re:volt magazine Archivhttps://revoltmag.org/articles/?tags=4472020-12-28T17:03:28.863537+00:00Das Konzept Antifa: Brandaktuell oder von gestern?2020-12-28T16:54:37.753870+00:002020-12-28T17:03:28.863537+00:00Geronimo Marulandaredaktion@revoltmag.orghttps://revoltmag.org/articles/das-konzept-antifa-brandaktuell-oder-von-gestern/
<div style="background: #eaeaea; width: 100%; height: 100%">
<style>
.__wrapped-content {
max-width: 670px;
padding: 1.5rem;
margin: 1.5rem auto;
background: white
}
</style>
<article class="__wrapped-content">
<link href="/static/revoltmag/app.bc8423e0087c1cde5a69.css" rel="stylesheet"><meta name="apple-mobile-web-app-title" content="re:volt mag"><meta name="apple-mobile-web-app-capable" content="no"><meta name="apple-mobile-web-app-status-bar-style" content="black"><meta name="theme-color" content="#99020b"><link rel="apple-touch-icon" sizes="180x180" href="/static/revoltmag/icon_180x180.f95a8c6b74bb715d326c7790779a0330.png"><link rel="manifest" href="/static/revoltmag/manifest.307d5e0f476ef238b243c472abadb46c.json"><link rel="icon" sizes="180x180" href="/static/revoltmag/icon_180x180.f95a8c6b74bb715d326c7790779a0330.png"><script defer="defer" src="/static/revoltmag/app.bc8423e0087c1cde5a69.js"></script>
<header class="content">
<h1>Das Konzept Antifa: Brandaktuell oder von gestern?</h1>
</header>
<div class="content-image">
<div class="content-image-wrapper">
<img alt="7196.jpg" height="420" src="/media/images/7196.2e16d0ba.fill-840x420-c100.jpg" width="840">
<span class="content-copyright">North East Antifascists [NEA]</span>
</div>
</div>
<section class="content content-section content-type-paragraph">
<div class="rich-text"><p><i>Beim Artikel handelt es sich um einen Beitrag zum diesjährigen</i> <a href="https://streaming.media.ccc.de/rc3/one"><i>RC3-Kongress</i></a><i>, ausgerichtet vom Chaos Computer Club (CCC). Veröffentlicht wird es in Kooperation mit dem</i> <a href="https://www.vizak.org"><i>linksradikalen Cyper-Kollektiv Vizak</i></a><i>.</i></p><p></p><p>Seit einigen Jahren erleben wir das Wiedererstarken neofaschistischer Bewegungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Die Anti-Migrationsbewegung von 2015 und nun die Coronaleugner*innenbewegung zeigen, dass es der radikalen Rechten hierzulande im vergangenen Jahrzehnt gelungen ist, verschiedene Teile der rechts-affinen Bevölkerung zu mobilisieren und zu bündeln. Die „Neue Rechte“ greift alte Themen des Neofaschismus auf und popularisiert sie in weiten Bevölkerungskreisen. War die rechtsradikale Bewegung in den 00er Jahren weitestgehend in der Defensive, so trat sie im vergangenen Jahrzehnt gesellschaftlich aus der Schmuddelecke. Die Konsument*innen der rechten Hassbotschaften radikalisieren sich im Zuge der Normalisierung einer rechten Gesinnung zunehmend: In der „bürgerlichen Mitte“, im bürgerlichen Staat, auf der Straße, in den Köpfen, im Internet und seit Etablierung der AfD auch in den Parlamenten. Keine Woche vergeht, ohne dass rechtsradikale Chatgruppen oder Verbindungen hochrangiger Politiker*innen mit neofaschistischen Milizen auffliegen. Die Anschläge von Halle und Hanau zeigen uns, welche Relevanz inzwischen der rechten Internet-Propaganda zukommt. Beide Täter waren zuvor nicht im Real-Life der klassischen neofaschistischen Milieus organisiert.</p><p>Bei all dem könnte man glauben, dass die antifaschistische Bewegung an Aufwind gewinnen sollte oder die Aktualität der Antifa nicht zur Debatte stünde. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall. Seit dem Beginn des vergangenen Jahrzehnts begannen zahllose Gruppen sich vom Konzept Antifa und manchmal sogar von antifaschistischer Politik generell abzuwenden. Bundesweit bekannte und relevante Akteure benannten sich um und <a href="https://www.neues-deutschland.de/artikel/958693.antifa-in-der-krise.html">lösten sich auf</a>. Verschiedene Aspekte des Konzepts haben an Aktualität verloren, was unter anderem mit dem Verständnis und der Weiterentwicklung des Konzepts der modernen Antifa der 90er Jahre zu tun hat. So steht die Bewegung in den 20ern des neuen Jahrhunderts vor vielen Fragen und (leider) noch wenig Antworten.</p><p></p><h3><b>Das Konzept Antifa: Von den Anfängen der 90er….</b></h3><p>Der Beginn der Antifa-Bewegung fällt mit dem Niedergang der kommunistischen Staaten 1989 und dem nunmehr bundesweiten Aufkommen neofaschistischer Bewegungen zusammen. Die Idee entsprang der autonomen Bewegung Westdeutschlands der 80er. Ausformuliert und erweitert wurde sie durch die autonomen Antifa [M] aus Göttingen. Die Gruppe formulierte 1991 ein Konzept, das konzeptionell an die militante, kulturelle und organisatorische Praxis der westdeutschen Autonomen anschloss und den „Schwarzen Block“ auf Demonstrationen als Aktionsform etablierte. Sie verband eine pragmatische bündnispolitische Orientierung, die wir heute unter dem Schlagwort der „Breiten Bündnisse gegen rechts“ kennen, mit dem Anknüpfen an die Symbolik der historischen Antifaschistischen Aktion der KPD 1932 [1]. Dieser umstrittene Ansatz sollte für die Mehrzahl der Gruppen der entstehenden, heterogenen Antifa-Bewegung richtungsweisend werden. Er formulierte eine Anschlussfähigkeit im Themenfeld Antifaschismus, von der sich versprochen wurde, die gesellschaftliche Wahrnehmbarkeit und Handlungsfähigkeit revolutionärer Politik zu erhöhen. Über breite antifaschistische Bündnisse sollte antikapitalistische Politik betrieben werden können. Der Ansatz wurde in den folgenden Jahrzehnten unter dem Schlagwort des „revolutionärer Antifaschismus“ hegemonial.</p><p></p><h3><b>…über die Kampf- und Streitjahre der 00er…</b></h3><p>Von der im neuen Jahrtausend einsetzenden Durchdringung der gesamten radikalen Linken mit liberalen und staatstragenden Ideologien wurde auch die Antifa-Bewegung nicht verschont. Erste Spaltungen traten in bedeutenderen Antifa-Gruppen bereits in den ausgehenden 90er Jahren auf. Die Debatten zwischen den Strömungen der sogenannten „Antideutschen“ und der „Anti-Imps“ prägten die 00er Jahre und spalteten die Antifa-Bewegung in sich feindlich gegenüberstehende Lager. Die „Antideutschen“, und in abgeschwächter Variante die „Antinationalen“, wollten fatalerweise gleich das gesamte traditionell linke Programm (Klassenkampf und Antiimperialismus) verwerfen. Die „Anti-Imps“ verkürzten ihrerseits die Weltpolitik allzu oft auf einen schlichten Gut-Böse-Moralismus. Nicht selten wurde dieses undifferenzierte Weltbild von einer ebenso simplen und falschen „Heuschrecken“-Kapitalismuskritik begleitet [2].</p><p>Trotz dieser spaltenden Kontroversen gelang der Antifa-Bewegung einige beachtliche politische Mobilisierungserfolge. Die Bewegung war fähig, gewichtige Rollen in Großbündnissen einzunehmen und wahrnehmbarer Gegenspieler zu bürgerlichen Parteien zu sein. Gegenproteste konnten trotz starker polizeilicher Aufrüstung immer wieder auch mit Militanz durchgeführt werden. Sinnbildlich für diese Zeit stehen die erfolgreichen bundesweiten Mobilisierungen nach Dresden zwischen 2009 und 2014 und nach ähnlichen Modellen durchgeführte regionale Großbündnis-Aktionen. [3]</p><p></p><h3><b>…..bis zur Krise der 10er</b></h3><p>Das vergangene Jahrzehnt ab 2010 schließlich brachte viele Koordinatensysteme innerhalb der Antifa-Bewegung durcheinander. Die zuvor von vielen Antifa-Gruppen als ethnisch-nationalistische Bewegung betrachtete kurdische Bewegung gewann in der Debatte durch die Geschehnisse im syrischen Bürgerkrieg an Bedeutung. Ihr Modell des „Demokratischen Konföderalismus“ wurde von allen Teilen der Antifa ab 2015 begeistert diskutiert. So fanden sich viele, einstmals unversöhnliche Gruppen plötzlich Seite an Seite in der Solidaritätsbewegung mit Rojava wieder. Es kam zu einem Revival des Internationalismus [4].</p><p>Parallel dazu etablierte sich mit dem Lower Class Magazine ein bedeutendes Medium für den radikal linken Diskurs, das ab 2015 einen Such-Prozess der radikalen Linken mitinitiierte. Dieser Suchprozess fand unter anderem im <a href="https://lowerclassmag.com/2017/03/15/basisorganisierung-als-keimzelle-einer-neuen-bewegung/">„Selber machen“-Kongress 2017</a> seinen Ausdruck, setzte sich aber auch in der Plattform „Kongress der Kommunen“ fort. Ab ungefähr 2017 nahm dann auch die <a href="https://www.sebastian-friedrich.net/neue-klassenpolitik/">Diskussion um eine „Neue Klassenpolitik“</a> als Antwort auf das Erstarken des Neofaschismus an Wind auf. Im Zuge dieser Debatten lösten sich immer mehr Gruppen auf, benannten sich um oder schlossen sich mit anderen Zusammenhängen zusammen. Ab 2016 können wir im bundesweiten Durchschnitt von einer sich intensivierenden Schwächung der „Antifa“-Bewegung auf der Straße, im Organisations- und Aktionsniveau sprechen.</p><p></p><h3><b>Was war passiert?</b></h3><p>Kurz gesagt sind sich diejenigen Teile der Antifa-Bewegung, die es mit dem revolutionären Anspruch ernst meinten, lagerübergreifend bewusstgeworden, dass sie unter verschiedenen Vorzeichen Irrwegen aufgesessen sind. Diese Irrwege wurden gleich auf mehreren Ebenen immer offensichtlicher: Auf der persönlichen Ebene setzten sich immer mehr vermeintliche Genoss*innen in die „bürgerliche Mitte“ oder gleich ganz nach rechts ab [5]. Aber die sich mit der Etablierung der PeGiDa-Bewegung durchsetzende Erkenntnis, dass die Bewegungs-Erfolge in Dresden der vorangegangenen Jahre keinerlei Nachhaltigkeit vor Ort hervorbringen konnten, war schlussendlich besonders bitter für die Bewegung. Sie verwies darauf, dass die Antifa als Konzept – abseits von kurzfristigen, eventartigen und vor allem defensiven Interventionen – politisch nicht handlungsfähig war und ist.</p><p>Als Kardinalfehler wurde die Tatsache erkannt, sich immer weiter von den Wurzeln der Antifaschistischen Aktion und deren Inhalte entfernt zu haben: nämlich von einem klassenkämpferischen Antifaschismus, der die soziale Frage, die Frage nach Verteilung des Reichtums in unserer kapitalistischen Gesellschaft als integralen Bestandteil antifaschistischer Politik aufgreift.</p><p>Was allen „Antifa“-Gruppen samt und sonders die vergangenen drei Jahrzehnte seit 1990 fehlte, war genau die Verbindung von sozialer Frage und Nöten der Menschen mit antifaschistischer Politik – und zwar nicht abstrakt, sondern konkret in der Basisorganisierung mit den Betroffenen [6]. Abseits der defensiven Antifa-Kampagnenpolitik beschäftigten sich immer mehr Aktive hauptamtlich mit dem Besuchen von Soli-Partys. Antifa verkam so immer mehr zu einem „Lifestyle“. Dass diese Form der Subkulturalisierung einer Bewegung nicht mehr anschlussfähig an gesellschaftliche Mehrheiten ist, erscheint der Bewegung heute offensichtlich – war es jedoch nicht immer.</p><p></p><h3><b>Was tun?</b></h3><p>So setzte Mitte des vergangenen Jahrzehnts ein überfälliger Reflexionsprozess innerhalb der Bewegung ein. Dieser hat vorerst eine Schwächung zur Unzeit hervorgebracht. Er hat jedoch auch das Potential, antifaschistische Politik neu zu definieren. Das heißt, eine neue Bewegung hervorzubringen, die aus vergangenen Fehlern lernt und wichtige Fragen neu beantwortet, zum Beispiel:</p><p></p><p><b>1) Das Verhältnis von Klassenpolitik und Antifaschismus</b></p><p>Schon die Antifa [M] aus Göttingen beantwortete die Frage nach dem Verhältnis zur Klassenpolitik problematisch. So betrachtete die Gruppe das Themenfeld Antifaschismus als dermaßen wichtig, dass es für sie den zentralen Hebel gesellschaftlicher Veränderung darstellte. Die Antifa der 00er Jahre verschärfte diese Tendenz der Ausklammerung sozialer Kämpfe und die Überhöhung antifaschistischer Praxis noch. Im schlimmsten Fall wendete man sich gegen streikende Arbeiter*innen, statt Solidarität zu zeigen. Als Folge dieser Fehler lautet die Frage heute also: Wie kann Antifa Klassenkampf und Antifaschismus strategisch und praktisch in Verbindung setzen?</p><p></p><p><b>2) Die Organisierung</b></p><p>Allseits beklagt wird seit mehr als einer Dekade das Dasein der Bewegung als „Szene“. Dieses Dasein ist jedoch unmittelbar mit dem Organisierungsmodell <a href="https://revoltmag.org/articles/zum-ende-einer-bewegung-und-eines-organisationsansatzes/">der autonomen Kleingruppe</a> verbunden, das sich immer wieder als nicht fähig erwiesen hat, Menschen abseits von Freundeskreisen zu organisieren. Heißt das, dass Antifa in den Schoß der Antifaschistischen Aktion 1932 zurückkehren muss und im Rahmen einer revolutionären Organisation arbeiten muss oder muss sich die Antifa organisatorisch eigenständig neu erfinden und den autonomen Ballast abwerfen? Wie legitimiert Antifa weiterhin ihre Eigenständigkeit?</p><p></p><p><b>3) Die Bündnisfrage und das Verhältnis zum bürgerlichem Staat</b></p><p>Das Konzept der Antifa [M] aus Göttingen strebte prinzipiell breite Bündnisse an. Das Konzept wurde von der 00er Jahre Antifa übernommen, erwies sich jedoch schlussendlich als nur begrenzt wirksam und kaum nachhaltig. Hinzu tritt, dass Teile der Antifa-Bewegung in den vergangenen Jahren über zivilgesellschaftliche Projekte kaum noch Distanz zu staatlichen Institutionen halten – trotz der Erfahrungen von NSU & Co. Was heißt dieser Zustand für eine heutige Bündnispolitik der Antifa? Ist eine klassenkämpferische Antifa glaubwürdig im Bündnis mit „linken“ Regierungsparteien? Was wäre die Alternative?</p><p></p><p><b>4) Die Mittel und Methoden</b></p><p>Die antifaschistische Aktion war historisch immer ein militantes und somit immer auch ein kontroverses Konzept. Doch wie kann heute Militanz unter der sich verschärfenden Strafverfolgung aussehen? Ist der „Black Block“ noch eine aktuelle Aktionsform? Was ist mit der feministischen Kritik an vergangener Antifa-Militanz? Ist Militanz gar ganz passé oder muss sie reorganisiert werden?</p><p>Die Frage, ob das Konzept Antifa im Jahr 2020 noch Aktualität beanspruchen kann, ist also an die Frage geknüpft, inwieweit die Bewegung bereit ist, alte Gewissheiten aufzugeben, berechtigte Fragen zu stellen, Selbstkritik zu leisten und neue Wege zu beschreiten. Der Autor, selbst 00er Jahre Antifa-Aktivist aus Frankfurt am Main, wünscht ihr dabei gutes Gelingen.</p><p></p><hr/><p></p><h3><b>Anmerkungen:</b></h3><p><b>[1]</b> Wichtig ist hier, anzumerken, dass die Anlehnung an die historische Antifaschistische Aktion der KPD eher ästhetisch und rhetorisch vollzogen wurde. Real hob sich das Konzept „der [M]“ von den klassischen, kommunistischen Formen antifaschistischer Politik deutlich ab. Eine Zusammenfassung findet sich bei Langer, Bernd (1997): „Kunst als Widerstand“ Pahl-Rugenstein-Verlag; Bonn.</p><p><b>[2]</b> Während der „antideutsche“ Irrweg bereits umfassend aufgearbeitet wurde, steht er im antinationalen (Aufarbeitung des Irrwegs der Wertkritik) und antiimperialistischen Lager (Aufarbeitung des Irrwegs eines bürgerlichen, anti-klassenkämpferischen Antiimperialismus) noch aus. Eine ausführliche Kritik an liberalen Ideologien in der Antifa leisten Sommer, Michael / Witt-Stahl, Susann (2014): „Antifa heißt Luftangriff“ Laika-Verlag; Hamburg.</p><p><b>[3]</b> Das eigentlich Neue in diesen Bündniskonstellationen war, dass von radikalen und militanten Gruppen bis zur SPD und den Grünen eine Aktionseinheit hergestellt werden konnte. Das heißt der Aktionskonsens war so gefasst, dass er militante Aktionsformen nicht grundsätzlich ausschloss. Ein klassischer Spaltungsmechanismus zwischen militant / nicht militant wurde hiermit umgangen. Das Verdienst des Vorschlags, wie der Umsetzung, kommt hier vor allem der interventionistischen Linken (iL) zu.</p><p><b>[4]</b> Bemerkenswert ist hier, dass die Solidaritätsbewegung mit den nordsyrischen Kurd*innen und ihrem Autonomieprojekt auch von langjährigen Kritiker*innen des Internationalismus unterstützt wurde. Die Konzeption des PKK-Führers findet sich in Öcalan, Abdullah (2010): „Jenseits von Staat, Macht und Gewalt“ Mezopotamien Verlag; Köln. Eine Kritik am Konzept aus solidarischer, türkisch marxistisch-leninistischer Perspektive findet sich in der Broschüre <a href="https://initiativekurdistan.files.wordpress.com/2018/10/broschc3bcre-selbstverwaltung.pdf">„Selbstverwaltung – Föderation – Rojava“</a> von Young Struggle.</p><p><b>[5]</b> Bürgerliche Antiimperialist*innen, darunter einige „Anti-Imps“ der 00er Jahre, sind über die Friedensmahnwachen-Bewegung, die linke Anti-Migrations-Debatte um „Aufstehen“ und heute die Debatte um das Corona-Virus rechts abgeschmiert oder begeben sich in Querfront-Fahrwasser. Beispiele sind der Freidenker-Verband, das Rubikon-Magazin, die Nachdenkseiten und so weiter. Die einstmaligen „Antideutschen“ sind nahezu geschlossen in den bürgerlichen Staatsapparat und seine Parteien, Think-Tanks <a href="https://revoltmag.org/articles/klare-kante-statt-opportunismus/">oder ins rechte Lager übergelaufen</a>.</p><p><b>[6]</b> Gruppen beteiligten sich zwar an einer Vielzahl an Kampagnen zu sozialen Fragen oder an den Krisenprotesten ab 2008, aber das Ganze blieb abstrakt und unpersönlich auf der Kampagnenebene verhaftet. Organizing und Organisationsaufbau in der Gesellschaft und abseits der „Szene“ fand kaum statt. Die Mobilisierungen waren nahezu immer nach innen gerichtet.</p></div>
</section>
</article>
<footer class="__wrapped-content">
<div class="columns is-desktop">
<div class="column is-7-10">
<section class="content content-license padded">
<h2>Lizenzhinweise</h2>
<p>Copyright © 2017 re:volt magazine Redaktion - Einige Rechte vorbehalten</p>
<p>
Die Inhalte dieser Website bzw. Dokuments stehen unter der <a href="http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/">Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz</a>.
