und Terror jedwede soziale und politische Grundlage linker Perspektiven auf Jahre hinweg zu zerstören. Die hier bezweckte Demokratie ist die Demokratie der Friedhofsruhe. Das war schon immer die Funktion konterrevolutionärer Militärputsche im modernen Lateinamerika. Die Menschen und Genoss*innen in diesen Ländern wissen deshalb zumeist ganz genau, was sie erwartet, wenn die Konterrevolution siegt. Gerade deshalb erklärt sich vielleicht auch, warum trotz allen Mängeln, Fehlern und offensichtlich strukturellen Blockaden der Linksregierungen in Lateinamerika viele noch verbissen an ihnen festhalten, ja sich sogar eventuell mit ihnen <a href="https://www.theguardian.com/commentisfree/2019/nov/14/what-the-coup-against-evo-morales-means-to-indigenous-people-like-me?fbclid=IwAR1cDkKGCb2bCt8qoBwNba7tuLJ1eA08V2xiwLQfE7l3vbMPDb4ZWzFbpcc">über-identifizieren</a>, oder zumindest nicht die „Opposition“ in ihren „Demokratiebestrebungen“ unterstützen. Das ist auch etwas, was Teile der deutschen Linken in ihrem Metropolenchauvinismus schlicht und ergreifend nicht begreifen wollen. Nur eine wahrlich imperiale Dekadenz kann es sich leisten, „Demokratie“ im Sinne des Abtritts eines zunehmend autoritärer und selbstfixiert vorgehenden linken Präsidenten um jeden Preis, und sei es in Form eines rechten Militärputsches mit anschließender Verfolgung von Genoss*innen, als letztlich wünschenswert zu erachten.</p><p>Was in Lateinamerika mit den Linksregierungen versucht wurde, war eine Neuauflage der Volksfront-Regierung Salvador Allendes in Chile. Solche Regierungen charakterisieren sich durch einen<i> nationalen Konsens</i>, das heißt linke Transformationen durch klassenübergreifende (nationale) Bündnisse und Kräfteausgleich mit den nationalen Großbourgeoisien. Das Projekt der MAS [<i>Movimiento al Socialismo</i>, die Partei, der Morales angehört, Anm. Red.] in Bolivien gehört zu einer eher sozialistischeren Form dieses Regierungstypus, wie auch dasjenige in Venezuela. Andere Linksregierungen nahmen gar keine Verstaatlichungen vor, etwa in Nicaragua, Argentinien, Chile und Ecuador. Regierungen des nationalen Konsens können in peripheren Ländern partielle Fortschritte erkämpfen, geraten jedoch regelmäßig früher oder später in die politische Bredouille, da die Interessen der Kapitalist*innen und ihrer Verbündeten auf Dauer naturgemäß eben nicht identisch mit umfassender sozialer Umverteilungspolitik oder gar einer Transformation in Richtung Sozialismus sind. Das heißt, dass solche Regierungen optimalerweise von einer starken sozialen und demokratischen Bewegung von links zu weitergehenden Maßnahmen, wie zum Beispiel der Nationalisierung der Privatwirtschaft, getrieben werden müssen. Diese Kraft von links blieb bislang aus verschiedenen Gründen in den verschiedenen Ländern aus – und darin haben die jeweiligen Linksregierungen selber sicher einen großen Anteil. Der nationale Konsens muss dann gerade bei abfallender popularer Unterstützung, wie in Bolivien, und/oder wenn die wirtschaftlichen Grenzen des nationalen Entwicklungsmodell erreicht sind, auseinanderbrechen. Was folgt ist zumeist Bürgerkrieg, anhaltende Unruhe, Putsch und Rollback – oder Revolution, je nach Kräfteverhältnissen.</p><p>Die lateinamerikanischen Linksregierungen, und da ist Bolivien keine Ausnahme, haben den Fehler begangen, den linksnationalen Klassenkompromiss als dauerhaft haltbare politische Konstellation statt als vorübergehenden Kompromiss zu begreifen, der ab einem bestimmten Punkt einer sozialen und revolutionären Offensive weichen muss. So kam es zu Rollback (Ecuador), Putsch (Brasilien, Argentinien, Honduras, Bolivien) und Destabilisierung und tiefe Krise (Nicaragua, Venezuela) statt zu Revolution und Vertiefung des sozialistischen Prozesseses. Die Linksregierungen sind in ihren konzeptionell gesetzten Grenzen stecken geblieben. Sie waren auf der einen Seite <i>zu bürgerlich-autoritär,</i> indem sie sich auf das innerhalb der gegebenen Ordnung Erreichte festklammerten statt real populare Gegenmacht und damit echte sozialistische Demokratie aufzubauen und zu institutionalisieren, um dann den Revolutionierungsprozess nach vorne zu bringen. Andererseits – und das erwähnen jene Kritiker*innen“ aus dem Provinzdorf Germania eigentlich nie – waren sie<i> nicht autoritär genug</i>: Sie haben die Kapitalist*innen, wenn überhaupt, nach einem ersten Schwung nicht mehr weiter enteignet und die politischen Organisationen der teils faschistoid-klerikalen Konterrevolution niemals wirklich zerschlagen; sie haben die repressiven Staatsapparate – bis auf die Ausnahme Venezuelas – nicht grundlegend umgestaltet. Auf regionaler Ebene haben sie es nicht geschafft – dafür reichte vielleicht auch einfach ihre Kraft nicht aus – einen alternativen Wirtschaftsblock gegenseitiger Unterstützung und Entwicklung aufzubauen, der die Abhängigkeit von Extraktivismus und Bauwirtschaft (wie zum Beispiel in Brasilien) hätte überwinden können in Richtung eines produktiveren und zugleich nachhaltigeren Wirtschaftsmodells.</p><p>Das ist aber alles kein Grund sie jetzt der konterrevolutionären Reaktion preiszugeben. Sie stellen angesichts des kontinentalen Rechtsrucks Bollwerke mit sozialen Errungenschaften gegen die tobende Konterrevolution dar. Die Konterrevolution hingegen stellt in<i> keinem</i> der Länder, in denen sie ihr Haupt erhebt, ein reales Demokratisierungspotenzial oder gar einen sozialen Fortschritt dar. Etwas Gegenteiliges zu behaupten ist schlicht und ergreifend imperialistische und oligarchische Ideologie oder Projektion der Metropolenlinken. Es ist gleichzeitig offensichtlich, dass die Linksregierungen in Lateinamerika an einem Scheideweg stehen. Die Massen der Werktätigen in den Ländern sind zurecht nicht mehr zufrieden mit der Situation, deshalb gehen auch sie in vielen dieser Länder auf die Straßen oder entziehen den Regierungen teils ihre Unterstützung. Die Konterrevolution hingegen versucht überall diese Situation auszunutzen, um sich aus der vormals degradierten Position erneut emporzuheben.<i> Dort</i> muss die Linke und insbesondere die revolutionäre Linke die Konterrevolution<i> ohne Wenn und Aber</i> bekämpfen. Sie muss aber gleichzeitig dafür streiten, sich nicht den nationalen Linksregierungen bloß unterzuordnen. Die revolutionäre Linke muss ihre Autonomie bewahren und zusätzlich zum Kampf gegen die Konterrevolution die Entwicklung eines Modells zur Überwindung der Strukturblockade der lateinamerikanischen Revolutionen anvisieren – und zwar nach vorne, Richtung Sozialismus. Darin müssen sie unsere Solidarität haben. </p><p>Aber eigentlich sind unsere Aufgaben ganz andere.