Über diese Lizenz hinausgehende Erlaubnisse können Sie über unsere <a href="/contact">Kontaktseite</a> erhalten. Bilder sind von dieser Lizenz ausgeschlossen und Eigentum ihrer jeweiligen Urheber_innen.
</p>
<p class="print-remove">
<a id="imprint" href="/imprint">Impressum</a> |
<a id="privacy" href="/imprint#privacy">Datenschutz</a>
</p>
</section>
</div>
</div>
</footer>
</div>
Mit links gegen die Krise2020-08-28T09:08:53.242705+00:002020-09-01T18:27:16.490440+00:00Hände Weg vom Weddingredaktion@revoltmag.orghttps://revoltmag.org/articles/mit-links-gegen-die-krise/
<div style="background: #eaeaea; width: 100%; height: 100%">
<style>
.__wrapped-content {
max-width: 670px;
padding: 1.5rem;
margin: 1.5rem auto;
background: white
}
</style>
<article class="__wrapped-content">
<link href="/static/revoltmag/app.bc8423e0087c1cde5a69.css" rel="stylesheet"><meta name="apple-mobile-web-app-title" content="re:volt mag"><meta name="apple-mobile-web-app-capable" content="no"><meta name="apple-mobile-web-app-status-bar-style" content="black"><meta name="theme-color" content="#99020b"><link rel="apple-touch-icon" sizes="180x180" href="/static/revoltmag/icon_180x180.f95a8c6b74bb715d326c7790779a0330.png"><link rel="manifest" href="/static/revoltmag/manifest.307d5e0f476ef238b243c472abadb46c.json"><link rel="icon" sizes="180x180" href="/static/revoltmag/icon_180x180.f95a8c6b74bb715d326c7790779a0330.png"><script defer="defer" src="/static/revoltmag/app.bc8423e0087c1cde5a69.js"></script>
<header class="content">
<h1>Mit links gegen die Krise</h1>
</header>
<div class="content-image">
<div class="content-image-wrapper">
<img alt="Bild.jpg" height="420" src="/media/images/Bild.2e16d0ba.fill-840x420-c100.jpg" width="840">
<span class="content-copyright">Alp Kayserilioğlu</span>
</div>
</div>
<section class="content content-section content-type-paragraph">
<div class="rich-text"><p>Die Corona-Pandemie bedeutet eine globale Krise des Kapitalismus mitsamt seiner alles durchdringenden, an Profit und Renditen ausgerichteten Gesundheits- und Wirtschaftspolitik. Während sich die staatlichen Restriktionsmaßnahmen auf allen gesellschaftlichen Ebenen überschlugen, wirkten große Teile der revolutionären Linken hierzulande gelähmt und handlungsunfähig. Die Dynamik und Rigorosität staatlicher Maßnahmen sorgten in linken Gruppen angesichts der überwiegend autonomen Organisationsformen für Ratlosigkeit. Kommunikationskanäle und ritualisierte Plena wurden über Nacht weitestgehend lahmgelegt. Klassische Aktionsformen waren plötzlich nicht mehr möglich und revolutionär-linke Inhalte waren dadurch noch weniger wahrnehmbar. Es fehlten handlungs- und entscheidungsfähige Strukturen, die trotz der Ausnahmesituation in der Lage waren, die Corona-Krise politisch dafür zu nutzen, Alternativen und Perspektiven aufzuzeigen. Die radikale Linke hat damit ihre Handlungsunfähigkeit in Krisensituationen gezeigt. Angesichts des neonazistischen Terrors von NSU 2.0, rechter Prepper-Gruppen und der größeren Anzahl aufgedeckter rechter Terrorzellen sowie des Versuchs der AfD, parlamentarische Macht zu gewinnen, eine schaurige Erkenntnis. Vor allem wenn wir uns vor Augen führen, dass der Staat mit seinen Institutionen nicht selten eine stützende Rolle im Aufbau dieser Terrorzellen spielt.</p><p></p><h3><b>Die Rolle revolutionärer Kräfte</b></h3><p>Dabei sind Krisen eigentlich das ureigene Feld revolutionärer Kräfte. Ihre Aufgabe ist es, Klassenkämpfe über den Umweg praktischer Solidarität und theoretischer Analyse zu stärken. In Zeiten großer gesellschaftlicher Umbrüche und Veränderungen politisieren sich viele Menschen und suchen nach handlungsfähigen Organisierungen, um soziale Forderungen auch wirkmächtig artikulieren zu können. Beispiele dafür sind die „HartzIV-Proteste" (2004), die „Bankenkrise“ (2008/2009) oder der „Sommer der Migration" (2015) und die antirassistischen Proteste gegen die zahlreichen rassistischen Mobilisierungen (beispielsweise gegen die von der NPD initiierten „Nein-zum-Heim-Demonstrationen“). Es ist die Aufgabe revolutionärer Kräfte, die von der Krise betroffenen Lohnabhängigen anzusprechen und sie nachhaltig und langfristig für eine klassenkämpferische Praxis zu gewinnen.<br/></p><h3><b>Solidarität aufbauen</b></h3><p>Zu Beginn des Lockdowns riefen linksliberale Akteur*innen oder Träger*innen der sozialen Daseinsfürsorge bundesweit dazu auf, sich in den von ihnen initiierten Solidaritätsnetzwerken ehrenamtlich zu engagieren. Auch linke Gruppen initiierten Netzwerke, z.B. in Hamburg, Stuttgart oder Berlin. Im Berliner Stadtteil Wedding wurden das Label und die Arbeitsgruppe „Wedding solidarisch" von uns als „Hände weg vom Wedding" gegründet. Dies fungierte als Klammer für eine linke, klassenkämpferische Perspektive auf die Krise („Klassenkampf statt Klatschen!“). Für uns bedeutete der Aufbau einer themenbezogenen Arbeitsgruppe sowohl das ideologische Besetzen der Krisenthemen, als auch die Schaffung einer Struktur, die kontinuierlich in der Lage ist, Interessierte in die politische Diskussion und Praxis einzubinden. Wie auch andere Initiativen gründeten wir zuerst moderierte Telegram- und Facebook-Gruppen, die schnell auf tausende Follower*innen anwuchsen. Neben der Vernetzungsmöglichkeit praktischer Unterstützungsangebote stellten sie auch wichtige Kanäle für die Bereitstellung linker, <a href="https://www.unverwertbar.org/corona/">antikapitalistischer Analysen</a> und Angebote dar. Diese bilden einen wichtigen Gegenpol zu den rechten Kräften, welche die Krise für das Propagieren von Rassismus, Antisemitismus und Verschwörungsmythen nutzten und weiterhin nutzen.<br/><br/> Während die Bundesregierung Milliarden von Hilfsgeldern zur Absicherung der Profite großer deutscher Unternehmen verschleuderte, konnten wir in unseren eigenen Kanälen die Corona-Krise als das benennen, was sie ist: eine kapitalistische Krise. Die Schaffung von virtuellen wie praktischen Solidaritätsnetzwerken sind eine weiterzuentwickelnde Perspektive von Klassenpolitik. Besondere Abgrenzung braucht es in Bezug auf Netzwerke, mit denen staatliches Versagen durch sozialliberale Hilfsangebote kaschiert werden soll. In Berlin zeigte sich, dass der Senat und die Bezirke schnell in der Lage sind, Solidarität und praktische Unterstützung mittels geförderten Freiwilligenagenturen zu vereinnahmen. Innerhalb kurzer Zeit wurden zusätzliche Gelder bewilligt, um staatliche und staatsnahe Netzwerke zu gründen.<br/><br/> Die ideologische Distanz zum Staat, der politische Entscheidungen vor allem zugunsten der herrschenden Kapitalfraktionen trifft, muss daher aus radikal-linker Perspektive immer wieder herausgearbeitet werden. Andernfalls droht eine Vermischung der öffentlichen Wahrnehmung von linken Kriseninterventionen und staatlichem Krisenmanagement. Revolutionäre Krisenanalysen und -erzählungen bleiben dann auf der Strecke.</p><p></p><h3><b>Das Virus heißt Kapitalismus</b></h3><p>Mit der gegründeten Arbeitsgruppe „Wedding solidarisch" wurde auf den Klassencharakter der (tödlichen) Auswirkungen der Pandemie hingewiesen. Denn das Virus ist kein von den gesellschaftlichen Verhältnissen und Verwerfungen entkoppeltes Gesundheitsproblem. Obwohl es zwar alle betreffen kann, betrifft es nicht alle gleich. Die sozialen Fragen um Arbeitsbedingungen, Wohnraum, patriarchale Gewalt und Rassismus haben sich schon vor der Pandemie gestellt und wurden durch die Krise noch verschärft und sichtbarer gemacht. Das Problem liegt im System und es ist unsere Aufgabe, gesellschaftliche Gegenentwürfe zu formulieren und auf die Straße zu tragen. Die im Rahmen der Pandemie drängendere Gesundheitsfrage versetzte uns in die Lage, über dieses Thema unsere Kampffelder Antifaschismus/Antirassismus, Mietenkämpfe, Arbeitskämpfe und Feminismus zu verknüpfen.</p><p>Angesichts der verstärkten Repressionen durch omnipräsente Polizeikräfte, verschärfte Bußgeldkataloge, die Aushebelung von Freiheitsrechten wie der Versammlungsfreiheit und vieles mehr, musste die Linke (wieder) lernen, unter repressiveren politischen Umständen zu arbeiten. Tausende <a href="https://www.unverwertbar.org/aktuell/2020/4805/">Forderungskataloge</a> („Für eine soziale und demokratische Lösung der Krise"), Plakate und Aufkleber wurden ausgegeben, im öffentlichen Raum verteilt und verklebt - auch mithilfe öffentlich beworbener Materialausgabestellen im Stadtteil. Das Ziel, mit radikal-linken Inhalten öffentliche Räume zu dominieren und die Krise zu deuten, konnte stellenweise erreicht werden. Das geschah plakativ wie praktisch durch konkrete Aktionen und Gespräche am Rande der Kundgebungen und im Kiez. Im Wedding organisierten wir von April bis Juli sechs Kundgebungen an zentralen Orten und zwei symbolische Aktionen vor den drei Weddinger Krankenhäusern. Dabei reihten wir uns in bestehende Aktionsnetzwerke ein, um unsere Themen gesamtgesellschaftlich einbetten zu können.<br/></p><p>Neben einem feministischen und antirassistischem Aktionstag galt und gilt dies auch für die bundesweite Plattform <a href="https://nichtaufunseremruecken.noblogs.org/">#NichtaufunseremRücken</a>. Regionale und überregionale Vernetzungen sind jetzt umso wichtiger, um nicht im beschränkten Lokalismus zu verharren. Das gegenseitige überregionale Aufeinanderbeziehen unterstützt eine organisatorische Kraft im Lokalen, die in der Lage ist, sich krisenfest aufzustellen. Im Rahmen unseres <a href="https://www.unverwertbar.org/ueber-uns/struktur/">rätekommunistischen Umstrukturierungsprozesses</a> konnten wir erneut feststellen, dass themenbezogene Diskussionen in Kommissionen, klare Verantwortlichkeiten und transparente Entscheidungswege dabei helfen, auch unter widrigen Bedingungen zu arbeiten.</p><p></p><h3><b>Linke Krisenfestigkeit!</b></h3><p></p><p>Mit der Arbeitsgruppe „Wedding solidarisch" wurde Handlungsfähigkeit in einer politischen Ausnahmesituation hergestellt. Die Agitation mit spezifischen Materialien auf der Straße hat linken, antikapitalistischen Krisenerzählungen und Analysen viel Raum und eine breite Wahrnehmung verschafft, auf die wir weiterhin aufbauen.<br/> Dabei sind diese Inhalte im alten Arbeiter*innenstadtteil Wedding auch vermittelbarer, da hier viele Menschen aufgrund von Armut, Arbeitslosigkeit und beengten Wohnverhältnissen von den kapitalistischen Ausbeutungsmechanismen betroffen sind. Außerdem sind - abgesehen von türkischen-faschistischen Strukturen - nur sehr wenige rechte Kräfte im Alltag präsent.<br/> Selbstkritisch müssen wir anmerken, dass die Struktur der Arbeitsgruppe Wedding Solidarisch (z.B. Online-Plena) klassischen linken Praktiken folgte und damit das Potential in der Organisierung von interessierten, nicht-organisierten Menschen auf diesem Wege relativ gering war. Das Beteiligungsmoment in der Praxis von Wedding Solidarisch war dadurch begrenzt. Direkte Gespräche am Rande der Kundgebungen waren die hauptsächliche Möglichkeit, mit Leuten außerhalb der gewohnten Kontexte in Kontakt zu treten, insbesondere nach Lockerung der Beschränkungen des öffentlichen Lebens. Positive Momente ergaben sich oft bei Gesprächen über die konkrete Praxis von „Hände weg vom Wedding“. Dabei stellt das Stadtteilmagazin <a href="https://plumpe.noblogs.org/">„Plumpe“</a> eine gute Basis dar, um radikal-linke Stadtteilarbeit zu diskutieren und linke Schwerpunkte weiter zu popularisieren.<br/></p><p>Eine Herausforderung bleibt: die in der Corona-Pandemie geschaffenen Solidaritätsnetzwerke und Arbeitsgruppen mit der Überführung in unsere Struktur zu verstetigen. Es zeigt sich eine deutliche Diskrepanz zwischen der geleisteten Agitation und der Anzahl von Interessierten, die in den folgenden Wochen als neue Gesichter zu unserer Gruppe stießen. Dabei kommt der Organisation eine besondere Verantwortung zu, wenn sie Interessierte organisatorisch wie auch ideologisch nachhaltig binden möchte. Dabei ist klar, dass die gesellschaftliche Mobilisierung für die antikapitalistische Krisenerzählung unbedingt klare Organisationsformen und ideologische Leitplanken braucht, um auch in Zeiten sich vermeintlich normalisierender Verhältnisse und nachlassender Wut politisch wahrnehmbar zu bleiben.<br/> Thematisch arbeitende Kommissionen mit vorgelagerten Vorfeldstrukturen schaffen dabei niedrigschwellige Angebote, um Menschen den Einstieg in unsere Gruppe zu erleichtern. Wir haben „Wedding Solidarisch“ in unsere bestehenden Angebote überführt, um mit weiteren Aktiven entlang der Kampffelder praktisch weiterzuarbeiten. Ob wir als revolutionäre Linke aus der Coronakrise politisch wie personell gestärkt herausgehen können, werden wir im Zuge der kommenden Debatten im nationalen wie globalen Kontext sehen.</p><p></p><h3><b>Klassenkampf und Solidarität</b><br/></h3><p>Die Notwendigkeit der klassenbewussten, kämpferischen Solidarität ist drängender denn je. Die ökonomischen Auswirkungen der jetzigen, sich ausweitenden Krise sind kaum zu unterschätzen. Diese Krise bietet der herrschenden Klasse einen guten Vorwand, Angriffe auf Arbeitsverhältnisse mit drohender Pleite zu legitimieren: genannt seien hier z.B. eine staatliche Sparpolitik, Verschärfung der Arbeitsbedingungen durch Entlassungen, Verhinderung gewerkschaftlicher Arbeit (Union Busting), Outsourcing oder der (gewerkschaftliche) Verzicht auf Gehaltserhöhungen und Arbeitskämpfe.<br/> Außerdem steht eine Explosion privater Schulden durch Arbeitslosigkeit für viele Menschen bevor, die sich wiederum in einem dramatischen Anstieg der Zahl von Zwangsräumungen und drohender Wohnungslosigkeit zeigen wird. Gerade jetzt braucht es politische Kräfte, die diese komplexen, zusammenhängenden Widersprüche im Kapitalismus aufzeigen und erklären.</p><p>Dies verdeutlicht die Dringlichkeit, linke und revolutionäre Organisationen entlang von krisenfesten, planvollen und kontinuierlichen Formen auszurichten. Unsere <a href="https://revoltmag.org/articles/bau-auf-bau-auf-revolution%C3%A4re-stadtteilarbeit-neu-organisieren/">Organisationsformen</a> müssen sich an dieser Notwendigkeit orientieren und in der Lage sein, die Fallstricke autonomer und individualistischer Praxis zu überwinden. Es muss uns gelingen, den breiten Massen der Lohnabhängigen zu vermitteln, wie sozialistische (Waren-)Produktion, die gerechte Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums und politische Partizipation im Sinne einer solidarischen Gesellschaft gerecht zu organisieren sind. Dies sind erste grobe Schlaglichter revolutionärer Veränderungen. So kann die revolutionäre Linke politisch wie personell aus den Krisen gestärkt hervorgehen.</p></div>
</section>
</article>
<footer class="__wrapped-content">
<div class="columns is-desktop">
<div class="column is-7-10">
<section class="content content-license padded">
<h2>Lizenzhinweise</h2>
<p>Copyright © 2017 re:volt magazine Redaktion - Einige Rechte vorbehalten</p>
<p>
Die Inhalte dieser Website bzw. Dokuments stehen unter der <a href="http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/">Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz</a>.
Über diese Lizenz hinausgehende Erlaubnisse können Sie über unsere <a href="/contact">Kontaktseite</a> erhalten. Bilder sind von dieser Lizenz ausgeschlossen und Eigentum ihrer jeweiligen Urheber_innen.
</p>
<p class="print-remove">
<a id="imprint" href="/imprint">Impressum</a> |
<a id="privacy" href="/imprint#privacy">Datenschutz</a>
</p>
</section>
</div>
</div>
</footer>
</div>
Bereiten wir uns auf eine widerständige Zeit vor!2020-05-11T11:36:31.492152+00:002020-06-18T17:05:22.101314+00:00Ökologisch Radikal Links (Frankfurt am Main)redaktion@revoltmag.orghttps://revoltmag.org/articles/bereiten-wir-uns-auf-eine-widerst%C3%A4ndige-zeit-vor/
<div style="background: #eaeaea; width: 100%; height: 100%">
<style>
.__wrapped-content {
max-width: 670px;
padding: 1.5rem;
margin: 1.5rem auto;
background: white
}
</style>
<article class="__wrapped-content">
<link href="/static/revoltmag/app.bc8423e0087c1cde5a69.css" rel="stylesheet"><meta name="apple-mobile-web-app-title" content="re:volt mag"><meta name="apple-mobile-web-app-capable" content="no"><meta name="apple-mobile-web-app-status-bar-style" content="black"><meta name="theme-color" content="#99020b"><link rel="apple-touch-icon" sizes="180x180" href="/static/revoltmag/icon_180x180.f95a8c6b74bb715d326c7790779a0330.png"><link rel="manifest" href="/static/revoltmag/manifest.307d5e0f476ef238b243c472abadb46c.json"><link rel="icon" sizes="180x180" href="/static/revoltmag/icon_180x180.f95a8c6b74bb715d326c7790779a0330.png"><script defer="defer" src="/static/revoltmag/app.bc8423e0087c1cde5a69.js"></script>
<header class="content">
<h1>Bereiten wir uns auf eine widerständige Zeit vor!</h1>
</header>
<div class="content-image">
<div class="content-image-wrapper">
<img alt="planet over profit.jpg" height="420" src="/media/images/planet_over_profit.0ddde28a.fill-840x420-c100.jpg" width="840">
<span class="content-copyright">Joe Brusky | Flickr</span>
</div>
</div>
<section class="content content-section content-type-paragraph">
<div class="rich-text"><p><i>Der folgende Debattenbeitrag von</i> <a href="https://oekoradikallinks.noblogs.org/"><i>Ökologisch Radikal Links</i></a><i> ist eine Antwort auf den im April veröffentlichten Beitrag von</i> <a href="https://revoltmag.org/articles/die-selektive-solidarit%C3%A4t-durchbrechen/"><i>Kritik & Praxis Frankfurt</i></a><i>. Wir rufen weiterhin alle antikapitalistischen Zusammenhänge und Organisationen dazu auf, sich an dieser Debatte zu beteiligen, Beiträge einzureichen und gerne auch Widerspruch und Kritik zu leisten. Selbstverständlich sind auch antifaschistische Beiträge gewünscht, wie auf die derzeit größeren Mobilisierungen rechter und verschwörungsmythischer Akteur*innen Widerstand von links geleistet werden kann.</i></p><p></p><hr/><p></p><p>Mit dem Ausbruch des Virus SARS-CoV-2 in Deutschland und weltweit, und dem damit verbundenen Lockdown, wurde die Form unserer politischen Arbeit vor weitreichende Probleme gestellt. Nicht nur mussten wir von persönlichen Treffen auf Videokonferenzen umsteigen, auch musste unser gesamtes geplantes Konzept umgearbeitet werden. Was ursprünglich als eine Plattform zur Mobilisierung für den Global Climate Strike am 24. April 2020 geplant war, hat sich nun der Bildungsarbeit verschrieben. Wir machen eine Social-Media-Kampagne zur Geschichte und Gegenwart ökosozialer Kämpfe und der letzte Vortrag unserer Online-Veranstaltungsreihe hat bereits stattgefunden. Außerdem wurden mehrere Aktionen im physischen und virtuellen Raum durchgeführt.</p><p>So geht es nicht nur uns. Viele Gruppen und Organisationen versuchen neue Wege der Kommunikation und Organisation zu finden. Die aktuellen Ereignisse zeigen jedoch, wie starr und unvorbereitet die Strukturen großer Teile der radikalen Linken sind, wie schwer sie sich tun, in dieser plötzlichen Krisensituationen agieren zu können, in der wir wegen „social distancing“ weitgehend aus dem privaten Raum heraus agieren müssen und auf das Internet zurückgeworfen sind.</p><p>Die Genoss*innen von Kritik & Praxis Frankfurt kommen <a href="https://revoltmag.org/articles/die-selektive-solidarit%C3%A4t-durchbrechen/">in ihrem Debattenbeitrag</a> zu dem –trivialen, aber natürlich richtigen Ergebnis, dass es für eine politische Praxis auch in Zeiten von Corona nicht reicht „Transparente aus dem Fenster zu hängen oder Online-Demonstrationen zu veranstalten“. Der Beitrag schließt mit der Forderung, mehr über die Art und Weise einer politischen Praxis in Zeiten der Pandemie nachzudenken. Das ist richtig, geht allerdings nicht weit genug. Uns muss klar sein, dass eine politische Praxis nicht nur in unseren Köpfen, sondern allein durch aktives Agieren und Ausprobieren entsteht, und dann auch ausgehandelt werden kann. Das zeigt uns die Corona-Krise deutlich auf. Die radikale Linke muss also schnell aus ihrer Ohnmacht erwachen. Über die Art und Weise politischer Praxis <i>nachzudenken</i> ist erst die halbe Miete: wir müssen das Wissen, die Erfahrungen und die Handlungsbasis für neue Formen von politischer Praxis für die Zeit des Lockdowns und danach schaffen, und zwar eigentlich schon vorgestern und nicht erst übermorgen. Das gilt für eine Praxis im Ausnahmezustand, wie auch für die Zeit danach.</p><h2><b>Aus Fehlern lernen</b></h2><p>Als radikale Linke sind wir in unseren Aktions- und Organisierungsformen oft wenig spontan. Das war auch schon vor Corona so, tritt nun aber viel stärker zutage. Bei unvorhersehbaren, sich überschlagenden Ereignissen können weite Teile der Bewegung oft nur schwerfällig, oder gar nicht agieren und reagieren. Immer wieder treten Situationen ein, in denen wir mit unserer einstudierten Praxis an die Grenzen unserer üblichen Strukturen von wöchentlichem Plenum und choreographierten Demonstrationen geraten. Selbst im Falle positiver Ereignisse - zum Beispiel spontan entstehender Bewegungen wie Fridays for Future oder den Protesten der Gelbwesten in Frankreich - versteigt sich ein großer Teil der Linken regelmäßig in Diskussionen über ein Für und Wider, ohne daraus eine Praxis zu entwickeln. Letztere ist aber dringend nötig. In der konkreten Auseinandersetzung muss ein aktiver Umgang mit neuen, spontanen Bewegungen gefunden werden - und zwar, indem versucht wird, gemeinsame Kämpfe aufzubauen, zu unterstützen und sie mitzugestalten. Nur so können wir neue Erkenntnisse und Erfahrungen über soziale Phänomene und eine politische Praxis gewinnen, die sich aus rein intellektueller Distanz nicht verstehen lassen.</p><p>Auf negative soziale Ereignisse können wir als radikale Linke in weiten Teilen noch schlechter reagieren. Diese scheinen, wenn sie über uns hereinbrechen, zu einer Art Lähmung zu führen. Es wirkt fast unmöglich, in solchen Situationen selbstbewusst aus der Defensive wieder herauszutreten und zu agieren. Bis heute sind wir als radikale Linke zum Beispiel nicht aus der Schockstarre erwacht, die durch den Rechtsruck in der Gesellschaft und den Rechtspopulismus des Grünen-Politikers Boris Palmer, bis hin zur AfD, ausgelöst wurde. Die Sehnsucht eines Großteils der Menschen nach autoritären Krisenlösungen offenbart sich etwa im Erstarken der CDU/CSU, oder dem grassierenden Denunziantentum in der Gesellschaft. Immer wieder etwa gab es in jüngster Zeit Meldungen, Nachbar*innen hätte die Polizei zugerufen, da sich im Nebengarten/-haus mehr Menschen aufhalten würden, als nach Infektionsschutzverordnung erlaubt. Wir haben es nicht geschafft, eine wirkmächtige Strategie und Bewegung gegen das Erstarken rechter Diskurse und deren Geltungsmacht aufzubauen. Sowohl die konkreten Interventionen von „Nationalismus ist keine Alternative“, als auch die breit angelegten gesellschaftlichen Bündnisse von „Unteilbar“ müssen als wichtige und richtige Versuche gewertet werden. Jedoch sind auch sie nicht über eine symbolische Wirkung hinausgegangen. Warum nicht?</p><p>Diese Erkenntnisse müssen vor allem jetzt in Zeiten der Corona-Pandemie für unsere linksradikale Politik eine wichtige Rolle spielen. Wir müssen aus diesen Fehlern lernen. In der aktuellen Situation ist es notwendig, staatliche Einschränkungen des Lebens und der politischen Handlungsfähigkeit mit ihren autoritären Phantasien zu hinterfragen. Darunter fällt etwa das faktische Versammlungsverbot. Insbesondere mit Blick auf die Ökonomie zeigt sich die Willkür der Durchsetzung des Infektionsschutzes: so werden hier Arbeitsschutzrechte nur mangelhaft durchgesetzt, um die Profite des Kapitals weiterhin zu ermöglichen. Ziel muss es jedoch auch sein, die Infektionskette kurz, die Infektionsrate niedrig und die Infektionskurve flach zu halten – damit die durch die neoliberalen Einsparungen im Gesundheitssystem eingeschränkten Kapazitäten nicht überfordert werden. Nur so kann auch die Sterberate so gering wie möglich gehalten werden. Ein schwieriges Dilemma für die radikale Linke - dennoch müssen wir jetzt proaktiv werden!<br/> Die Gesamtheit der Folgen der Corona-Krise ist nicht absehbar. Wir müssen uns aber in jedem Fall auf eine sich zuspitzende Krise des Kapitalismus vorbereiten. Hinzu kommen eine Fortsetzung und Verschärfung der autoritären Formierung, die sich schon jetzt durch das Vorgehen der Polizei offenbart. So werden bei Aktionen und Demonstrationen vermehrt die Identitäten der Aktivist*innen aufgenommen und ihnen Platzverweise erteilt, auch wenn Abstand gehalten wird und Masken getragen werden. Das autoritäre Verhalten gipfelt in der Aussage, Demonstrant*innen müssten nur ihre Schilder ablegen, dann dürften sie am selben Ort stehen bleiben. Es nützt also nichts, mit der Vorbereitung auf diese Zustände anzufangen, wenn es bereits zu spät ist.</p><p>Einen Masterplan, wie wir jetzt aktiv werden und uns auf das Kommende vorbereiten können, kann es dabei nicht geben. Wir müssen Lücken und neue Wege finden, in denen wir handlungsfähig sind, und diese nutzen! Dafür ist es nötig, dass wir uns Wissen aneignen und in dieser praktischen Auseinandersetzung längerfristige Strategien finden. So öffnen Online-Formate etwa neue Möglichkeiten internationaler Solidarität. Diese neuen Erfahrungen können auch für die Zeit nach der Pandemie wichtig sein.