<i> Unsere</i> Aufgabe in den imperialistischen Zentren ist es, uns wieder unseren Hauptaufgaben in puncto Internationalismus zuzuwenden, namentlich Politik<i> vor Ort</i> gegen den Hauptfeind zu machen, um den Genoss*innen<i> dort</i> mehr Handlungsspielräume zu eröffnen. Da geht es nicht nur darum, die Unterstützung des deutschen oder us-amerikanischen Imperialismus für die bolivianische und sonstige lateinamerikanische Oligarchie zu entlarven und zu brandmarken (und optimaler Weise zu sabotieren). Es geht auch um viel „handfestere“ und perspektivisch zentralere Dinge: Statt<i> in erster Linie</i> die ökologisch <a href="https://macskamoksha.com/2019/11/coups-for-green-energy?fbclid=IwAR2fuaEetSMSOYKVmXvQ_sd6z2-2Nlbo5BqEG2IoL-UZGoN2JSgh8eqVcBM">unbestreitbar megadestruktive</a> Wirtschaftspolitik der jeweiligen Linksregierungen zu kritisieren, sollten wir uns darum kümmern, Konzepte und eine Politik zu entwickeln, die dafür sorgen, dass eine Umkehr ehemals kolonialer und heute imperialistischer Renten in den „Globalen Süden“ stattfindet, damit deren Industrieentwicklung in im sozialen und ökologischen Sinne nachhaltige Bahnen gelenkt werden kann. Das Mindeste könnte sein, für ein umfassendes finanzielles und technologisches Transfersystem von den imperialistischen Zentren zur Peripherie zu streiten, das nicht an neoliberale Bedingungen (Zwang zur Privatisierung, Öffnung der Länder für Kapitalinvestitionen zu Sonderkonditionen und so weiter) geknüpft ist, wie das die <a href="https://rosalux.org.br/wp-content/uploads/2017/07/DIE-G20-UND-DIE-KRISE-DES-GLOBALEN-KAPITALISMUS.pdf">„Entwicklungsprogramme“ der G20 für Afrika</a> und ähnliche vorsehen. Wenn wir anfangen, solcherlei Art oder ähnliche Dinge hier zu fordern und dafür zu streiten, dann wird es natürlich ungemütlich werden, da wir dann gegen starke Kapitalinteressen hier kämpfen werden müssen; studierstubenartig abwägend und in Äquidistanz zu den involvierten Kräften in den jeweiligen Ländern Lateinamerikas die Linke dort zu kritisieren ist da natürlich viel gemütlicher. Nur werden wir, falls wir das weiter so betreiben, damit schlicht die weitere Selbstprovinzialisierung der deutschen Linken im Angesicht der Entwicklungen weltweit und insbesondere der Linken weltweit erreichen. Sonst nichts. Es macht Mut, dass die <a href="https://www.neues-deutschland.de/artikel/1128662.klimakrise-der-globale-sueden-zahlt-die-rechnung.html">Jüngeren unter uns</a> da offensichtlich weiter blicken und zum Beispiel der Meinung sind, dass Klimagerechtigkeit eine politische Frage ist, die global und zwar im Kampf gegen die Ungleichheiten eines ungleich gestalteten Weltsystems zu erringen ist und nicht mit abstrakten Parolen und Herangehensweisen, die jene Ungleichheiten reproduzieren. Mögen ihr frischer Wind uns allen hoffentlich dabei helfen, die deutsche Linke zu – revolutionieren!</p><hr/><h2><b>Anmerkungen</b></h2><p><b>[1]</b> Der Fairness halber sei hier hinzugefügt, dass die allgemeine Berichterstattung des<i> nd</i> zu den Ereignissen in Bolivien sehr gut ist.</p></div>
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„Kein Hindernis wird die Hoffnung auf einen volksnahen und kommunalen Feminismus zerstören“2019-08-28T13:09:29.484314+00:002019-08-28T13:10:51.579297+00:00Aquarella Padillaredaktion@revoltmag.orghttps://revoltmag.org/articles/kein-hindernis-wird-die-hoffnung-auf-einen-volksnahen-und-kommunalen-feminismus-zerst%C3%B6ren/
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<div class="rich-text"><p><i>Das Interview enstand als Teil der</i> <a href="https://www.facebook.com/events/460243271480297/"><i>Solidaritätskampagne</i></a><i> des</i> <a href="https://www.facebook.com/BloqueLAberlin/"><i>Bloque Latinoamericano Berlin</i></a><i> mit venezolanischen sozialen Bewegungen, die weiter Widerstand leisten gegen die Folgen der Wirtschaftsblockade, die politische Krise und die wiederholten Interventionsversuche imperialistischer Kräfte.</i></p><p></p><p></p><p><b>Aquarella [Bloque]: Hallo liebe Genossinnen von</b> <b><i>Frauen für das Leben (Mujeres por la Vida)</i></b><b>. Erzählt uns doch erstmal etwas über euer Projekt. Wer sind</b> <b><i>Mujeres por la Vida</i></b><b>?</b></p><p></p><p><b>[MplV:]</b> Wir sind eine autonome und selbstverwaltete feministische Organisation. Durch die Förderung der aktiven Partizipation von Frauen aus den Armenvierteln, durch das Bereitstellen von Bildungsräumen auf den Prinzipien der Volksbildung beziehungsweise Bildung von unten und durch die Schaffung von Räumen gegenseitiger Unterstützung, Fürsorge und Selbsthilfe unter Frauen, tragen wir zum Aufbau von lokalen, selbstverwalteten Gruppen bei. Dort werden feministische Strukturen, Beziehungen und Lebensformen entwickelt, die sich den kapitalistischen und patriarchalen Werten entgegenstellen.</p><p></p><p></p><p><b>Aquarella [Bloque]: Seit wann gibt es euch denn schon und wo lagen und liegen eure Arbeitsschwerpunkte?</b></p><p></p><p><b>[MplV:]</b> <i>Mujeres por La Vida</i> entstand ursprünglich im Jahr 1992 als Kollektiv städtischer, armer Frauen in La Carucieña, Barquisimeto, der Hauptstadt des Staates Lara. Die Stadt befindet sich 450 Kilometer östlich von Caracas. Wir schlossen uns zusammen, um gegen die Armut und die schlechten Lebensumstände unserer Gemeinschaft zu kämpfen, die die Konsequenz der Implementierung des neoliberalen Systems in unserem Land waren. Besonders hart traf er aber die Frauen. Wir reden deshalb von einer <i>Feminisierung der Armut</i>. Gleichzeitig kämpften wir gegen die Diskriminierung und Gewalt, die Frauen erfahren – allem voran gegen häusliche Gewalt. Wir hatten damals keine legalen Instrumente, um uns zu schützen. In den 90er Jahren bestand unsere Arbeit in der Organisation von Vorträgen und Diskussionen, Film-Clubs, Demonstrationen und Radioprogrammen, um die Diskriminierung und Unterdrückung zu verurteilen, der wir als Frauen und und als Arme ausgesetzt waren. Wir waren auch an den damaligen gesellschaftlichen und politischen Prozessen beteiligt, die zum Ausbruch der bolivarianischen Revolution führten. Sie nahm ihren Anfang mit dem Wahlsieg des Comandante Hugo Chávez und dem verfassungsgebenden Prozess im ganzen Land. Seit dem Jahr 2000 arbeiten wir bewusst feministisch und mit einem Verständnis von Patriarchat, zu dem uns ein Kollektiv von öko-feministischen Genossinnen inspiriert hatte. In dieser Zeit sammelten wir unsere ersten Erfahrungen in der Organisation feministischer Bildung. Wir nannten das <i>Schule der freien Frauen</i>.