</p><h2><b>Fragend schreiten wir voran</b></h2><p>Unser Anspruch als Organisierung war von Anfang an, zur Vorbereitung auf eine widerständige Zeit anzuregen. Das bedeutet für uns, dass wir versuchen, uns und andere weiterzubilden und uns gegenseitig für die Aneignung widerständiger Aktionsformen zu inspirieren. Bildung, die nicht von unserer Praxis losgelöst ist, sollte momentan, da wir aktionistisch eingeschränkt sind, eine zentrale Rolle einnehmen. Die von uns kurz <a href="https://oekoradikallinks.noblogs.org/oeko-soziale-kaempfe/">aufbereiteten Texte zu ökosozialen Kämpfen</a> oder auch Videos von Aktionen mit Forderungen können hier beispielhaft genannt werden. Wir werden in der kommenden Zeit dem Themenfeld der Enteignung mehr und mehr Aufmerksamkeit schenken. Es müssen konkrete Forderungen aufgestellt werden, die für eine Gesellschaft abseits der kapitalistischen Verwertung erkämpft werden müssen. Die Möglichkeiten der virtuellen Vernetzung und Bildung, zum Beispiel eine übergreifende und höhere Reichweite, wollen wir dabei nicht ungenutzt lassen. Dabei schaffen Nachbarschaftsinitiativen, die über Chats laufen, eine Plattform, um lokal mehr Menschen als üblich zu erreichen. Online-Veranstaltungen eröffnen Möglichkeiten zur internationalen Vernetzung und Solidarität.</p><p>Die im Zuge der Corona-Krise entstandenen Nachbarschaftsinitiativen, in der auch der Großteil von uns, wie auch der restlichen radikalen Linken, in vielen Großstädten aktiv ist, sind Ausdruck eines neuen gesellschaftlichen Zusammenhalts. Das Bewusstsein für gesellschaftliche Probleme und die damit zusammenhängende Notwendigkeit solidarischen Zusammenwirkens, auf die die radikale Linke und andere Akteur*innen seit Jahren versuchen aufmerksam zu machen, scheint in der breiteren Gesellschaft zu steigen. Gleichzeitig sind und ersetzen die entstehenden Nachbarschaftsnetzwerke keine neue Bewegung. Vielmehr müssen wir diese Entwicklungen als Chance begreifen, um unsere Themen auch in der breiteren Gesellschaft zu platzieren und die entstandenen Netzwerke über den Lockdown hinaus als Strukturen beizubehalten. Unsere Politik muss über solidarische Nachbarschaftshilfe hinausgehen. So markieren die Proteste und Aktionen bezüglich der EU-Außengrenzen einen Versuch, das gerade zumindest teilweise entstehende solidarische Bewusstsein aufzugreifen und auszuweiten. Unsere Solidarität macht weder vor nachbarschaftlichen Grenzen Halt, noch vor nationalstaatlich gesetzten Grenzen.<br/> Konkrete Beispiele einer bereits bestehenden Praxis, die sich partiell Handlungs-möglichkeiten zurückerkämpft, lassen sich an verschiedenen Stellen alleine schon in unserem direkten Umfeld finden: die Menschenkette der Seebrücke Frankfurt am 5. April, widerständigere Aktionen wie von Riseup4Solidarity, im Zuge derer ganz Frankfurt mit Bannern, Graffitis und Tags verschönert wurde und vieles mehr. Bundesweit zeigen etwa die Aktionen von #besetzen mit Livestream aus Berlin am 28. März oder die zahlreichen Aktionen in vielen Städten anlässlich des 1. Mai, wohin die Reise gehen kann. Verschiedene Initiativen versuchen auch mit Online-Demos den Charakter physischer Kundgebungen auf den digitalen Raum zu übertragen. Daran müssen wir anknüpfen und uns Wissen zu ungehorsamen Aktionsformen im digitalen Raum aneignen, beziehungsweise diese praktisch erproben.</p><p>Wieder einmal trifft es in dieser Krise die ohnehin Prekarisierten der Gesellschaft am stärksten: Kranken- und Altenpfleger*innen, prekär Beschäftigte, Wohnungslose, Alleinerziehende, Migrant*innen, Frauen und Queers. Dass diese auch in digitalen Räumen unterrepräsentiert sind, erschwert unsere Handlungsmöglichkeiten noch zusätzlich. Es ist notwendig, dass wir auch im öffentlichen Raum, beispielsweise durch Aktionen, Banner oder Plakate, Aufmerksamkeit schaffen. Hier müssen Kämpfe geführt, weitergeführt und verstärkt werden. Dabei dürfen allerdings die brennenden Probleme unserer Zeit - die Krise von Ökologie und Kapital - nicht hintenanstehen. Denn sie sind die Grundlage vieler anderer Krisen. Es geht darum, Versuche zu starten - wie es schon einige vorgemacht haben - unsere Handlungsmacht auf die Probe zu stellen. Diese Aufgabe geht über die Zeit der Pandemie hinaus. Wir sollten auch jetzt schon die Situation nach Corona mitdenken, ohne uns aber, bedingt durch die schnellen Veränderungen, in ständigen Prognosen zu verlieren. Aber so oder so: Lasst uns für die jetzige und die kommende Zeit Netzwerke schaffen, uns organisieren und Aktionserfahrungen sammeln!</p><p>In den kommenden Tagen und Wochen gibt es einige Anlässe, die dazu einladen, kollektiv neue Wege auszuprobieren, sich auszutauschen und neue Erfahrungen zu gewinnen, um uns im Agieren für eine rebellische Politik weiterzuentwickeln. Wir müssen jetzt anfangen, die vorherrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse zum Wanken zu bringen. Fangen wir jetzt damit an: Mutig, auf neuen Wegen, mit kreativen Aktionen, ob verdeckt oder offen! Die Nächte sind lang! Lasst sie uns nutzen.</p><hr/><h2>Anmerkung</h2><p><i>Ökologisch Radikal Links. Unter diesem Namen wurde in Frankfurt für den 24. April 2020 eine antikapitalistische Mobilisierung für den Global Climate Strike geplant. Aufgrund der veränderten Situation konnte diese nicht wie geplant stattgefunden. Seitdem hat sich Ökologisch Radikal Links der Bildungsarbeit verschrieben und veranstaltet unter anderem einem eine Online-Veranstaltungsreihe und eine Social-Media-Kampagne zu Geschichte und Gegenwart ökosozialer Kämpfe. Zudem wurden Banneraktionen durchgeführt.</i><br/></p></div>
</section>
</article>
<footer class="__wrapped-content">
<div class="columns is-desktop">
<div class="column is-7-10">
<section class="content content-license padded">
<h2>Lizenzhinweise</h2>
<p>Copyright © 2017 re:volt magazine Redaktion - Einige Rechte vorbehalten</p>
<p>
Die Inhalte dieser Website bzw. Dokuments stehen unter der <a href="http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/">Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz</a>.
Über diese Lizenz hinausgehende Erlaubnisse können Sie über unsere <a href="/contact">Kontaktseite</a> erhalten. Bilder sind von dieser Lizenz ausgeschlossen und Eigentum ihrer jeweiligen Urheber_innen.
</p>
<p class="print-remove">
<a id="imprint" href="/imprint">Impressum</a> |
<a id="privacy" href="/imprint#privacy">Datenschutz</a>
</p>
</section>
</div>
</div>
</footer>
</div>
„Wir wollen da sein, wo es brennt!”2019-07-29T11:02:50.819346+00:002019-08-02T12:19:37.837445+00:00Jan Schwabredaktion@revoltmag.orghttps://revoltmag.org/articles/wir-wollen-da-sein-wo-es-brennt/
<div style="background: #eaeaea; width: 100%; height: 100%">
<style>
.__wrapped-content {
max-width: 670px;
padding: 1.5rem;
margin: 1.5rem auto;
background: white
}
</style>
<article class="__wrapped-content">
<link href="/static/revoltmag/app.bc8423e0087c1cde5a69.css" rel="stylesheet"><meta name="apple-mobile-web-app-title" content="re:volt mag"><meta name="apple-mobile-web-app-capable" content="no"><meta name="apple-mobile-web-app-status-bar-style" content="black"><meta name="theme-color" content="#99020b"><link rel="apple-touch-icon" sizes="180x180" href="/static/revoltmag/icon_180x180.f95a8c6b74bb715d326c7790779a0330.png"><link rel="manifest" href="/static/revoltmag/manifest.307d5e0f476ef238b243c472abadb46c.json"><link rel="icon" sizes="180x180" href="/static/revoltmag/icon_180x180.f95a8c6b74bb715d326c7790779a0330.png"><script defer="defer" src="/static/revoltmag/app.bc8423e0087c1cde5a69.js"></script>
<header class="content">
<h1>„Wir wollen da sein, wo es brennt!”</h1>
</header>
<div class="content-image">
<div class="content-image-wrapper">
<img alt="2019053003054_13cab564ff5fe85b976a97f32cb282913327ca25a3015f10074b773fb5f0f9d7.jpeg" height="420" src="/media/images/2019053003054_13cab564ff5fe85.2e16d0ba.fill-840x420-c100.jpg" width="840">
</div>
</div>
<section class="content content-section content-type-paragraph">
<div class="rich-text"><p><i>Die deutschsprachige anarchistische Bewegung ist fragmentiert und wenig wahrnehmbar. So sehen es zumindest die Aktivist*innen</i> <a href="https://www.dieplattform.org/"><i>der Plattform</i></a><i>. Diese wollen nun eine verbindlichere Organisierung des deutschsprachigen Anarchismus schaffen und führen zu diesem Zweck eine bundesweite Info-Tour durch. Grund genug den Genoss*innen die Möglichkeit zur Vorstellung ihres Konzepts zu geben.</i></p><p></p><p></p><p><b>Jan [re:volt]: Hallo liebe Genoss*innen. Stellt doch mal kurz vor,</b> <b>worum es nun bei eurem neuen Projekt geht. Warum muss sich aus eurer</b> <b>Sicht eine anarchistische Bewegung in Deutschland reorganisieren? Warum</b> <b>soll das mit dem Konzept</b> <b><i>der Plattform</i></b> <b>[1] geschehen und welche Kritik steht am</b> <b>Gegenwartsanarchismus dahinter?</b></p><p><b>Die Plattform:</b> Hallo Jan, erstmal vielen Dank für die Möglichkeit des Interviews. Die anarchistische Bewegung im deutschsprachigen Raum muss sich unserer Meinung nach reorganisieren, da es trotz des wachsenden Interesses am Anarchismus in der Bevölkerung keine signifikante Stärkung speziell des organisierten Anarchismus gibt. Parallel dazu gibt es, im Vergleich zu den letzten Jahren, soziale Bewegungen, die Massen auf die Straße bringen.<i> Fridays for Future</i>, die Kämpfe um den Hambacher Forst und generell gegen den Braunkohleabbau, gegen die neuen Polizeigesetze, für eine Seebrücke nach Europa, gegen den Rechtsruck, gegen Gentrifizierung und Verdrängung, oder auch der feministische Streik am 8. März sind nur einige Beispiele. Dennoch schafft es die anarchistische Bewegung nur sehr unzureichend, ein wahrnehmbarer Teil in den meisten dieser Kämpfe zu sein. Das liegt unserer Meinung nach nicht allein an unserer zahlenmäßigen Schwäche, sondern eben auch an zahlreichen Unzulänglichkeiten in der Bewegung selbst. Einerseits ist es nach wie vor ein weit verbreitetes Phänomen, dass große Teil der Menschen, die sich als „Anarchist*innen” bezeichnen, sich nicht dauerhaft organisieren wollen, oder sogar formale Organisierung generell ablehnen. Neben dieser problematischen Haltung dominieren weitere fehlerhafte Konzepte, wie z.B. ein falsch verstandenes Konzept der Autonomie, eine Haltung zur Gesellschaft, die von Isolation und nicht von einem Kampf innerhalb der Gesellschaft geprägt ist, sowie zur Revolution, welche eher einer generellen Aufgabe gleichkommt, als die Zuversicht in die Kraft unserer Ideen. Aus all diesen Aspekten folgt dann eine allgemeine Strategielosigkeit, Beliebigkeit und Profillosigkeit, Unzuverlässigkeit und eine weitgehende öffentliche Unsichtbarkeit, wie schlechte Außenwirkung. In unserem <a href="https://www.dieplattform.org/2019/01/02/ueber-die-bedingungen-unter-denen-wir-kaempfen-und-den-zustand-der-anarchistischen-bewegung-im-deutschsprachigen-raum-die-schaffung-einer-revolutionaeren-plattformistischen-organisation/">Grundsatzpapier</a> könnt ihr Weiteres dazu finden.</p><p>Es geht uns nicht darum, die seit vielen Jahren andauernde positive Entwicklung im deutschsprachigen Anarchismus zu ignorieren. Die anarchosyndikalistische <i>Freie Arbeiter*innen Union</i> ist gewachsen, hat ihr Gewerkschaftsprofil geschärft und schafft es mittlerweile, kleine Arbeitskämpfe zu führen und diese teilweise auch zu gewinnen. Die <i>Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen</i> hat verstreut existierende anarchistische Kleingruppen gesammelt und einen überregionalen Raum des Austauschs geschaffen. Das hat unter anderem dazu geführt, dass anarchistische Gruppenprojekte nun deutlich langlebiger existieren, sowie auf geringem Niveau kontinuierlich arbeiten. Es sind bundesweit in den letzten Jahren neue anarchistische Anlauforte entstanden, welche meist den Anspruch haben, offene Räume für das Viertel, in dem sie angesiedelt sind, zu sein. Wir wollen aus der langsamen, aber kontinuierlichen Aufbauarbeit der letzten Jahre nun eine neue, anspruchsvolle, anarchokommunistische Föderation aufbauen, welche die Bewegung inhaltlich, analytisch, strategisch, und vor allem in der sozialen Einmischung [2] in soziale Kämpfe voran bringt.</p><p></p><p></p><p><b>Jan [re:volt]: Aus der autonomen Linken kommt ja nun seit einigen Jahren ebenfalls die selbstkritische Feststellung, dass man aus der Subkultur in die gesellschaftliche Auseinandersetzung müsse. Diese Tendenz unterstreicht ihr mit der Orientierung auf eine Neuorganisierung im deutschsprachigen Anarchismus ja nun</b> <b>auch. Wie erklärt ihr es euch, dass die radikale Linke sich trotz der Selbstkritik immer noch praktisch sehr schwer tut, eine Neuausrichtung zu vollziehen?