</p><p></p><p></p><p><b>Aquarella [Bloque]: Und mit dem Aufkommen der Bolivarianischen Revolution hat sich eure Arbeit dann verändert?</b></p><p></p><p><b>[MplV:]</b> In den Jahren zwischen 2000 und 2005 kam es in Venezuela zu einer Vielzahl von politischen Ereignissen; darunter der gescheiterte Putschversuch, der Unternehmerstreik, das <i>Widerrufsreferendum</i> [1] und andere. All diese Geschehnisse erforderten die Mobilisierung der sozialen Bewegungen und der Bevölkerung im Allgemeinen für Aktionen zur Verteidigung des revolutionären Prozesses. In diesen Jahren fokussierte sich ein Großteil unserer Bemühungen auf die Unterstützung entsprechender Aktionen. Ab dem Jahr 2006 nahmen wir dann schließlich die Arbeit innerhalb der Gemeinschaft wieder auf. Dieses Mal mit Frauen, die sich in Nachbarschaftsinitiativen und Arbeiter*innenorganisationen engagierten. Dies ermöglichte es uns, den Kontakt zu jungen Frauen aufzubauen. Sie schufen zwei neue Kollektive innerhalb von <i>Mujeres por la Vida</i>: das Kollektiv der <i>Lunáticas</i> und die<i> Mariposas Libertarias (Libertäre Schmetterlinge)</i>, womit wir uns als Bewegung etablierten. Das<i> Lunáticas</i> Kollektiv hat in den vergangenen Jahren verschiedene Erfahrungen in der Entwicklung von Medienformaten gesammelt, darunter die Videoproduktion <i>Abolir el Patriarcado es la Revolución (Das Patriarchat abzuschaffen ist die Revolution)</i>, oder auch die Gemeinschaftsradio- und Fernsehprogramme <i>Juntas y También Revueltas (Zusammen und rebellisch).</i></p><p></p><p></p><p><b>Aquarella [Bloque]: Wie hat sich eure Arbeit seitdem weiter entwickelt? Habt ihr neue Arbeitsfelder erschließen können?</b></p><p></p><p><b>[MplV:]</b> Unsere Arbeit konzentriert sich inzwischen auf folgende Arbeitsfelder: Erstens auf die Stärkung der Teilhabe von und Führung durch Frauen in lokalen Organisationen und sozialen Bewegungen. Erreicht wird das durch feministische Bildung und Begleitung persönlicher und kollektiver Prozesse, die das Wachstum und Empowerment erleichtern. Zweitens die so genannte <i>Feministische Pädagogik</i>. Hier entwickeln wir Bildungsprozesse, die auf den Konzepten und Methoden der befreienden <i>Volksbildung</i> [2] basieren, und im Rahmen derer Frauen ihre eigenen Prozesse steuern. Wir arbeiten auch daran, die großen Themen des Kapitalismus und des Patriarchats mit dem persönlichen Leben jeder Einzelnen und den Beziehungen zwischen uns allen in Verbindung zu bringen. So entdecken wir das Gemeinsame unserer Probleme und die Notwendigkeit des kollektiven Handelns. Drittens schaffen wir durch Präventions- und Verurteilungskampagnen Aufmerksamkeit für Gewaltsituationen, in denen wir als Frauen leben. Ein weiterer Teil der Arbeit besteht in der Begleitung von Frauen in Gewaltsituationen und in ihren persönlichen Prozessen, sowie rechtliche und psychologische Beratung. Viertens liegt unsere Arbeit in der Verteidigung und Förderung sexueller und reproduktiver Rechte. Fünftens schaffen wir Räume zur Unterstützung von Frauen untereinander, durch Räume für Begegnung und gemeinsames Leben, in denen jede das Gefühl hat, dass ihre Worte und ihre Teilnahme geschätzt wird. Räume, in denen sie gegenseitige Akzeptanz und Respekt für alle leben, in denen die Freundschaft zwischen Frauen aufgebaut wird. Lernorte, an denen wir uns ruhig, behaglich und auf Augenhöhe fühlen. So können wir uns für die Teilnahme in anderen Räumen stärken und Veränderungen hin zu den Werten führen, an die wir glauben. Es ist nicht nur ein weiteres Treffen, sondern ein Moment, nach dem wir uns sehnen, weil er uns nährt, es uns ermöglicht, tief durchzuatmen und stärker herauszukommen. Sechstens unsere feministischen Volksmedien: eine neue Form der Medien, die es uns erlaubt, kritische Analysen und neue Inhalte zu produzieren, und uns dabei gegen die patriarchalen Rollenbilder und Stereotypen, Diskriminierung, Ungleichheit und geschlechtsspezifischer Gewalt zu positionieren. Genau diese Aspekte liegen dem patriarchalen System zugrunde und werden vor allem durch die großen Medien vermittelt. Mit <i>Juntas y También Revueltas (Zusammen und rebellisch)</i> als unserem zentralen Radio-Sender und Ausdruck unserer Kämpfe, zeigen wir auch unsere Essenz, unsere Werte und Symbole, und multiplizieren die Stimmen derer, die das würdevolle Leben verteidigen.</p><p></p><p></p><p><b>Aquarella [Bloque]: Wie schätzt ihr heute den Ausgangspunkt feministischer Kämpfe in Venezuela ein?</b></p><p></p><p><b>[MplV:]</b> Die führende Beteiligung von Frauen an feministischen, sektoralen oder lokalen Organisationen ist in unserem Land von großer Bedeutung. Wir haben in vielen Bereichen Führungsaufgaben übernommen. Dies ging jedoch nicht mit einer Veränderung der Verantwortlichkeit in den Betreuungs- und Pflegetätigkeiten einher, die hauptsächlich auf Frauen zurückfallen und meistens eine Doppel- und Dreifachbelastung bedeuten. Patriarchale Vorstellungen setzen darüber hinaus die Unterordnung und Wertlosigkeit der Frauen im öffentlichen Leben fort. Daraus ergibt sich eine Reihe von Schwierigkeiten für Frauen, ihre gesellschaftliche Teilhabe und Führungsaufgaben in der Gemeinde aufrecht zu erhalten.</p><p>Erschwert wird das Ganze auch durch die Folgen der sozioökonomisch schlechten Lage der letzten Jahre. Sie ist das Ergebnis einer Wirtschafts- und Finanzwirtschaftsblockade ausländischer Mächte. Dazu kommen Diebstähle von Vermögenswerten der Nation, und interne Probleme, wie Korruption und Bürokratie. Im Umkehrschluss bedeutet das für Frauen eine Doppelbelastung: einerseits die grundlegenden wirtschaftlichen Probleme zu Hause lösen zu müssen und andererseits die Grundbedürfnisse der Gemeinschaft zu erfüllen. Das erschwert den Frauen, an sich selbst und die eigenen Bedürfnisse zu denken. Immer mehr schlägt sich diese Doppelbelastung in physischer und psychischer Verausgabung nieder. Es gibt nur wenig Räume für Rückhalt und Begleitung, wo es möglich wäre, über kollektive Strategien nachzudenken, oder kreative Alternativen zu dieser Realität zu entwickeln.</p><p>Es ist notwendig von der Basis der Frauen aus eine Agenda des Kampfes für die Schaffung von öffentlichen Politiken zu entwickeln, die nicht auf Almosen basieren und das Konzept der vermeintlich schutzbedürftigen, passiven Frauen noch verstärken. Wir als Volksbewegung haben in Abstimmung mit anderen Organisationen, Gemeinden und gesellschaftlichen Sektoren eine Reihe von Aktivitäten, Seminaren und Treffen durchgeführt, um genau eine solche Agenda zu entwickeln. Sie soll es uns erlauben, Respekt für unsere Rechte auf politische Beteiligung und Führungspositionen einzufordern. Darüber hinaus werden auf diese Weise Prozesse der Autonomie und der Selbstbestimmung über unsere Körper gestärkt, sowie Gemeinschaftsmechanismen für ein Leben frei von Gewalt an Frauen geschaffen. Wir erarbeiten Strategien, um die Hausarbeit gerechter zu verteilen, schaffen Zugang zu Informationen und Kampagnen über sexuelle und reproduktive Rechte und ermöglichen damit die Konsolidierung unserer politischen Führung innerhalb der Bewegung für Volks- und Frauenmacht.</p><p></p><p></p><p><b>Aquarella [Bloque]: Welche Vorschläge hat</b> <b><i>Mujeres por la Vida</i></b><b> konkret? Worauf gründet ihr Euer politisches Handeln und welche Pläne habt ihr für heute und für die Zukunft?</b></p><p></p><p><b>[MplV:]</b> Seit mehr als 27 Jahren betonen wir die Notwendigkeit, neue emotionale Bindungen zwischen Frauen zu schaffen. Es geht aber nicht nur um Freundschaften, wir wollen Räume für Reflektion und die Stärkung von feministischer Führung schaffen. Erst das erlaubt uns, gemeinsam zu kämpfen und größere Hebel gegen das patriarchale, kapitalistische, imperialistische und koloniale System in Anschlag zu bringen.</p><p>Projekte, an denen wir arbeiten, sind unter anderem: 1) Die Einrichtung einer Bürgerbeauftragten für Frauen <i>(Defensoría de la Mujer Hermana Juanita)</i> im Südwesten der Stadt Barquisimeto, die auch für die Gemeinden Ataroa und Loma de León ansprechbar ist. 2) Die Gründung des feministischen Ausbildungszentrums <i>María Jota Berrio Rodríguez</i> in der kommunal-feministischen Volksschule <i>Ana Torres.</i> 3) Unser Anstoß zur Bildung der Ausschüsse für Frauen und Geschlechtergleichstellung in 40 Gemeinden des Bundesstaates Lara. 4) Seit 2017 die Teilnahme an der feministischen Plattform <i>Ni Una menos (Keine mehr!)</i> zur Organisation von Veranstaltungen zum 8. März. 5) Die Teilnahme an internationalen und nationalen Frauentreffen, darunter das <i>Plurinationale Treffen</i> in Argentinien, das Lateinamerikanische Frauentreffen<i> ELLA</i> und die Bewegung <i>Mujeres de Alba</i>. 6) Sechstens die Produktion und Ausstrahlung des Radiosenders <i>Juntas y También Revueltas</i>. 7) Medienerfahrungen wie die Ausstrahlung des Dokumentarfilms <i>Abolir el Patriarcado es la Revolución (Die Abschaffung des Patriarchats ist die Revolution)</i> oder der Fernsehsendung <i>Juntas y También Revueltas (Zusammen und rebellisch)</i>. 8) Die Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus La Carucieña in Sachen sexueller und reproduktiver Rechte. 9) Die weiterbildende Begleitung für anderer Organisationen, wie zum Beispiel der Genossenschaft <i>8 de Marzo (8. März)</i>, dem<i> Casa Vera (besetzten Gebäude)</i>, sowie von 12 Kommunen des Bundesstaates Lara zu Themen wie Patriarchat, feministische Volksmedien, ein Leben ohne Gewalt für Frauen, feministische Kommunen und vieles mehr. 10) Die gezielte Förderung und Moderation der vorbereitenden Frauenversammlungen des <i>Ersten Venezolanischen Frauenkongresses</i>. Und 11) das sozio-produktive Training für Frauen in Lebensmittelverteilungsprozessen in ihren territorialen Organisationen (Gebiete der Gemeinden Ataroa, Loma de León und Pavia), hauptsächlich in der Entwicklung von Reinigungs- und Körperpflegeprodukten.</p><p></p><p></p><p><b>Aquarella [Bloque]: Venezuela erlebt derzeit eine tiefe wirtschaftliche und politische Krise. Eine der Folgen ist die wachsende venezolanische Diaspora in aller Welt. Wie gestalten sich die Folgen für die venezolanischen Frauen? Wie wird mit dieser Situation umgegangen?</b></p><p></p><p><b>[MplV:]</b> Wie bei jedem Massenmigrationsprozess sind es vor allem Frauen und Kinder, die sich in gefährlichen und verletzlichen Situationen wiederfinden. Sie sind auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen, getrieben durch die aktuelle Situation im Land, die den ärmsten Menschen keine andere Wahl mehr lässt. Darüber hinaus glauben sie, dass in den Ländern, in die sie flüchten, eine bessere Zukunft möglich sei. Dabei ist den meisten nicht bekannt, dass die Migrations- und Wirtschaftspolitik dieser Länder jenen, die als Migrant*innen gelten, kaum Rechte garantiert.</p><p>Die Zahl venezolanischer Frauen, die unter häuslicher Gewalt oder Arbeitsgewalt leiden, oder im Ausland ermordet werden und ihre Söhne und Töchter oft schutzlos zurück lassen, ist beunruhigend hoch. Oft enden die Frauen in Netzwerken des Menschenhandels, werden als Sexsklavinnen ausgebeutet und verkauft, oder leiden unter prekären Arbeitsbedingungen, die weder ihren Lebensunterhalt, noch die Möglichkeit von Geldüberweisungen an die Familie garantieren.</p><p>In diesem Kontext ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass es Situationen gibt, in denen Mütter, ob alleinerziehend oder mit ihren Ehemännern, migrieren und die Söhne und Töchter in der Obhut eines anderen Familienmitglieds zurücklassen, das körperliche, psychische und sexuelle Gewalt gegen Kinder ausübt.</p><p>Deshalb ist es notwendig, Netzwerke der Fürsorge und Solidarität mit sozialen Organisationen in den Nachbarländern aufzubauen, die diese Frauen, die sich ohne jegliche Unterstützung für die Emigration entscheiden, begleiten oder unterstützen können. Diese Netzwerke können einerseits Informationen über die Möglichkeiten vor Ort weitergeben, sollten andererseits aber auch für die Hinterbliebenen, soziale und produktive Projekte als Vorschlag alternativer, selbstverwalteter und solidarischer Wirtschaft vorantreiben. So werden wir der kapitalistischen Logik mit ihrer Spekulation und Hyperinflation die Stirn bieten. Zu unseren Initiativen gehört zum Beispiel die Wiederaufnahme einer Produktionsstätte zur Herstellung von Reinigungsprodukten und Tomatensauce, um einen Beitrag zur Finanzierung des Familieneinkommens zu leisten.</p><p>Kein Hindernis wird unsere Hoffnung und unsere Träume eines volksnahen und kommunalen Feminismus zerstören. Davon sind wir überzeugt nach all dem, was wir bereits erreicht haben. Jenseits der starren, bürokratischen Logik, die nicht erlaubt, interne Fehler und Mängel zu korrigieren, werden wir die Schwierigkeiten überwinden, indem wir Allianzen schmieden und unsere Strategien zur Verteidigung der Revolution der Frauen fortführen. Wir werden trotz aller Probleme weiterhin die Protagonistinnen unserer eigenen Prozesse sein.