</b></p><p><b>Die Plattform:</b> Das hat natürlich viele Gründe und Ursachen und es sind, wie du schon angedeutet hast, viele spannende Texte, Analysen und Aufrufe dazu in den vergangenen Jahren erschienen. Ein Kernpunkt ist sicherlich, dass die radikale Linke sich in einer Art „Szenerealität” eingerichtet und gemütlich gemacht hat. Da nun wieder heraus zu kommen, ist unglaublich schwer. Das Sein bestimmt immerhin das Bewusstsein. Wenn also erhebliche Teile der Linken den Großteil ihrer Zeit in Szeneräumlichkeiten verbringen, über Subkultur politisiert wurden und sich noch in dieser bewegen; wenn sie weiterhin recht jung und studentisch geprägt sind, ist es natürlich schwer grundsätzliche Veränderungen zu erreichen. Außerdem fällt es großen Teilen der Linken weiterhin schwer, sich die „Hände schmutzig zu machen“. Ja, diese Gesellschaft ist in Teilen autoritär geprägt und ja, in jeder sozialen Bewegung gibt es viele Akteur*innen mit einer reformistischen bzw. teilweise auch reaktionären „Kapitalismuskritik“, oder anderen aus unserer Perspektive problematischen Ansichten.</p><p>Die soziale Revolution erreichen wir aber nur mit einem Großteil der Gesellschaft. Wir erreichen sie nur, wenn wir um jeden Meter kämpfen, wie es zum Beispiel die radikale Linke in Frankreich in der heterogenen „Gelbwesten”-Bewegung tut, die man ja durchaus auch strittig sehen kann. Ob die Einmischung in eine soziale Bewegung dann erfolgreich ist, bleibt die Frage stetiger Analyse. Auch innerhalb <i>der Plattform</i> wird hierzu stets und immer wieder diskutiert werden. Es bleibt notwendig, die Frage nach der Zusammensetzung und den Zielen einer „Bewegung” immer wieder zu stellen und zu evaluieren. In jedem Falle handelt es sich bei der sozialen Einmischung in Bewegungen um eine der Kernstrategien unserer Initiative. Wir betrachten sie als geeignetes Mittel, um aus unserer aktuellen Schwäche heraus zu kommen. Das erklärte Ziel ist, unsere Szenrealität zu überwinden und innerhalb der Gesellschaft so zu wirken, dass wir die Menschen erreichen, statt sie zu verschrecken.</p><p></p><p></p><p><b>Jan [re:volt]: Der Plattformismus nach Nestor Machnow, auf den ihr euch beruft, wurde ja historisch in der anarchistischen Bewegung auch von führenden Theoretiker*innen der Bewegung immer wieder scharf als</b> „<b>Anarcho-Bolschewismus” diffamiert. In Deutschland ist das Konzept in der Form ja nun auch etwas Neues, da es abseits der anarchosyndikalistischen</b> <b><i>FAU</i></b> <b>ja immer nur sehr begrenzte anarchistische Organisierungstendenzen gab. Viele Anarchist*innen finden und fanden sich eher in</b> <b>autonomen Kleingruppen oder Hausprojekten zusammen. Wie sind denn da in der gegenwärtigen Debatte die Rückmeldungen aus der Bewegung auf eure Initiative?</b></p><p><b>Die Plattform:</b> Aufgrund der historischen aber auch aktuellen Diffamierungen gegen den Plattformismus haben wir eigentlich mit deutlich mehr Gegenwind gerechnet. Natürlich bekommen wir einiges an Kritik ab, aber das meiste ist solidarischer Natur. Generell ist es so, dass unser Ansatz in der anarchistischen Bewegung gerade weite Kreise zieht. Wir haben das bereits im Vorfeld vermutet. Aufgrund des eher kontroversen Vorschlags, aber auch, weil wir ihn sehr ambitioniert und groß angekündigt hatten und in die Debatte bringen. Um so erfreulicher ist es, dass wir neben der vielen, für uns sehr wichtigen, solidarischen Kritik auch unheimlich viel Zuspruch erhalten. Die Allermeisten stimmen mit unserer Kritik an der Bewegung überein, auch wenn sie vielleicht nicht die gleichen Schlüsse daraus ziehen wie wir. Wir haben den Eindruck, dass ein nicht zu unterschätzender Teil der Bewegung genau einen solchen ernsthaften Ansatz, wie wir ihn vorschlagen, herbei gesehnt hat. Wir bewirken schon jetzt, dass es eine breite Diskussion innerhalb der Bewegung gibt und einzelne Genoss*innen, die sich bisher nicht organisiert haben, oder frustriert waren von bisherigen Erfahrungen, nun wieder Hoffnung schöpfen. Für uns ist es eine wirklich großartige Erfahrung, das so mitzuerleben und Teil eines gewissen Aufbruchs zu sein.</p><p></p><p></p><p><b>Jan [re:volt]: Um eure Idee zu verbreiten, macht ihr ja gerade eine bundesweite Infotour. Habt ihr da bislang den Eindruck, dass eure Idee auch abseits der üblichen anarchistischen Gruppierungen, etwa bei postautonomen Antifa-Gruppen, auf Anklang stößt? Wenn nein, wie erklärt ihr euch das?</b></p><p><b>Die Plattform:</b> Dieser Effekt ist leider aktuell noch ziemlich begrenzt. Im Vorfeld haben wir uns schon gedacht, dass unser Ansatz auch interessant für z.B. frustrierte Kommunist*innen ist, die einer autoritären Organisierung abschwören wollen, aber bisher keine Alternative für sich gesehen haben. Das ist allerdings bislang noch nicht eingetreten. Die Diskussion läuft wirklich zum Großteil in der anarchistischen Bewegung ab, was sich auch bei den Teilnehmenden der Veranstaltungen niederschlägt. Woran das liegt? Vielleicht einfach generell daran, dass andere Teile der Linken oft Diskussionen und Anregungen, die aus der anarchistischen Bewegung kommen, eher ignorieren oder gar nicht erst mitbekommen. Wir werden sehen, was die Zukunft in dieser Frage bringt, wenn wir Stück für Stück präsenter werden. Ein Beginn ist ja vielleicht dieses Interview?</p><p></p><p></p><p><b>Jan [re:volt]: Ihr</b> <b>betreibt ja eine recht scharfe Abgrenzung zu anderen Teilen der Linken. Beispielhaft wenn ihr von „autoritären Organisierungen” sprecht. Da dürfte es ja einer breiteren Linken, oder auch „frustrierten Kommunist*innen” schwer fallen, sich bei euch wieder zu finden. Warum eine derart scharfe Abgrenzung? Zieht ihr damit nicht vielleicht unnötig Hürden in möglicher Bündnispolitik oder gegenüber möglichen Interessent*innen?</b></p><p><b>Die Plattform:</b> Zunächst müssen wir anmerken, dass <i>die Plattform</i> nicht als Massenorganisation konzipiert ist. Uns ist bewusst, dass erhebliche Teile der anarchistischen Bewegung und noch größere Teile der übrigen Linken, sich nicht bei uns wieder finden werden; sondern eben nur ein gewisser Teil, den wir bewusst erreichen und ansprechen wollen. Das sind vor allem Menschen, welche sich in der inhaltlichen, strategischen, organisatorischen und praktischen Linie sehen, die wir aufgemacht haben. Wir ziehen diese „Hürden”, weil wir denken, dass ein einheitliches Vorgehen innerhalb einer Organisierung vor allem über geteilte Grundsätze und gemeinsame Vorstellungen funktioniert. Je breiter ein Ansatz inhaltlich und auf allen anderen Ebenen aufgestellt ist, desto schwieriger wird es werden, eine gemeinsam geteilte Linie oder Grundsätze zu verfolgen. Oder aber der kollektiv getroffene Grundsatz fällt schlussendlich so schwammig und beliebig aus, dass sich alle irgendwie damit abfinden können, aber niemand richtig dafür einstehen will. Wir denken auch, dass ein klares Profil unsererseits eher eine Stärke in der Zusammenarbeit mit anderen Organisationen und Bewegungen darstellt. Diejenigen, die sich mit uns freundschaftlich verbunden fühlen, wissen, woran sie bei uns sind. Andersherum gedacht, können wir klare Rahmen und Vorstellungen an eine Zusammenarbeit kommunizieren.</p><p>Soweit aber erstmal für unser eigenes Organisierungsverständnis. Wie sieht es nun aber mit der Bündnispolitik aus? Unsere Verbündeten, vor allem außerhalb der anarchistischen Bewegung, werden wir in Zukunft vor allem im praktischen Kampf finden. Unsere Motivation, sich in irgendwelchen linken Einheitsbündnissen den Arsch platt zu sitzen, um dann irgendwann einen für alle Seiten total verwässerten Minimalkonsens zu erreichen, ist relativ gering. Vielmehr werden wir mit allen nicht-autoritären Ansätzen, auf die wir in den sozialen Bewegungen treffen, ehrlich und auf Augenhöhe zusammen kämpfen. Aus solchen praktischen Verbindungen des Kampfes kann sich dann sicherlich durchaus auch mehr ergeben. Denjenigen aber, welche in sozialen Bewegungen agieren, um die „Schafsherde” ihrer jeweiligen Partei oder Organisation zu vergrößern, die versuchen soziale Bewegung in autoritärer Weise zu beeinflussen oder gar zu übernehmen, gilt unser erbitterter Widerstand. Das gilt unabhängig von der Weltanschauung. Leider finden sich im linken Spektrum eine Vielzahl an Gruppierungen und Parteien wieder, welche nicht an der Selbstorganisation der Massen innerhalb der Gesellschaft und der sozialen Bewegungen interessiert sind, sondern an der Unterordnung eben dieser unter ein oftmals obskures Programm der Herrschaft. Wir haben also kein großes Interesse an klassischer Bündnisarbeit. Wir wollen für unsere gemeinsamen Interessen als lohnabhängige Klasse zusammen kämpfen - innerhalb von sozialen Bewegungen, und auch über Unterschiede hinweg.</p><p></p><p></p><p><b>Jan [re:volt]: Eure Initiative gründet sich ja nun vor dem Hintergrund sich verschärfender gesellschaftlicher Verhältnisse. In eurem Gründungsdokument habt ihr dem gesellschaftlichen Rechtsruck ein eigenes Kapitel gewidmet. In diesem macht ihr unter anderem wachsende soziale Probleme, einen aktivierten Rassismus anhand der Flüchtlingsfrage und auch einen wachsenden Legitimitätsverlust des politischen Systems als mögliche Hauptursachen aus. Welche praktischen Konsequenzen zieht ihr daraus?</b></p><p><b>Die Plattform:</b> Zum einen formulieren wir eine klare und konkrete Analyse der politischen Ökonomie, die eine Analyse der Weltmarktkonkurrenz und der daraus erwachsenden wirtschaftlichen Ungleichheit einschließt. Wir werden versuchen, diese Analyse einem immer breiteren „Publikum” zukommen zu lassen, um so Bewusstsein für das falsche „Jetzt” und die Klasse, das heißt Klassenbewusstsein zu gewinnen. Das ist für uns eine der Grundvoraussetzungen für gesellschaftliche Veränderung. Der grassierende Rassismus ist aus unserer Sicht da ähnlich zu behandeln. Wer über Klassenbewusstsein verfügt, ist weniger empfänglich für menschenfeindliche Ideologien. Personen, denen grundlegende Systematiken bewusst sind, zeigen sich immunisierter gegen den rassistischen Wahn, gegen die Suche nach „Sündenböcken” in Form von vemeintlich „Fremden” oder „Anderen”.</p><p>Der Aspekt des zunehmenden Vertrauensverlusts in das Bestehende wirft unserer Meinung nach zentral die Frage auf: Wendet sich dieser reaktionär oder progressiv? Erstere Wendung gilt es zu bekämpfen, letztere gilt es zu unterstützen. Hierzu zählt zum Beispiel die Unterstützung von konkreten sozialen Kämpfen. Vom Kiez über den Stadtteil, von der Stadt, bis in die Welt. Konkret sind das die Kämpfe von Lohnarbeiter*innen, von Mieter*innen, von Armut Bedrohten oder Betroffenen, oder auch von Menschen, welche von menschenfeindlichen Ideologien, wie Rassismus oder Antisemitismus betroffen sind. Kurzum: „Wir wollen da sein, wo es brennt!”</p><p></p><h3><b>Anmerkungen:</b></h3><p><b>[1]</b> Eine anarchistische Richtung die sich auf den Text „Organisationsplattform der Allgemeinen Anarchistischen Union” beruft, der 1926 von einer Gruppe russischer Anarchist*innen im Exil veröffentlich wurde. Mit Blick auf die mangelnde Durchsetzungsfähigkeit und organisatorische Schwäche der anarchistischen Bewegung wollte dieser Ansatz eine neue, verbindliche Organisierung der Bewegung erreichen. Grundlage dafür sollten theoretische und praktischer Einheit, kollektiver Verantwortung und eine förderalen Struktur sein.</p><p><b>[2]</b> Der Begriff stammt aus dem <i>Especifismo</i>. einer Richtung des Anarchismus mit Schwerpunkt auf einer „spezifischen, anarchistischen Organisation”. Sie enstand ab 1956 in der „Federación Anarquista Uruguaya” und ist heute ein verbreitetes Organisationsmodell der anarchistischen Bewegung in Lateinamerika. Sie ähnelt dem Plattormismus in vielen Punkten. Ihre zentrale Taktik ist die Soziale Einmischung, die offene Beteiligung von Anarchist*innen an breiten sozialen Bewegungen und Klassenkämpfen. Im Gegensatz etwa zum trotzkistischen Entrismus, geht es nicht darum eine Avantgarde- oder Führungsrolle einzunehmen, sondern im Gegensatz dazu revolutionäre Positionen transparent zu kommunizieren und als Antikörper der Bewegungen gegen autoritäre Vereinnahmung zu dienen.</p></div>
</section>
</article>
<footer class="__wrapped-content">
<div class="columns is-desktop">
<div class="column is-7-10">
<section class="content content-license padded">
<h2>Lizenzhinweise</h2>
<p>Copyright © 2017 re:volt magazine Redaktion - Einige Rechte vorbehalten</p>
<p>
Die Inhalte dieser Website bzw. Dokuments stehen unter der <a href="http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/">Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz</a>.
Über diese Lizenz hinausgehende Erlaubnisse können Sie über unsere <a href="/contact">Kontaktseite</a> erhalten. Bilder sind von dieser Lizenz ausgeschlossen und Eigentum ihrer jeweiligen Urheber_innen.