</p><p></p><p></p><p><b>Aquarella [Bloque]: Von welchen Schwierigkeiten sprecht ihr da genau, die ihr derzeit als Bewegung durchlebt?</b></p><p></p><p><b>[MplV:]</b> Es sind Probleme, die mit der gegenwärtigen politischen Konjunktur zu tun haben. Zum Beispiel gingen 2018 drei unserer Genossinnen aus persönlichen Gründen außer Landes. Andere haben sich aus ökonomischen Gründen der institutionellen Arbeit im Staat angeschlossen. Wieder andere Genossinnen aus den Gemeinden tun ihr Bestes, können dabei aber dem Gefühl der physischen und psychischen Belastung für die vielfältigen Aufgaben, die sie ausführen müssen, nicht entgehen. Darunter fallen die Nahrungsmittelsuche, Kochen mit Brennholz, die Verwaltung der häuslichen Finanzen und fehlender Zugang zu Medizin und Verhütungsmitteln. Für das dritte Quartal 2019 hoffen wir jedoch wieder einige Aktivitäten mit mehr Kraft und Hoffnung neu aufnehmen zu können. Dank der internationalistischen Solidarität konnten wir bislang 30 dauerhafte Empfängnisverhütungsmittel erwerben, die an Frauen in den prekärsten Vierteln weitergegeben werden. Durch den Erlös des Verkaufs unserer Broschüren konnten wir den Posten der Bürgerbeauftragten für Frauen <i>Hermana Juanita</i> wieder aufleben lassen.</p><p></p><p></p><p><b>Aquarella [Bloque]:</b> <b>Wie können wir uns von hier aus mit eurer Bewegung solidarisieren?</b></p><p></p><p><b>[MplV:]</b> Um Beziehungen der Solidarität zu schaffen, müssen wir unsere verschiedenen Realitäten verstehen lernen. Deshalb beteiligen wir uns an der Initiative, Online-Video-Foren vorzubereiten, die dazu beitragen, das Geschehen in Venezuela aus der Perspektive organisierter Frauen, die in armen Gegenden leben, medial zu verbreiten. Wir glauben, dass es wichtig ist, mit Hilfe von Internetplattformen den Zugang zu Informationen zu erleichtern. Wir informieren dabei nicht nur über unsere Projekte, sondern auch über Neuigkeiten im Zusammenhang mit dem Kampf der Frauen zur Verteidigung unseres Lebens und dem politischen Befreiungsprojekt in den Kommunen.</p><p>Das alles tun wir zur Schaffung einer öffentlichen Politik der Gerechtigkeit, insbesondere der sozialen Gerechtigkeit. Wir haben unseren Beitrag immer auf eine selbstverwaltete Art und Weise geleistet, müssen jedoch ehrlich anerkennen, dass die Situation des Landes uns beeinflusst hat, unsere eigenen Ressourcen unzureichend sind und die hohen Lebenshaltungskosten uns belasten. Obwohl wir uns nicht unterkriegen lassen, ist es doch schwieriger geworden, unsere Arbeit auf andere hilfsbedürftige Sektoren auszudehnen und bereits konsolidierte Projekte aufrecht zu erhalten. Aus diesem Grund können jegliche finanziellen Beiträge, die geleistet werden, dazu beitragen, unsere hart erkämpften Erfolge aufrechtzuerhalten.</p><p></p><p><b>Aquarella [Bloque]: Vielen Dank, liebe Genossinnen, für Eure Zeit.</b></p><p></p><hr/><p></p><p><i>Interview: Aquarella Padilla, Bloque Latinoamericano Berlin</i></p><p><i>Übersetzung: Orsolya Zilahy, Julia Walendzik</i></p><p></p><hr/><p></p><p><b>Anmerkungen:</b></p><p></p><p><b>[1]</b> <i>Widerrufsreferendum:</i> Mit dem erfolgreichen Widerrufsrerendum im Jahr 2004 wurde über die Dauerhaftigkeit von Hugo Chávez im Präsidialamt des Staates gestimmt. In Folge des offiziellen Ergebnisses war er fortan nicht mehr zu widerrufen. Hintergrund ist Artikel 72 der venezolanischen Verfassung: <i>„Für alle diejenigen, die durch allgemeine Wahlen in Ämter in Verwaltung und Rechtsprechung berufen worden sind, kann das Mandat widerrufen werden. Nach Ablauf der Hälfte der Amtszeit, für die der Amtsträger oder die Amtsträgerin gewählt wurde, können mindestens zwanzig Prozent der in der entsprechenden Verwaltungseinheit eingetragenen Wahlberechtigten die Durchführung einer Volksabstimmung beantragen, um dessen oder deren Mandat zu widerrufen.“</i></p><p></p><p><b>[2]</b> Gemeint ist die Tradition der<i> Pädagogik der Unterdrückten</i> nach Paulo Freire in ihren zahlreichen Varianten gesellschaftlicher Organisation in Lateinamerika.</p><p></p></div>
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„Die wahre Kritik steckt im Herzen eines Volks, das nicht aufgibt“2019-05-27T13:38:27.355753+00:002019-05-27T13:42:45.917304+00:00Jan Schwabredaktion@revoltmag.orghttps://revoltmag.org/articles/die-wahre-kritik-steckt-im-herzen-eines-volks-das-nicht-aufgibt/
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<h1>„Die wahre Kritik steckt im Herzen eines Volks, das nicht aufgibt“</h1>
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<div class="rich-text"><p><i>Am 28. Mai veranstaltet die marxistische Tageszeitung junge Welt eine Konferenz mit dem Titel „Hände Weg von Venezuela – Solidarität mit den progressiven Kräften Lateinamerikas“. Neben deutschen linken Gruppen und Parteien beteiligen sich auch migrantische Solidaritätsgruppen an der Konferenz. re:volt-Redakteur Jan Schwab sprach mit dem lateinamerikanischen Bündnis Bloque Latinoamericano, das die Konferenz unterstützt.</i></p><p></p><p></p><p><b>Jan [re:volt]: Hallo liebe Genoss*innen von</b> <a href="https://www.facebook.com/BloqueLAberlin/"><b><i>Bloque Latinoamericano</i></b></a><b><i>.</i></b> <b>Könntet ihr uns etwas zu eurer Arbeit erzählen? Wer seid ihr und was macht ihr schwerpunktmäßig?</b></p><p><b>Bloque Latinoamericano:</b> Wir sind ein Zusammenschluss von linken lateinamerikanischen Kollektiven und Einzelpersonen in Berlin und bundesweit. Der <i>Bloque Latinoamericano</i> entstand vor einem halben Jahr als Antwort auf den Vormarsch der Faschist*innen in Lateinamerika und die Geschehnisse in Chemnitz. Auf keinen Fall konnten wir danach weiter unorganisiert bleiben. Weder als Latinos/as in der Diaspora, noch als Migrant*innen in Deutschland. Eines unserer Ziele ist, die lateinamerikanischen Kämpfe in Berlin zu vereinen, um die Kämpfe unserer Völker auf dem lateinamerikanischen Kontinent zu unterstützen. Ein anderes ist die Stärkung linker migrantischer Politik in Deutschland. Dahinter stehen für uns die Kämpfe um Würde und Demokratie, antikoloniale, feministische und antikapitalistische Kämpfe. Wir beteiligten uns in den letzten Monaten an zahlreichen Demonstrationen und Protesten gegen den Neo-Faschismus in Deutschland, die Regierung Bolsonaro in Brasilien und Moreno in Ecuador, gegen die imperialistische