</p>
<p class="print-remove">
<a id="imprint" href="/imprint">Impressum</a> |
<a id="privacy" href="/imprint#privacy">Datenschutz</a>
</p>
</section>
</div>
</div>
</footer>
</div>
Bau auf. Bau auf! Revolutionäre Stadtteilarbeit neu organisieren2019-04-30T06:33:18.314552+00:002019-04-30T06:34:06.531852+00:00Hände Weg vom Weddingredaktion@revoltmag.orghttps://revoltmag.org/articles/bau-auf-bau-auf-revolution%C3%A4re-stadtteilarbeit-neu-organisieren/
<div style="background: #eaeaea; width: 100%; height: 100%">
<style>
.__wrapped-content {
max-width: 670px;
padding: 1.5rem;
margin: 1.5rem auto;
background: white
}
</style>
<article class="__wrapped-content">
<link href="/static/revoltmag/app.bc8423e0087c1cde5a69.css" rel="stylesheet"><meta name="apple-mobile-web-app-title" content="re:volt mag"><meta name="apple-mobile-web-app-capable" content="no"><meta name="apple-mobile-web-app-status-bar-style" content="black"><meta name="theme-color" content="#99020b"><link rel="apple-touch-icon" sizes="180x180" href="/static/revoltmag/icon_180x180.f95a8c6b74bb715d326c7790779a0330.png"><link rel="manifest" href="/static/revoltmag/manifest.307d5e0f476ef238b243c472abadb46c.json"><link rel="icon" sizes="180x180" href="/static/revoltmag/icon_180x180.f95a8c6b74bb715d326c7790779a0330.png"><script defer="defer" src="/static/revoltmag/app.bc8423e0087c1cde5a69.js"></script>
<header class="content">
<h1>Bau auf. Bau auf! Revolutionäre Stadtteilarbeit neu organisieren</h1>
</header>
<div class="content-image">
<div class="content-image-wrapper">
<img alt="40018343440_2460c92542_o.jpg" height="420" src="/media/images/40018343440_2460c92542_o.2e16d0ba.fill-840x420-c100.jpg" width="840">
<span class="content-copyright">Left Report</span>
</div>
</div>
<section class="content content-section content-type-paragraph">
<div class="rich-text"><p>Im Zuge der Debatten um <a href="http://www.sebastian-friedrich.net/neue-klassenpolitik/">„Neue Klassenpolitik“</a> und die Frage, wie eine revolutionäre Stadtteilarbeit organisiert werden kann, möchten wir als „Hände weg vom Wedding“ unseren politischen Beitrag leisten. Wir wollen nachfolgend unsere bisherige Arbeit kritisch reflektieren und unsere Lösungsstrategien damit zur Diskussion stellen. Als Grundlage diente uns in einzelnen Diskussionspunkten unter anderem der <a href="https://revoltmag.org/articles/zum-ende-einer-bewegung-und-eines-organisationsansatzes/">Text von Geronimo Marulanda</a>, der im April 2018 im re:volt-Magazine veröffentlicht wurde. Der nun von uns vorgelegte Text soll anregen, die eigenen Strukturen politisch zu hinterfragen und Ideen für mögliche Strukturdebatten und Veränderungsprozesse geben.</p><p>Seit 2012 sind wir als Gruppe, Nachbar*innen (meist mit politischer Vorerfahrung) aus und um den Berliner Stadtteil Wedding, organisiert. Unser geteilter Schwerpunkt liegt auf der lokalen Realisierung antikapitalistischer und revolutionärer Politik. Nach langen Erfahrungen in der politischen Arbeit in unseren Kiezen wollen wir die engen Grenzen unserer bestehenden Organisation überwinden. Unser Ziel ist, sowohl Nachbar*innen, als auch politische Unterstützer*innen aktiver einzubinden und die Basis für eine revolutionäre Stadtteilarbeit zu verbreitern. Dabei ist es an uns als linke Bewegung, klassenkämpferische Politik von unten zu stärken. Wie kann das funktionieren?</p><h3><b>Problemaufriss</b></h3><p>Wir sehen, dass die gesellschaftlichen Bedingungen, beispielsweise durch die immer stärker werdende (außer-)parlamentarische Rechte, sowie die repressiven Maßnahmen des Staates gegen linke Bewegungen, unsere Handlungsspielräume zunehmend einengen. Beide kriminalisieren (nicht überraschend) revolutionäre Inhalte. Gesellschaftliche Vorstellungen eines Bruches mit den gegebenen Verhältnissen werden immer mehr an den Rand gedrängt. Als Gegenstrategie setzen wir auf Stadtteilkämpfe, beispielsweise gegen steigende Mieten, neoliberalen Stadtumbau, Patriarchat und nationalistisch-rassistische Ausgrenzungen als zentrale Aktionsfelder. Wir nennen diese nachfolgend „Kampffelder“. Die kapitalistischen Zuspitzungen um Miete und (Wohn-)Eigentum mobilisieren viele Menschen in den Kiezen und bieten einen starkes Potenzial für linke, antikapitalistische Gegenentwürfe in einer Stadt wie Berlin. Doch in der politischen Arbeit mit Interessierten kamen wir regelmäßig an unsere Grenzen. Dabei standen wir uns mit unserer bisherigen Organisationsform häufig selbst im Weg.</p><p>In den vergangenen Jahren haben wir die klassischen, fast schon naturgemäßen Problemlagen eines post-autonomen Zusammenschlusses immer wieder durchlebt. Die politische Verfasstheit der Gruppe hängt großteils vom individuellen Bezug zur politischen Arbeit, der Qualität eigener politischer Bildung, der emotionalen und freundschaftlichen Bezüge zueinander, sowie den zeitlichen Kapazitäten ab. Neben der starken Fluktuation der personellen Zusammensetzung und des politischen Engagements der Einzelnen stand, neben vielen anderen Hindernissen, das Fehlen einer klaren politische Linie und einer sich daraus ergebenden Strategie. Die politische Handlungsfähigkeit ist somit starken Konjunkturen unterworfen. Die Kontinuität und Verbindlichkeit des politischen Arbeitens sind nicht immer gewährleistet.</p><p>Zudem war die aktive Teilnahme an der Gruppe und ihren Prozessen jenseits öffentlicher Veranstaltungen, die auf eine kurzweilige und unverbindliche Mobilisierung von Menschenmassen abzielten, wie zum Beispiel Demonstrationen, Kundgebungen und Informationsveranstaltungen, meist schwer möglich. Dabei gingen viele Möglichkeiten der politischen Vernetzung und des personellen Aufbaus verloren. Zu exklusiv ist unsere Organisierung, die geschlossen nach außen auftritt und dadurch selten ansprechbar ist. Durch das Leben einer „linksradikalen Subkultur“, scheuen viele von uns die reale Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Widersprüchen. Stattdessen setzen wir uns in dieser ausweglos erscheinenden Subkultur häufig selbstreferenziell, gewollt oder ungewollt, mit „Szenedebatten“ auseinander. Inhalte und Diskussionsformen unserer Organisationsform, wie beispielsweise akademisierte Sprache, ausufernde Plenarsitzungen und eine Überbetonung der eigenen, individuellen Meinung stellen weitere Hemmnisse dar. Die Anschlussfähigkeit für Menschen, die nicht Anfang bis Ende 20 und ungebunden sind, im besten Fall aufgrund eines Studiums „Zeit haben“, sind schlichtweg nicht gegeben.</p><p>Dabei drängt uns der sich verschärfende gesellschaftliche Faschisierungsprozess dazu, unsere Inhalte gegenüber der Gesellschaft deutlicher kommunizieren und vermitteln zu müssen. Dazu zählt unter anderem, soziale Fragen und Kämpfe konsequent von links zu besetzen. Es gilt, den Spagat zwischen dem taktischen Aushalten von gesellschaftlichen Widersprüchen einerseits und zeitgleich dem konsequenten Eintreten gegen beispielsweise rassistische und sexistische Positionen andererseits zu schaffen. Hier sollte beispielsweise nicht jedem*r Nachbar*in direkt über den Mund gefahren werden, wenn sich sexistisch geäußert oder rassistische Vorurteile formuliert werden, sondern vielmehr einen Beziehungsaufbau ermöglicht werden, um diese Widersprüche schrittweise zu verhandeln. Es gilt aber auch klar gegen bereits gefestigte chauvinistische Positionen und Weltbilder einzutreten, sowohl in eigenen Strukturen, als auch bei unseren Nachbar*innen und Bündnispartner*innen.</p><p>Das (alleinige) Einfordern einer „Organisierung von unten“, zum Beispiel über Demonstrationen und Redebeiträge, schafft noch keine organisatorischen Strukturen für eine breite Bewegung im Kiez. Dabei mangelt es sogar immer mehr an ausreichend physischen Räumen für eine solche Organisierung. Aus dieser Analyse heraus entwickelten wir mit anderen Gruppen und Engagierten die Idee eigener Räume für die politische Praxis. Mit dem Aufbau des „Kiezhaus Agnes Reinhold“ haben wir es schließlich gemeinsam geschafft, linker Politik im Wedding einen Raum zu geben.</p><h3><b>Organisieren…</b></h3><p>Als Arbeitsgrundlage wurde eine Analyse der gesellschaftlichen Bedingungen im Wedding vorgenommen. Daraus entstanden vier strategisch gleichwertige Kampffelder, deren Bearbeitung wir als bedeutend für die Überwindung der gesellschaftlichen Verhältnisse insgesamt betrachten:</p><ol><li><b>Mietenkämpfe</b></li><li><b>Feminismus</b></li><li><b>Arbeitskämpfe</b></li><li><b>Kampf gegen Faschismus und Rassismus / Antifaschismus</b></li></ol><p>Diese aktuellen Kampffelder könnten bei zunehmendem Organisierungsgrad um Themen wie Ökologie, Jugend und so weiter erweitert werden. In den Kommissionen (Arbeitsgruppen), die sich um die genannten vier Kampffelder gruppieren, werden Inhalte, Strategie und Taktik revolutionärer Stadtteilarbeit diskutiert und umzusetzen versucht. Dies bedeutet konkret, dass sich „Hände weg vom Wedding“ öffnet und für den Aufbau dieser Kommissionen verantwortlich ist. Die Kommissionen bestehen aus den im jeweiligen Kampffeld aktiven Personen, die eine Verbreiterung der Organisierung und die Verknüpfung der Kampffelder unter der Struktur „Hände weg vom Wedding“ als sinnvoll erachten. Dabei stehen Fokussierung auf das entsprechende Politikfeld, sowie Verbindlichkeit im Vordergrund. Die Aufgabe dieser Verantwortlichen ist es, Kämpfe zu initiieren, zu vernetzen und zu bündeln. Hierfür können sie auf die Ressourcen und Kontakte der Gesamtstruktur „Hände weg vom Wedding“ zurückgreifen. Aus den Kommissionen werden offene Angebote zur Partizipation an der politischen Praxis geschaffen. Dies kann über offene Treffen, regelmäßige Veranstaltungen oder Beteiligung an konkreten Kämpfen umgesetzt werden. Angebote dieser Art dienen als politische Vorfeldorganisationen. Sie schaffen erste praktische Zugänge zu Themen und Praxen, bringen Menschen zusammen, politiseren sie und machen sie handlungsfähig. Somit werden niedrigschwellige Zugänge zur politischen Selbstermächtigung geschaffen. Idealerweise festigen sich darüber Personen politisch und werden Teil der verantwortlichen Struktur „Hände weg vom Wedding“.</p><p>Die Kommissionen wählen jeweils <b>Delegierte (Kommissionsverantwortliche)</b>, die in einem <b>Rat (Kerngruppe)</b> die strategischen Linien in den jeweiligen Kampffeldern diskutieren und als Anregung an die Kommissionen wieder zurückgeben. Die Verantwortlichen vertreten ausschließlich die Interessen, Ideen und Beschlüsse ihrer Kommissionen auf verbindliche Weise im Rat (imperatives Mandat). Somit tritt die Formulierung von kollektiven Interessen und kollektive Arbeitsprozesse in den Vordergrund. Individualistische Positionen in den Kommissionen verlieren gleichzeitig an Gewicht. <i>Alle interessierten Personen diskutieren in den Kommissionen</i>, während durch die Kommissionsverantwortlichen Verlässlichkeit und Verbindlichkeit gegeben ist. Das Ziel ist sowohl die Herstellung eines Minimalkonsens, als auch der stetige Ausbau politischer Positionen und Arbeit.</p><p>Der Rat ist das Organ für die Besprechung von Strategie und Taktik. Hier werden Vorschläge für die politische Theorie und Praxis entwickelt und an die Kommissionen weitergereicht. Die im Rat sitzenden Verantwortlichen werden dabei durch regelmäßige Wahlen in ihren Kommissionen demokratisch legitimiert, oder wieder abberufen. Sie müssen stets das Vertrauen und die Verlässlichkeit der Mitstreiter*innen ihrer Kommissionen genießen. Der Rat fungiert somit als Ort intensiver inhaltlicher Debatten und erfüllt gleichzeitig inhaltliche, sowie strukturelle Verantwortung gegenüber allen Mitgliedern der Gruppe und dem aktiven Umfeld. Der Rat schafft damit eine möglichst feste und sichere Organisation für alle Beteiligten bei gleichzeitiger Dynamik und Autonomie in den Kommissionen.</p><p>Die Aufgabe des Rates besteht außerdem darin, regelmäßige <b>Bildungsangebote</b> zu den verschiedenen Kampffeldern zu organisieren und durchzuführen, um eine gemeinsame Reflexion und Diskussion zu ermöglichen. Bildung wird als fester und wichtiger Bestandteil der kollektiven Entwicklung verstanden. Durch kollektive statt individueller Bildung arbeiten wir an einer solidarischen Debattenkultur und breiter Strategiebestimmung. Diese soll möglichst viele Teile der ausgebeuteten Klassen in unseren Kiezen einbeziehen. Neben der Etablierung offener, themenbezogener Angebote, stellt die regelmäßig stattfindende <b>kommissionsinterne Vollversammlung</b> ein wichtiges Organ dar. Eingeladen sind alle Kommissionsmitglieder, sowie das direkte politisch-aktive und interessierte Umfeld. Hier werden gemeinsame Bezüge zwischen den Kommissionen geschaffen. Im Vordergrund stehen in diesem Organ die Vorstellung der jeweiligen politischen Arbeit und deren Widersprüche, das gegenseitige Kennenlernen, die Übung solidarischer Kritik und Selbstkritik an Inhalten und Vorgehensweisen, sowie politische Vorschläge gegenüber dem Rat.</p><p></p><img alt="Organigramm.jpg" class="richtext-image full-width" height="329" src="/media/images/e2o37p7j.width-800.jpg" width="800"><p></p><h3><b>Über den Tellerrand schauen…</b></h3><p>Dabei wäre es falsch, es sich in der eigenen Arbeit im eigenen Kiez gemütlich zu machen und andere Kämpfe darüber hinaus zu ignorieren. Vielmehr bedarf es auch einer globalen Perspektive lokaler Arbeit: eine internationalistische und antiimperialistische Ausrichtung der eigenen Arbeit, sowie eine Anbindung an größere revolutionäre Organisierungsprozesse, die den Aufbau von Rätestrukturen anstrebt sind essenziell.</p><p>Die Folgen kapitalistischer Krisen und Kriege werden als Fluchtbewegungen in unsere Städte auch in unseren Kiezen sichtbar. Gleiches gilt für die Präsenz von z.B. Fluchtverursacher*innen, wie der Rüstungsindustrie. Daher suchen wir den Austausch und die Vernetzung mit fortschrittlichen Vereinen, Initiativen und Aktiven, die sich hier vor Ort engagieren. Wir wollen von revolutionären Bewegungen und fortschrittlichen Kämpfen weltweit lernen. Ihre Erfahrungen in der Organisierung von Gesellschaften kann als wichtiger Wissens- und Inspirationsquelle dienen. Nicht zuletzt die praktische Erfahrungen mit Halkevleri (<i>Volkshäuser</i>) in der Türkei, oder von TEV-DEM (<i>Bewegung für eine demokratische Gesellschaft</i>) in Rojava haben uns zum Aufbau des „Kiezhaus Agnes Reinhold“ inspiriert.</p><h3><b>... und Kämpfen!</b></h3><p>Mit diesem skizzierten organisatorischen Transformationsprozess zu einer transparenteren, demokratischeren und handlungsfähigeren Struktur möchten wir eine organisatorische Antwort auf die drängenden gesellschaftlichen Erfordernisse bieten. Wir werden weiterhin unsere praktischen Erfahrungen und Reflektionen sammeln und zur Diskussion stellen. Gleichzeitig hoffen wir auf eine Vielzahl ähnlicher Projekte und Organisierungsansätze in anderen Städten und Kiezen. Wir brauchen wirkmächtige Organisationsformen, die linke Kämpfe greifbarer und vermittelbarer machen. Wir freuen uns auf breite kollektive Kämpfe für eine Gesellschaft jenseits von Ausbeutung und Ausgrenzung.</p><p></p><h3><b>Weiterführende Informationen</b></h3><p><a href="http://haendewegvomwedding.blogsport.eu/">http://haendewegvomwedding.blogsport.eu</a></p><p><a href="https://www.unverwertbar.org/">https://www.unverwertbar.org</a></p><p><a href="https://twitter.com/unverwertbar">https://twitter.com/unverwertbar</a></p><p><a href="https://www.facebook.com/organize.hwvw">https://www.facebook.com/organize.hwvw</a></p><p><a href="https://www.kiezhaus.org/">https://www.kiezhaus.org</a></p><p><a href="https://twitter.com/Kiezhaus_65">https://twitter.com/Kiezhaus_65</a></p><p><a href="https://www.facebook.com/KiezhausAgnesReinhold">https://www.facebook.com/KiezhausAgnesReinhold</a></p><p></p></div>
</section>
</article>
<footer class="__wrapped-content">
<div class="columns is-desktop">
<div class="column is-7-10">
<section class="content content-license padded">
<h2>Lizenzhinweise</h2>
<p>Copyright © 2017 re:volt magazine Redaktion - Einige Rechte vorbehalten</p>
<p>
Die Inhalte dieser Website bzw. Dokuments stehen unter der <a href="http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/">Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz</a>.
Über diese Lizenz hinausgehende Erlaubnisse können Sie über unsere <a href="/contact">Kontaktseite</a> erhalten. Bilder sind von dieser Lizenz ausgeschlossen und Eigentum ihrer jeweiligen Urheber_innen.
</p>
<p class="print-remove">
<a id="imprint" href="/imprint">Impressum</a> |
<a id="privacy" href="/imprint#privacy">Datenschutz</a>
</p>
</section>
</div>
</div>
</footer>
</div>
Zum Ende einer Bewegung und eines Organisationsansatzes2018-04-19T16:22:31.936879+00:002018-04-19T16:22:31.936879+00:00Geronimo Marulandaredaktion@revoltmag.orghttps://revoltmag.org/articles/zum-ende-einer-bewegung-und-eines-organisationsansatzes/
<div style="background: #eaeaea; width: 100%; height: 100%">
<style>
.__wrapped-content {
max-width: 670px;
padding: 1.5rem;
margin: 1.5rem auto;
background: white
}
</style>
<article class="__wrapped-content">
<link href="/static/revoltmag/app.bc8423e0087c1cde5a69.css" rel="stylesheet"><meta name="apple-mobile-web-app-title" content="re:volt mag"><meta name="apple-mobile-web-app-capable" content="no"><meta name="apple-mobile-web-app-status-bar-style" content="black"><meta name="theme-color" content="#99020b"><link rel="apple-touch-icon" sizes="180x180" href="/static/revoltmag/icon_180x180.f95a8c6b74bb715d326c7790779a0330.png"><link rel="manifest" href="/static/revoltmag/manifest.307d5e0f476ef238b243c472abadb46c.json"><link rel="icon" sizes="180x180" href="/static/revoltmag/icon_180x180.f95a8c6b74bb715d326c7790779a0330.png"><script defer="defer" src="/static/revoltmag/app.bc8423e0087c1cde5a69.js"></script>
<header class="content">
<h1>Zum Ende einer Bewegung und eines Organisationsansatzes</h1>
</header>
<div class="content-image">
<div class="content-image-wrapper">
<img alt="NoExpoAutonome" height="420" src="/media/images/2015-05-01_NO_EXPO_1730798443.2e16d0ba.fill-840x420-c100.jpg" width="840">
<span class="content-copyright">Opensource</span>
</div>
</div>
<section class="content content-section content-type-paragraph">
<div class="rich-text"><p>
Die Krise der autonomen Linken [1] wurde bereits mehr als einmal
ausgerufen. In der Vergangenheit führten die Krisenerscheinungen
jedoch zu Neugründungen und partiellen Revitalisierungen der
Bewegung. Im vergangenen Jahrzehnt zeichnete sich zunehmend ab, dass
die Bewegung nun final im Niedergang begriffen ist: Strukturen lösen
sich unwiederbringlich auf, spalten sich, eine ganze Reihe von
AktivistInnen klinkt sich vollends aus, die übrigen scheitern in
ihrer Praxis an den gleichen Problemen, an denen autonome Gruppen
immer gescheitert sind: An einer Organisierungsform, die mehr einem
Freundeskreis gleicht, denn einer politischen Organisation. An
Identitätspolitik, Elitismus, einem überzogenen Anonymitätsgehabe,
einem ausgeprägten Sektierertum, einem vollkommen archaischen, und
nicht selten patriarchalen Militanzfetisch und so weiter. Nicht
zuletzt aus diesen Gründen sind autonome Gruppen mehr denn je
unattraktiv für immer mehr junge AktivistInnen. Und das in einer
gesellschaftlichen Situation, in der sich gesellschaftliche
Widersprüche in Form eines Rechtsrucks zuspitzen und nicht wenige
junge Menschen sich an der Gegenbewegung orientieren wollen. Die
Frage steht im Raum, warum wir abseits einzelner erfolgreicher
Defensivkämpfe keinerlei Profit aus der gesellschaftlichen
Polarisierung ziehen können und im Gegenteil geschwächter sind denn
je. [2] Bei immer mehr erfahrenen AktivistInnen setzt sich die
Erkenntnis durch: Das Organisationsmodell autonome Gruppe und die
Kultur, die dieses Modell erzeugt, ist schlicht und ergreifend
untauglich für eine revolutionäre Praxis und bedarf einer Revision.</p>
<h3><b>Was
ist revolutionäre Praxis?</b></h3>
<p>
Revolutionäre Praxis setzt zunächst einmal eine Idee davon voraus,
woher man als radikale Linke kommt und wohin man will. Sie orientiert
sich an einer Analyse der Widersprüche in der Gesellschaft, an einer
Idee davon, welche gesellschaftlichen Problemlagen zentral für
unsere heutige Zeit sind und daher zentrale Hebel für Veränderung
sein können. Sie setzt voraus, dass man eine Zielgruppe benennen
kann, mit der man sich organisieren und gegen die herrschenden
Verhältnisse zur Wehr setzen möchte. Sie setzt eine dieser
Zielgruppe entsprechende Organisierungsform voraus, die in der Lage
ist, als kollektiver Raum der Reflektion und Strukturierung des
gemeinsamen Kampfes und als inhaltlicher Austauschort zu fungieren.
Sie entwickelt sich schließlich nicht anhand von vorgefertigten
Dogmen, sondern im gemeinsamen Kampf mit der Zielgruppe [3], kann
aber auch nicht mit inhaltlicher Beliebigkeit und Begriffslosigkeit
an die Sache ran gehen, sondern muss die Kämpfe dort weitertreiben
und radikalisieren, wo sie Gefahr laufen ins System integriert zu
werden. Schließlich braucht sie ein entsprechendes Selbstverständnis
der AktivistInnen, die mit der Zielgruppe interagieren, sich
austauschen und vernetzen, Teil der gemeinsamen Sache werden müssen.
Revolutionäre Praxis muss herrschaftsförmige Widersprüche wie
Rassismus und Sexismus aktiv und solidarisch mit den Menschen und
unter den bereits Organisierten bearbeiten, sowie Wege des Umgangs
damit, sowie letztlich der Überwindung derselben finden.</p>
<h3><b>Was
war und ist die autonome Linke?</b></h3>
<p>
Die autonome Linke in Deutschland hat ihre Ursprünge in der scharfen
Abgrenzung gegenüber den K-Gruppen der 1970er und 80er Jahre. [4]
Sie zeichnete sich immer durch ein hohes Maß inhaltlicher
Beliebigkeit aus, genaue Definitionen zu den schwammigen Begriffen
Anarchismus und Kommunismus<i> </i>wurden selten getroffen. Im
Mittelpunkt stand die Debatte um Aktionskonzepte und Methoden – und
zwar in der Regel jenseits von jeder Klassenanalyse. Das macht es
schwierig, die Bewegung begrifflich auf einen Punkt zu bringen.
Dennoch teilen autonome Gruppen in vielerlei Hinsicht Konzepte, die
zumindest auf ähnliche Ursprünge zurückgehen. Einige wurden
theoretisch aufgearbeitet, weiterentwickelt oder revidiert, andere
wirken in der Praxis fort, ohne als Begriffe heute noch im üblichen
Gebrauch zu sein. Zentrale Konzepte der Autonomen, die auch von ihren
Nachfolgern, der Autonomen Antifa der 1990er [5] und der
Post-Antifa<i> </i>der 2000er Jahre
[6] in der einen oder anderen Form übernommen wurden, sind die
<i>Politik der ersten Person</i>, das Konzept der <i>Autonomie</i>,
die <i>Militanz</i>, das Konzept der <i>Gegenkultur</i> und der
Begriff der <i>Triple</i> <i>Oppression</i>. Was bedeuten diese
Begriffe?</p>
<p>
<b>Autonomie:</b> Namensgebend für die Bewegung ist die italienische
Autonomia Operaia<i> </i>[7], die
jedoch rundum anders aufgestellt war, als ihre deutschen
Namensvettern sie später rezipieren sollten. Die italienische
Variante verstand sich zwar als unabhängig von der offiziellen
kommunistischen Partei und an der spontanen Organisierung der
italienischen ArbeiterInnen
in sogenannten Wilden Streiks orientiert,
war in der Theorietradition jedoch klar an kommunistischen Konzepten
orientiert. Sie arbeitete klassenanalytisch und primär in Rahmen von
Betriebskämpfen der IndustriearbeiterInnenschaft
in Norditalien. Die Autonomen in Deutschland übernahmen von diesem
Konzept dahingegen lediglich die Partei- und Gewerkschaftsferne,
sowie das spontane selbstorganisierte Element.
</p><p>
<b>Politik der ersten Person /
Tripple Oppression:</b> Das
Konzept Politik der ersten Person und
der Tripple Oppression
schließen im Prinzip an ein solches Konzept der Selbstorganisierung
an. Tripple Oppression
geht gegenüber der damals populären orthodox-marxistischen
Haupt-/Nebenwiderspruchstheorie [8] davon aus, dass die Widersprüche
Rassismus, Patriarchat und Kapitalismus ineinander verzahnt sind und
als gleichfalls starke Unterdrückungssäulen wirken. Der Einzelne
soll laut dem Konzept der Politik der ersten Person seine
Verwobenheit in dieser Unterdrückungsstruktur sehen und seine
Politik entsprechend der Befreiung von diesen
Unterdrückungsstrukturen ausrichten, beziehungsweise sich
organisieren. Eine Trennung von privatem und öffentlichem Raum wurde
abgelehnt.
</p><p>
<b>Gegenkultur / Autonomes Zentrum:</b>
Als Ort dieser Auseinandersetzung und der widerständigen Praxis
galten autonome Bezugs- und Aktionsgruppen – Freundeskreise, die
sich politisch organisierten –, aber auch das Autonome
Zentrum. Diese Zentren wurden
als Orte der Gegenkultur
konzipiert, in denen neue Lebensformen ausprobiert werden sollten. In
ihnen sollte aber auch durch flache Hierarchien in selbstverwalteten
Plena aktiv mit Herrschaftsverhältnissen gebrochen werden. Dies
geschah im Rückgriff auf anarchistische und sozialutopische
Theorietraditionen nach dem Credo „die Utopie im hier und jetzt
schon leben“. [9] Das Konzept der Autonomie
bezog sich hier auch auf Unabhängigkeit von
Staat und Gesellschaft.
</p><p>
<b>Militanz: </b>Das
Konzept der Militanz
schließlich war immer höchst umstritten und Gegenstand vieler
Debatten in entsprechenden autonomen Publikationen wie der radikal
oder der Interim. Die Gemüter
spalteten sich hier vor allem an den Fragen, wann und wo
Gewaltanwendung sinnvoll ist, befreiende Aspekte gewinnt, Menschen
mobilisieren kann und moralisch-ethisch vertretbar ist. Konkret
entwickelten sich die verschiedenen Flügel der Massenmilitanz auf
Bewegungsdemonstrationen (Anti-AKW, Startbahn-West, Antifa),
Feierabendterrorismus (z.B. Rote Zora) oder
Unterstützung/Partizipation des/im bewaffneten Untergrundkampf(s)
(RAF) heraus. Letzterer
Flügel wurde im Szene-Jargon der 80er auch schon ,,Antiimps‘‘ genannt,
während die ,,Autonomen‘‘ dem erstgenannten Aktionstypus
zugerechnet wurden. Faktisch waren jedoch alle, insbesondere im
Diskurs, mehr oder weniger Teil dessen, was als Autonome Bewegung
begriffen werden kann.</p><p><b>Autonomes
Organisationsmodell: </b>Die
Autonome Antifa (M) aus Göttingen brachte schließlich im August
1991 ein Konzept ein, das für die vergangenen Jahrzehnte prägend
bleiben sollte. In ihrem Papier ,,Diskussionspapier
zur Autonomen Organisierung“ [10] kritisierte sie bereits damals
Subkultur, Anonymisierung, Intransparenz und Nicht-Ansprechbarkeit,
schlug jedoch im Organisierungsansatz eine Fortführung des Modells
autonome Gruppe mit Ergänzung von Bündnispolitik und
Öffentlichkeitsarbeit vor.
Auf diese Gruppe geht auch
das taktische Konzept des Schwarzen Blocks
zurück, der als disziplinierte Einheit zum Selbstschutz auf
Demonstrationen begriffen wurde.
In den folgenden Jahrzehnten sollte sich eine Mehrheit der Gruppen,
insbesondere jene der Post-Antifa der 2000er Jahre, am
Organisations-Konzept
,,der M‘‘
orientieren. In eine ähnliche Kerbe schlug die
,,Heinz-Schenk-Debatte“ der Gruppe Fels aus Berlin, die jedoch noch
weiter vom klassischen autonomen Konzept abwich. Die Gruppe sollte
später zur Keimzelle der interventionistischen Linken (iL) werden.[11] Andere Teile der Bewegung verharrten in einem geriner organisierten und verbindlichen Bezugsgruppenkonzept oder gruppierten sich um die Autonomen Zentren.
</p><h3>
<b>Die veränderte gesellschaftliche Situation verlangt den Bruch</b></h3>
<p>
Einige der genannten politischen
Ansätze waren für ihre Zeit progressiv, stießen sie doch auf
Leerstellen oder Missstände in der revolutionär-marxistischen
Bewegung und versuchten eine kreativere Bewegungspraxis
hervorzubringen. Die autonome Bewegung kann so auch als
Korrekturbewegung gelesen werden, die genau die Leerstellen besetzte,
die eine Mehrheit der orthodoxen Parteien und Gruppen strukturell
nicht belegen konnte oder wollte. Nichtsdestotrotz sind die genannten
Konzepte ein Kind ihrer Zeit und Resultat einer Bewegungsgeschichte,
aus einem Westdeutschland, in dem sich insbesondere in den Chefetagen
des Staates und in den Familien noch der wertkonservative,
post-faschistische Filz der Nachkriegsjahre hielt und der sogenannte
Marsch durch die Institutionen gerade
erst begonnen hatte. Eine Zeit, in der in der SPD-Basis noch
SozialistInnen und die Grünen noch eine linke Partei waren, die DKP
mehrere zehntausend Mitglieder hatte sowie die numerisch starken
K-Gruppen und sozialen Bewegungen Hunderttausende auf die Straßen
mobilisierten (Friedens-, Ökologiebewegung).
</p>
<p>
Seitdem ist viel passiert. 2018
befinden wir uns in einem Deutschland der neoliberalen und
neokonservativen Hegemonie, die weite Teile der Bevölkerung
integriert. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass ehemals
emanzipatorische Forderungen und weitergehende bürgerliche
Freiheiten – wenn auch gebrochen und deformiert – Eingang in
Regierungshandeln gefunden haben. Darüber hinaus ist in den
Metropolen Deutschlands eine schrittweise Integration der
Alternativkultur bei gleichzeitiger Destruktion ihrer revolutionären
Potenziale vollzogen worden. Die neue deutsche Staatsräson ist nicht
mehr dominant wertkonservativ, traditionell, deutsch. Sie gibt sich
heute, zumindest öffentlich,<i> auch</i>
bunt, weltoffen, für Frauen- und LGBTI-Rechte – während unter der
Oberfläche und zunehmend auch öffentlich der neue
Wertkonservatismus erneut gefördert wird und
im Rechtsruck der AfD seinen Ausdruck findet.
,,Selbstverwirklichung“ lautet die zentrale Parole unserer Zeit.
Individualismus und Emanzipation werden Teil eines Marketingkonzepts.
In den Metropolenregionen gilt es als Chic, tätowiert, vegan und
ausgefallen zu sein. Punkkultur? Kein Problem! In der Modeszene heute
gerne gesehen. Ehemaliger Revolutionär und Steineschmeisser? Kein
Problem – Kretschmann, Trittin, Künast, Fischer und alle anderen
waren das auch mal, das geht schon vorbei. Und zur Krönung: Schily,
der seinerzeit die RAF-,,Terroristen“ verteidigt, wird zum Chef des
Repressionsapparats, dem er einstmals feindlich gegenüberstand.