Intervention in Venezuela, oder für die Befreiung politischer Gefangener auf unserem Kontinent. Im April unterstützten wir eine Initiative kolumbianischer Organisationen in Europa und zogen vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, um eine Anklage gegen die systematische Ermordung von Aktivist*innen in Kolumbien anzustrengen. Wir unterstützen darüber hinaus Gedenkveranstaltungen an unsere Genoss*innen, die ihr Leben im Kampf verloren haben, wie z.B. Marielle Franco in Brasilien und Berta Cáceres in Honduras. Am 8. März beteiligten sich die Frauen* des <i>Bloque Latinoamericano</i> an einem internationalistischen Protestmarsch in Berlin-Lichtenberg zusammen mit anderen migrantischen Frauen*kollektiven. Wir machen auch Solidaritätsarbeit mit dem kurdischen Befreiungskampf und unseren palästinensischen Genoss*innen, da wir verstanden haben, dass es sich in beiden Fällen um eine fundamental wichtige Arbeit in Deutschland handelt. Intern schaffen wir Räume für gemeinsame Diskussionen und Analysen und entwickeln unsere regionale Arbeit mit der lateinamerikanischen Community in Berlin.</p><p></p><p></p><p><b>Jan [re:volt]: Seit Ende der 90er Jahre kamen in Lateinamerika immer mehr linke Regierungen an die Macht. Parallel dazu gab es immer wieder starke soziale Bewegungsproteste – von</b> <b><i>Ni una menos (Nicht eine weniger)</i></b><b> in Argentinien, über</b> <b><i>No+AFP</i></b><b> in Chile oder die Proteste für den Frieden in Kolumbien. Wo liegen eure Bezüge in der lateinamerikanischen Linken?</b></p><p><b>Bloque Latinoamericano:</b> Die Kämpfe der Lateinamerikaner*innen sind so vielfältig wie die aus einem historisch kolonisierten, ausgeplünderten und sich in permanentem Widerstand befindenden Kontinent hervorgegangenen Identitäten. Wir sprechen von Geschichten der Kämpfe im Plural, weil die Wege der Lateinamerikaner*innen im Ringen um ihre Befreiung schon immer vielfältig waren und unter unseren „Völkern“ ebenfalls eine Vielfalt an Kulturen, Sprachen und Weltanschauungen existieren. Die daraus entstehenden politischen Perspektiven gehen weit über den westlichen Bezugsrahmen hinaus. Und es ist genau diese Vielfalt und kollektive Erinnerung, die es uns verbietet, unsere Geschichte der Kämpfe auf die sogenannten „Linksregierungen“ der vergangenen Jahrzehnte zu reduzieren. Vor allem dann, wenn wir bedenken, dass jede einzelne Errungenschaft, alle Fortschritte in puncto sozialer Gerechtigkeit, Siege unserer Kämpfe waren – Kämpfe die uns Leben gekostet haben. Wir begleiten also als <i>Bloque Latinoamericano</i> die emanzipatorischen Ausdrücke unseres Kontinents. Wenn die Linksregierungen zu ihrer Zeit mit der Idee der Emanzipation, die eben nicht nur die letzten 10 oder 20 Jahre, sondern 500 Jahre zurückreicht, in Einklang standen oder stehen, dann werden wir ihre Politiken hier sichtbar machen. Wenn aber die Regierungen, auch die Linksregierungen, nach der Pfeife neoliberaler Interessen tanzen und Politiken gegen die Arbeiter*innenklasse lancieren, wenn sie unsere Ländereien und natürlichen Ressourcen an die multinationalen Konzerne verschachern, dann werden wir da sein und Widerstand leisten.</p><p></p><p></p><p><b>Jan [re:volt]: In der deutschsprachigen Diskussion finden sich ja häufig sehr kritische Haltungen zu den lateinamerikanischen Linksregierungen. Wo seht ihr die Erfolge und die Fehler der lateinamerikanischen Linksregierungen und sozialen Bewegungen?</b></p><p><b>Bloque Latinoamericano:</b> Wir glauben, dass es in der europäischen Linken eine sehr paternalistische Haltung gegenüber Lateinamerika gibt. Dieser Stempel der „alten und neuen Welt“ haftet auch den Analysen der Linken hierzulande an. Die Kritik aus der Ferne läuft immer Gefahr in der Analyse Leerstellen zu hinterlassen und zu verflachen. Die Geschichten unserer Völker, in der auch die Regierungen eine Rolle spielen, sind komplex und widersprüchlich. Wir im <i>Bloque Latinoamericano</i> haben verschiedene Positionen in Hinblick auf die sogenannten Linksregierungen unseres Kontinents. Allerdings stellt dieser Aspekt auch nicht den Hauptpunkt unserer Debatte, oder unserer Praxis dar. Im Gegenteil. Die gegebene Komplexität zwingt und verpflichtet uns, mit Bescheidenheit den Berichten von mobilisierten Völkern zuzuhören. Was häufig passiert ist, dass die Linke, auch die lateinamerikanische, den Fehler begeht, nur das zu „unterstützen“, was aus ihrer Position heraus am „genehmsten“ erscheint: dogmatisch abgeleitet aus ihrem theoretischen Verständnis, was sie bereits „kennt“. Im Umkehrschluss verfällt sie in eine „Kritik“, die mit der Zurückweisung von allem einhergeht, was sie selbst nicht zu verstehen vermag. Nehmen wir als Beispiel die internationalistische Unterstützung der Zapatistas in Mexiko von Europa aus, im Gegensatz zu den „vorsichtigen“ linken Positionierungen zu Venezuela. Wir müssen auch darauf hinweisen, dass eine sogenannte Linksregierung nicht notwendigerweise sozialistisch bzw. links ist. Die Linksregierungen Lateinamerikas bauen auf einer Entwicklungsökonomie auf, die das Leben der Völker bedroht und die Natur als unendliche Ressource zur Akkumulation von Kapital begreift. Eine Perspektive, die nicht mit dem Kapitalismus als System bricht. Andererseits waren und sind diese Regierungen weder homogen noch statisch. Sie wandelten sich mit der Zeit und das aufgrund der linken Bewegungen in der Region. Das ist etwa der Fall, wenn wir uns Hugo Chávez' ansehen. Hier konnte man beobachten, wie sein Diskurs sich wandelte, wie er sich radikalisierte und als Führer einer popularen Bewegung konsolidierte, die historisch, wie heute eine sozialistische Revolution fordert. Chávez machte sich auf Forderung des venezolanischen Volks und des Kontinents hin zum Anführer der bolivarischen Revolution. Aber in vielen Kapiteln unserer Geschichte wissen die Führungen nicht, wie sie auf den Pfad, den die Volksbewegung einschlägt, antworten sollen - auf eine Bewegung, die mit einer Machtstruktur kollidiert, die nicht bereit ist, ihre Privilegien zu verlieren. Fehler gibt es viele. Aber wichtiger als diese Fehler zu sehen, ist es, die Hoffnungen zu hinterfragen, die wir als soziale Bewegungen in diese Regierungen gesteckt haben und wie wir in vielen Fällen in Klientelpolitik gefangen geraten sind, die uns letztendlich demobilisiert hat. Es ist wichtig, klar zu haben, was wir aus dieser Erfahrung gelernt haben, und unseren Kampf fortzusetzen.</p><p></p><p></p><p><b>Jan [re:volt]: Venezuela war ja nun eines der am weitesten links stehenden Modelle, z.B. was Verstaatlichungen und Partizipation anbelangt. Seht ihr da einen grundlegenden Unterschied in der Politik von Hugo Chávez zu Nicolás</b> <b>Maduro, oder hat letzterer schlicht Pech gehabt, dass die Krise des Wirtschaftsmodells in seine Amtszeit fiel?</b></p><p><b>Bloque Latinoamericano:</b> Wir können uns erinnern, dass Chávez als ein Kandidat der Massen antrat, der eine Alternative zum neoliberalen Ausverkauf bot und mit dem sogenannten <i>Punto Fijo</i>-Abkommen brechen wollte. Dieser Pakt war unter zwei rechten Parteien geschlossen worden, die Venezuela für mehr als 40 Jahre regierten. Regierungen, die die reiche und ausbeuterische Klasse und ihren Erdölschatz schützten. Sie bildeten Streitkräfte und Städte nach Vorbild des begehrten US-amerikanischen und europäischen Lebensstils. Es genügt, sich eine Stadt wie Caracas anzusehen, um zu verstehen, wie bis heute eine immense Spaltung zwischen dem Venezuela des Reichtums und der Verschwendung und dem Venezuela der Armut und des Hungers das Land durchzieht. Die Rechtsregierungen, die eine Politik des antikommunistischen Terrors betrieben, verursachten Massaker und ließen Menschen verschwinden, in sogenannten „demokratischen Zeiten“. Es sind die gleichen Parteien, die sich heute als „neue Parteien“ und als „Alternative für ein neues Venezuela“ verkaufen wollen. Die Machtübernahme durch Chávez bedeutete einen Aufbruch, wie er niemals zuvor vom venezolanischen Volk erlebt wurde. Und sie stellt etwas dar, was schwierig durch politische Theorien zu erklären ist, weil es viel mit Würde und dem Gefühl der Zugehörigkeit zu tun hat, mit einem individuellen wie kollektiven Prozess, der es ab den Sozialpolitiken der chavistischen Regierung schaffte, tiefgreifende Veränderungen in dieser so ungleichen Gesellschaft Venezuelas Ende der 90er zu bewirken. Millionen von Venezolaner*innen erhielten Zugang zu einer Gesundheitsversorgung und kostenloser sekundärer, wie universitärer Bildung. Darüber hinaus schuf man Orte der demokratischen Partizipation, wie die riesigen <i>Asambleas (Versammlungen)</i> im gesamten Land, vor allem in den historisch marginalisierten Regionen, auf dem Land und in den Kommunen der Indigenen, um eine neue Verfassung zu diskutieren und zu schaffen. Genauso wie die Etablierung der Kommunalräte als Orte der direkten Partizipation durch das Volk oder die Arbeiter*innen-Räte der Fabriken und Firmen, die verstaatlicht wurden, die in den ersten Momenten tatsächlich aber von den Arbeiter*innen selbst verwaltet wurden. Der Aufbau „einer neuen Gesellschaft“ stellte und stellt immer noch die Hoffnung nicht nur für das venezolanische Volk dar, sondern für die ganze Region.</p><p>Dennoch gibt es im Zuge dieses Aufbaus zwei entscheidende Faktoren, die zur Abkehr vom Weg führen, der im Aufbau des Sozialismus gerade erst eingeschlagen wurde. Zunächst der Verlust von Einflussräumen für die heimatlose und entfremdete bürgerliche Klasse, die immer versuchte, wieder zurück in die politische Machtposition zu gelangen, es mittels Wahlen aber nicht schaffte. Weil sie keine populare Unterstützung genoss, griff sie zurück auf die Zusammenarbeit mit dem US-Imperialismus, auf die Gründung gewalttätiger, destabilisierender Gruppen, auf Maßnahmen des ökonomischen Drucks, politische Verfolgung von kommunalen Anführer*innen und Bäuer*innen und die Prägung des internationalen Mediendiskurses von einem vermeintlichen <i>Failed State</i>. Auf gewaltvollen Protesten dieser „demokratischen Opposition“ wurden in den letzten Jahren Menschen bei lebendigem Leibe verbrannt, weil sie „wie Chavez-Anhänger aussahen“- Es ist mehr als offensichtlich, dass die so genannte venezolanische Opposition keinen demokratischen Weg zur Lösung des Konflikts sucht, für den sie selbst mit verantwortlich ist.</p><p>Auf der anderen Seite begann der bolivarische, durch Chavez angestoßene Prozess, der durch Kräfte des organisierten Volkes begleitet wurde, unter den Massen jedoch an Rückhalt zu verlieren. Die Gründe dafür waren, dass er nie den Staat beseitigte, der „das Volk vertreten“ wollte, sich immer weiter von den Interessen der Mehrheit entfernte und dafür partikularen Interessen annäherte. Mit den Regierungen Chávez und Maduro entstand eine neue politische Klasse, die sich in der politischen Macht einnistete und begann, die Räume der popularen Partizipation einzuschränken, sie sogar kriminalisierte, ebenso wie die Kritik aus den Reihen des Chavismus selbst. Womöglich trat der Prozess des Zerfalls erst nach dem Tod von Chávez deutlicher hervor. Tatsächlich bedient sowohl die rechte Opposition, wie auch die Regierung, missbräuchlich eines manichäischen und verkürzten Diskurses des „Bist du nicht mit mir, bist du gegen mich“. Die Geschichte hat uns gelehrt, dass dieses Spiel seine Grenzen hat. Früher oder später wird das Volk anfangen sich zurück zu holen, was ihm genommen wurde. Es wird die Notwendigkeit sehen, sich in einer politischen Identität zusammen zu finden, die es ihm erlaubt, einen bislang noch unklaren Weg zu beschreiten. Ein weiteres Element ist, dass es sich bei der venezolanischen Gesellschaft um eine patriarchale, katholische Gesellschaft handelt, deren Geschichtserzählung voll mit großen Helden und Schurken ist, die in Maduro aber keinen empathischen Führer finden konnte - anders als in Chávez, der den Archetypen des schützenden Vaters und Erlösers repräsentierte. Die venezolanische Krise ist nicht nur eine ökonomische, sondern eine tiefgehende moralische Krise. Eine Krise, von der wir glauben, dass sie die Perspektive der kontinentalen Befreiung schwer getroffen hat.</p><p></p><p></p><p><b>Jan [re:volt]: In der deutschsprachigen Linken wird sich in Bezug zu Venezuela ja sehr ambivalent positioniert. Die Mehrheit spricht sich gegen den Putsch aus, entsolidarisiert sich aber zugleich mit der Regierung Maduro. Ein Teil der Linken hierzulande spricht, wie die westlichen Medien von einem „autoritären Regime“. Was haltet ihr von solchen Positionen?</b></p><p><b>Bloque Latinoamericano:</b> Venezuela, wie früher auch Kuba, ist eines der bevorzugten Ziele der Diffamierung durch die transnationalen Medien. Es handelt sich dabei um ein Kriegswerkzeug, das eine militärische Intervention, den Raubzug auf die Ressourcen des Landes und die Einmischung anderer Regierung in die souveränen Entscheidungen des venezolanischen Volks rechtfertigen soll. Diese Medien sagen uns, über welche Länder „wir besorgt sein sollten“ und über welche nicht, wann wir ein im Fernsehen übertragenes Massaker akzeptieren sollen, wer die Terrorist*innen sind und wer nicht, welches Regime autoritär ist und welches nicht. Deshalb bekümmert Venezuela derzeit die gesamte Welt, da es dort angeblich ein sehr schlimmes autoritäres „Regime“ gäbe, welches die Menschenrechte attackiere. Und kann es dann nicht sein, dass vereinzelte, verfälschte Informationen sich am Ende in „Analysen“ verwandeln, inklusive jene der globalen Linken? Das ist unserer Ansicht nach etwas wirklich Besorgniserregendes, weil jene, die am lautesten die Fahne der „Menschenrechte“ in Venezuela schwenken, die gleichen Parteien sind, die 40 Jahre lang das Gesetz zur Ausrottung des Kommunismus angewandt haben. Und das, während jene, die am meisten betroffen waren von den Widersprüchen der Macht, die Anführer*innen der Bauernverbände, die Arbeiter*innen und die chavistischen Kommunen sind, die sich mutig gegen die Korruption, die Nachlässigkeit und den Klientelismus eingesetzt haben. So wie die Krise alle unterschiedlich hart getroffen hat, trifft auch nicht jede „Kritik“ ins Schwarze. Bei Staatsstreichen, dem Aufbau und der Finanzierung bewaffneter Gruppen mit faschistischen Praktiken, der Einforderung einer Militärintervention, einer Politik der Bestrafung und des Aushungerns eines Volks durch ein Embargo, kann man nicht von „Kritik“ sprechen. Wirkliche „Kritik“ ist die interessante Debatte, die die venezolanische Gesellschaft führt, die von ihr entwickelten Mechanismen des Überlebens und der Solidarität, die mit einem tiefen antiimperialistischen Gefühl einhergeht. Aber das ist etwas, was die Medien nicht bringen und was die große Mehrheit der deutschen, wie internationalen Linken, deren Informationsquellen die gleichen Meiden sind, nicht hört. Das soll nicht heißen, dass wir verneinen, dass Venezuela eine schwere Krise durchläuft. Das Land bleibt weiterhin und auf lange Sicht abhängig von der Ausbeutung des Rohöls und dem Verkauf seiner natürlichen Ressourcen. Ein Problem, das eine schwere Umweltkrise hervorgebracht hat. Es handelt sich um ein Land, das es weder geschafft hat, seine Ländereien produktiv zu machen, noch die Politik der Landzurückgewinnung weiterzuführen oder wirkliche Arbeiter*innenkontrolle über die Produktion zu erwirken. Die wahre Kritik steckt im Herzen eines Volks, das nicht aufgibt, das glaubte, der Moment der Gerechtigkeit und des Aufbaus des Sozialismus sei gekommen und trotzdem weiter in einer äußerst prekären Situation für das Leben, die Autonomie und die Befreiung kämpft.</p><p>Die Mehrheit der deutschen Linken positioniert sich leider überhaupt nicht, noch äußert sie sich zur Situation in Venezuela. Hierzulande tappen wir wieder in die Polarisierungs-Falle, d.h. die Realität nur in zwei Polen zu sehen. Wir glauben, dass die deutsche Linke, ebenso wie jede andere Linke, sich häufig nicht traut, zuzuhören und über den eigenen Tellerrand zu schauen, die ihr theoretischer Bezugsrahmen darstellt. Es ist kein Widerspruch gegen den Staatsstreich der USA mit Guaidó zu sein und die Regierung von Maduro nicht zu unterstützen. Maduro nicht zu unterstützen, heißt auch nicht automatisch, den wachsenden Faschismus auf dem lateinamerikanischen Kontinent zu unterstützen. Das Problem fängt da an, wo man die lebendigen Kräfte nicht kennt, die sich vor Ort organisieren und mobilisieren, sondern eine Position beansprucht, die auf verzerrten Informationen beruht.</p><p>Wir erwarten von einer deutschen Linken, dass sie eine klare Position gegen die freche Einmischung der deutschen Regierung in Venezuela und dem gesamten Kontinent einnimmt, d.h. ihr neokoloniales Machtspiel, ihre Unterstützung der Aushungerungspolitik gegen Venezuela oder ihre Unterstützung für Guaidó und die Lima-Gruppe. Darin unterscheidet sie sich nicht von den anderen imperialistischen Mächten, die sich die Kuchenstücke auf Kosten der Souveränität eines Volkes untereinander aufteilen. Wir würden hier gerne mehr wirkliche Kritiken an den kolonialen Politiken der „Europäischen Demokratie“ sehen. Für uns ist der Kampf kein abstraktes Konzept von Stellungnahmen aus der Distanz, über Dinge die uns nicht berühren oder weh tun. Wir reden hier über das Leben von Millionen von Menschen, wir reden von der Enthauptung einer ganzen Gesellschaft. Die Debatte ist notwendig, aber nur unter der Bedingung der internationalen Solidarität, der internationalistischen und revolutionären Verpflichtung, die einen Krieg, der vor den Toren unseres Kontinents steht, sichtbar machen und hoffentlich auch verhindern kann.</p><p></p><p></p><p><b>Jan [re:volt]: Ihr mobilisiert auch zu dem Kongress „Hände Weg von Venezuela – Solidarität mit den progressiven Kräften Lateinamerikas“. Warum unterstützt ihr die Initiative der Tageszeitung junge Welt?</b></p><p><b>Bloque Latinoamericano:</b> Zwischen dem 28. und 29. Mai hat der deutsche Außenminister Heiko Maas zur Konferenz der „Lateinamerika-Karibik Initiative“ ins Auswärtige Amt geladen. Es kommen zahlreiche Außenminister*innen aus Lateinamerika und der Karibik, um sich unter die geopolitische Strategie des deutschen Imperialismus unterzuordnen. Das Verhalten der Merkel-Regierung hat bereits hinreichend ihre Unterstützung für die Intervention in Venezuela gezeigt. Sie war eine der Ersten, die Guaidó die Unterstützung zusagte, als dieser sich selbst Ende Januar zum Interims-Präsidenten Venezuelas ernannte. Während seines Besuchs vor einigen Wochen, kokettierte Maas mit den faschistischen Regierungen Kolumbiens und Brasiliens und traf sich mit den Vertreter*innen des versuchten Putsches in Bogotá. Als Thema ist Venezuela in der deutschen Gesellschaft und Linken derart marginalisiert, dass es wichtig ist, die existierenden Initiativen zu unterstützen und eine vereinte Front gegen Krieg und deutschen, wie US-Imperialismus zu bilden, die gleichermaßen unseren Kontinent bedrohen. Wir hoffen, dass die Konferenz „Hände weg von Venezuela - Solidarität mit den progressiven Kräften Lateinamerikas“ die progressiven Kräfte in Berlin zusammenschweißt und unseren Widerstand hier im Herzen der Bestie stärkt. Wir hoffen euch dort zu sehen!</p><p></p><p></p><img alt="59952418_2143864252316149_4465420477665378304_n.jpg" class="richtext-image full-width" height="417" src="/media/images/59952418_2143864252316149_4465420477665378304_.width-800.jpg" width="800"><p></p></div>
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