</p><h3>
<b>Die Politik der ersten Person als Teil neoliberaler
Hegemonie</b></h3>
<p>
Was ist also mit dem Konzept der Politik der ersten Person
unter diesen Verhältnissen anzufangen? Zunächst krankt das Konzept
schon an der Tatsache, dass es das Problem primär individuell und
nicht strukturell verortet. Denn obwohl es mit der Triple
Oppression-Theorie eine strukturelle Ebene aufmacht, wirft es die
Veränderung auf den Einzelnen und seine Praxis zurück. Zwar ist es
richtig, dass wir als die Menschen, die zum Beispiel unter dem
Patriarchat leben, dieses in unserem Handeln forttragen, dennoch
hängt es nicht allein vom Einzelnen ab, ob das
Ungleichheitsverhältnis bestehen bleibt oder nicht. Dazu bedarf es
großangelegter institutioneller, ergo: politischer und massenhafter
Veränderung. Und die ist nur zu haben, wenn Menschen sich
zusammenschließen, eine gemeinsame Agenda finden und diese versuchen
umzusetzen – es geht bei gesellschaftlicher Veränderung also um
ein kollektives (Organisations-)Projekt. Darüber hinaus ist die
einstmalig emanzipatorische Idee der auch privaten Auseinandersetzung
mit sich selbst unter dem Neoliberalismus längst Teil einer
Psycho-Industrie [10] geworden, die gesellschaftliche Probleme auf
den Einzelnen zurückwirft. Der Leitspruch ist: „Du hast ein
Burnout und kannst nicht mehr arbeiten? Mach eine Therapie und mach
dich wieder fit! (für den Arbeitsmarkt....).“ Damit wird
von den eigentlichen strukturellen Ursachen (nämlich neoliberalen
Arbeitsverhältnissen, Patriarchat, institutioneller Rassismus und so
weiter...) abgelenkt. Viele Praxen in der autonomen Bewegung
vollziehen unbewusst den selben neoliberalen Mechanismus, da sie auf
ein individualistisches Lebensreform-Konzept zielen, statt auf
organisierte politische Veränderung. Beispielhaft dafür sind
Interventionen, die lediglich eine Reflexion des Einzelnen fordern,
ohne Strukturen und Praxen des Kampfes zu etablieren, die sowohl in
die Bewegung als auch in die gesellschaftliche Öffentlichkeit
wirken. In diesem Sinne wäre zu fragen, ob die Politik der ersten
Person nicht längst Teil einer neoliberalen Praxis geworden ist,
die gesellschaftliche Veränderung eher hemmt als voranbringt, indem
sie individualistisch aufspaltet, was kollektiv verhandelt,
vermittelt und als Agenda nach außen getragen werden müsste.</p>
<h3>
<b>Autonomie als Illusion</b></h3>
<p>
Wichtig für diese Erkenntnis ist dann auch, dass es keine Autonomie
im Sinne eines Außerhalb von dieser Gesellschaft gibt. Da wir alle
die Sozialisationsinstanzen dieser Gesellschaft durchlaufen haben und in
vielerlei Hinsicht (Arbeit, Familie, FreundInnen, Wohnen) abhängig
sind von anderen (der bürgerlichen Gesellschaft) und Institutionen
(dem bürgerlichen Staat), ist ein solches Konzept der Autonomie ein
illusorisches. Autonomie<i> </i>kann unter den gegebenen Umständen
immer nur<i> relativ</i> sein. Selbst wenn wir jedoch Autonomie als
etwas erstrebenswertes ansehen würden, würde sich immer noch die
Frage stellen, auf welche Ebene sich das Konzept beziehen soll und
wann es revolutionär ist. Beispielhaft kann es sinnvoll sein,
selbstverwaltete, selbstversorgende Betriebe auf dem Land zu gründen,
die aber nach einer klar politisch-organisierten, kollektiven
(Agitations-)Idee arbeiten und an Diskussionen der sozialen
Bewegungen oder einer revolutionären Organisation angeschlossen
sind. Wenn diese Betriebe sich jedoch als Aussteigermodell und als
anti-gesellschaftlich verstehen und sich von der Bewegung wie auch
von der Gesellschaft abkoppeln, sind sie eben nicht viel mehr als
schwer zugängliche, elitäre vermeintliche Inseln der
Glückseligkeit, die in aller Regel an dem Widerspruch scheitern
müssen, dass sich gesellschaftliche Verhältnisse nicht ,,irgendwo
da draußen", sondern bereits zwischen uns wenigen AktivistInnen
fortsetzen und reproduzieren<i>.</i> Das Problem ist das gleiche bei
dem Konzept des Autonomen Zentrums, das einem ähnlichen
Konstruktionsfehler des ,,wir hier, die böse, diskriminierende
Gesellschaft da" unterliegt. [12] Es verwundert daher auch wenig,
dass in den entsprechenden Zentren selten eine agile und populäre
revolutionäre Gegenkultur, denn eine neutralisierte,
lethargische Subkultur vorherrscht. Aufmerksam sollte man in
diesem Zusammenhang folgende Bemerkung des <a href="http://www.bpb.de/politik/extremismus/linksextremismus/62924/autonome-zentren">p</a><a href="http://www.bpb.de/politik/extremismus/linksextremismus/62924/autonome-zentren">olitischen
Gegners</a> zur Kenntnis nehmen:</p><i>,,Trotzdem sollten Autonome
Zentren nicht ausschließlich als Gefahr verstanden werden. Sie sind
gleichermaßen eine Chance, das Gewaltpotential Autonomer Gruppen zu
hemmen. Die praktischen Funktionen der Zentren sind gering: Zwar
erzielen die Aktivisten Einnahmen und sie erhalten Räume für
politische Veranstaltungen, aber dafür investieren sie einen
Großteil ihrer Zeit, ihrer Energie und teilweise sogar ihr Geld in
den täglichen Betrieb. Auch hier muss jemand die Fußböden und
Toiletten schrubben, das Dach ausbessern oder Mausefallen in der
Volxküche aufstellen. Je mehr Ärger die Aktivisten mit Gebäude und
Organisation haben, desto weniger Zeit bleibt ihnen für politische
und vor allem militante Aktionen. Eine intelligente Tolerierung eines
solchen „Autonomen
Disneyland“
kann aus demokratischer Sicht effektiver sein als eine Räumung."</i>
<h3>
<b>Der autonome Individualismus als Sackgasse</b></h3>
<p>
Darüber hinaus ist das autonome Organisierungsmodell nicht in der
Lage, massenwirksam tätig zu werden und die Menschen zu
organisieren. Aufgrund des Modells der autonomen Bezugsgruppe, wie der autonomen Antifa-Gruppe, das
strukturell und real zumeist politisch organisierter Freundeskreis
mit entsprechenden Ausschlusskriterien ist, können verschiedene
Voraussetzungen nicht erbracht werden, die aber integral für eine
massenhafte Bewegung und eine breitere Organisierung sind. Dazu ein
Genosse der Gruppe Fels, der schon vor etwas mehr als 25 Jahren im
Rahmen der „Heinz Schenk-Debatte“ im Artikel „<a href="http://fels.nadir.org/multi_files/fels/heinz-schenk-debatte_0.pdf">Die
Autonomen haben keine Fehler, sie sind der Fehler!</a>“ das
Kernproblem der mangelhaften Organisierung aus eigener Erfahrung
heraus beschrieb: <br/></p><p><i>,,In
der Arbeit ist nicht zu spüren, wofür wir kämpfen und die
Tatsache, nie einmal grundsätzlich seine Fragen einbringen zu
können, sondern sich immer nur aufs Neue in Kampagnen hineinstürzen
zu können, nervt. Zudem macht die autonome Geschichtslosigkeit
vieles schwierig. Da das Wissen um Geschichte nicht als
grundsätzliche Voraussetzung für Politik begriffen wird, existiert
keine Art „kollektives Gedächtnis“, alle fangen immer wieder am
Nullpunkt an."</i></p><p>Der Genosse artikuliert im gleichen Zug das Bedürfnis nach inhaltlicher
Schärfung, wie auch dasjenige nach strategischer/taktischer Ausrichtung
hin zu einer revolutionären Perspektive:<i><br/></i></p><p><i>,,Meine
heutigen Fragen sind andere. Es sind die Fragen, die in der autonomen
Szene kaum gestellt werden, weil sie glauben, es genüge, gegen das
jeweilige Hauptprojekt entgegenzuhalten und der Rest werde sich dann
schon irgendwie, irgendwann finden. Es sind zum Beispiel die Fragen
danach, WIE ein revolutionärer Prozess aussehen kann, die nach der
Möglichkeit einer Übergangsgesellschaft, die Frage danach, was an
Theorie der letzten 150 Jahre noch an Gültigkeit besitzt."</i>
</p><p>
Das Problem lag bereits damals auf der Hand. Da das Konzept der
Politik der ersten Person im Prinzip keine verbindliche
revolutionäre Organisierung vorsieht und gemachte Erfahrungen, wie
Kämpfe individualistisch verhandelt, entsteht weder etwas wie eine
revolutionäre Strategie/Taktik, noch eine gemeinsame Tradierung von
Erfahrungen, geschweige denn einer Vermittlung. Mit der Entkopplung
von historischen Erfahrungen und Debatten bringt die
Geschichtslosigkeit eine inhaltliche Verflachung hervor, in der
wirkliche Aufarbeitung revolutionärer Geschichte nicht geschieht.
Ohne diese Voraussetzungen kann es jedoch keine revolutionäre Praxis
geben, da nicht mal der inhaltliche Ausgangspunkt des Kampfes
jenseits des <i>Anti</i> zu bestimmen ist. Was folgt ist wahlloser
Pragmatismus und ein leeres Weiter so, im schlimmsten Fall
eine schleichende Entpolitisierung im Subkultur/Soli-Party-Sumpf.
</p><h3>
<b>Was bleibt von der autonomen Linken?</b></h3>
<p>
Die autonome Bewegung hat eine Vielzahl an wichtigen Diskussionen und
Beiträgen für eine revolutionäre Bewegung geliefert. Hinter das
auch von der autonomen Szene aufgegriffene Diktum ,,das Private ist
politisch" und die Feststellung, dass wir auch in unseren
Privaträumen politische Menschen mit einem Anspruch sind, sollte
nicht zurückgefallen werden. Auch die Konzepte der Gegenkultur
und der Stadtteilzentren werden in Zukunft wichtig
bleiben, wenn auch in anderer Form. Hier hat die autonome Bewegung viele
praktische Ansätze hervorbringen können, die auch für die Zukunft
nutzbar gemacht werden können. Beispielsweise kann das Konzept der
Gegenkultur dem Szenesumpf entrissen und repolitisiert werden, wenn
man erneut politisch diskutiert, mit welcher politischen Strategie
und Taktik man Konzerte, Parties, Barabende usw. eigentlich macht.
Das Konzept der Selbstverwaltung kann popularisiert werden, wie dies
z.B. bereits in der Stadtteilbewegung passiert. Der autonome
Antifaschismus kann und muss angesichts der immer erfolgreicheren AfD
und einer möglichen neurechten Hegemonie seine sozialen und klassenkämpferischen
Wurzeln zurückgewinnen, d.h. organisatorisch attraktiv werden für
Leute, die sich dem neurechten Hegemonieprojekt entgegenstellen
wollen und so weiter.
</p>
<p>
Nichtsdestotrotz bleibt festzuhalten, dass die autonome Bewegung und
ihre Institutionen aus guten Gründen derzeit eine nachhaltige
Schwächung erfahren oder komplett verschwinden. Ihre Konzepte und
die daraus resultierenden Praxis sind an verschiedenen Punkten
integrierbar geworden für eine neoliberale Hegemonie, weshalb der
Übergang von <i>Szene</i> zu <i>bürgerlich</i> immer seltener einem
Bruch, als einem schleichenden Übergang gleicht. Aus Mangel an
(Organisations-)Perspektiven und solidarischen
(Organisations-)Strukturen, z.B. für ältere Autonome mit Kindern, kranke
und alternde GenossInnen, GenossInnen in schwieriger sozialer Lage
und so weiter, gehen uns jede Generation aufs Neue an der Bewegung
jahrelang geschulte AktivistInnen unwiederbringlich verloren, statt
dass diese ihr Wissen weitergeben und in jeweils alternierenden
Formen am Ball zu bleiben können. Die autonome Bewegung entspricht
hier einem Durchlauferhitzer, in dem sich eine Art alternative
Selbstverwirklichung und Jugendrebellion vollzieht – unter
vermeintlich politischem, viel häufiger jedoch einfach
subkulturell-deviantem, Vorzeichen.
</p><p>
Wenn wir das ändern wollen, dürfen wir nicht auf die vermeintlichen
,,VerräterInnen" schimpfen, die ,,ins bürgerliche Lager“
wechseln, sondern müssen konstatieren: 1) Wir sind nicht unabhängig
von der bürgerlichen Gesellschaft und von der ihr innewohnenden
Ideologie durchdrungen. Eine Befreiung davon kann nicht
individualistisch ,,jeder für sich‘‘, sondern nur im kollektiven
Lernprozess geschehen. 2) Die Konzepte der autonomen Bewegung haben
also grundsätzliche Mängel. Der Bruch mit ihnen ist längst
überfällig – nicht nur im Diskurs, sondern in unserer Praxis. Die
autonome Linke ist nicht reformierbar, ihre Grundkonzeption führt zu
Subkultur, Individualismus und begrenzter Handlungsfähigkeit. Wenn
die autonome Bewegung heute nicht mehr mobilisierungsfähig ist und
in andauernder Abwehrposition gegen einen zunehmend übermächtigen
Gegner verharrt, ist das daher nicht nur ein
objektiv-gesellschaftliches (z.B. Rechtsruck), sondern auch ein
subjektiv-konzeptionelles Problem, dem wir uns stellen müssen. Es
wird Zeit, Organisationsfeindlichkeit, inhaltliche Beliebigkeit und
die Vorstellung einer außergesellschaftlichen Autonomie über
Bord zu werfen. Die Konzepte der Autonomen müssen unter dem
Vorzeichen von nachhaltiger kollektiver Organisation, der Entwicklung
einer revolutionärer Massenpraxis und Selbstorganisation, bei
inhaltlicher Neudefinition diskutiert werden. Ich möchte hiermit alle GenossInnen einladen, sich an diesem notwendigen Diskussionsprozess zu beteiligen.</p><hr/>
<h3>
<b>Anmerkungen:</b>
</h3><p>
<b>[1] </b>Dieser Artikel betrifft nicht nur die ursprüngliche autonome
Linke, die in dieser damaligen Form nur noch marginal existiert, sondern
bezieht sich auf alle Traditionsstränge, die sich ihrer Konzepte
bedienen, das heißt sowohl Autonome Antifa, als auch
Post-Antifa/Post-Autonome Gruppen, Autonome Zentren, Autonome Szene,
Gruppen der radikalen Linken usw.
</p><p>
<b>[2]</b> Anders als die radikale Rechte, die nicht nur in der Lage war,
eine regional erfolgreiche soziale, populäre Bewegung zu etablieren
(PEGIDA), sondern diese als erfolgreiche Parteigründung
institutionell fortzusetzen (AfD). Parallel dazu vollzieht sich in
der radikalen Linken eine organisatorische Schwächung, wie die
Auflösung zahlreicher Gruppen und Zusammenhänge, sowie eine real
sichtbare Mobilisierungsschwäche spektrenunabhängig bezeugt.
</p><p>
<b>[3]</b> Hierzu wurden in der Vergangenheit mehrere Vorschläge gemacht.
S. beispielhaft die
Stadtteilinitiativen <a href="http://haendewegvomwedding.blogsport.eu/">,,Hände
weg vom Wedding!‘‘</a> (Berlin), <a href="http://solidarisch.org/">,,Wilhelmsburg
Solidarisch‘‘ </a>(Hamburg), <a href="http://solidarischesgallus.blogsport.eu/?author=6497">,,Solidarisches
Gallus“</a> (Frankfurt) oder <a href="http://mietenwahnsinnstoppen.blogsport.eu/">,,Initiative
Mietenwahnsinn stoppen!‘‘</a> (Nürnberg).
</p><p>
<b>[4] </b>Aus der 68er-Bewegung entstandene kommunistische Gruppen mit
Bezug zur maoistischen Debatte der 1960er und 1970er Jahre, die in
Opposition zum Sowjetkommunismus auftrat. Die erfolgreichsten Gruppen
waren KPD/AO (maoistisch/China), KPD/ML (hoxhaistisch/Albanien), KBW
(maoistisch), KB (maoistisch/bewegungsorientiert), Arbeiterbund für
den Wiederaufbau der KPD (maoistisch), die Vorläuferorganisation der
MLPD (Kommunistischer Arbeiterbund Deutschlands).
</p><p>
<b>[5]</b> Gruppen, die sich am <i>revolutionären Antifaschismus</i>
orientiert haben um die AA/BO, sowie solche, die den
antifaschistischen Selbstschutz als Konzept ansahen um das BAT. Ein
Überblick findet sich bei Langer, Bernd (1997):,<i> Kunst als
Widerstand</i>, Paul Rugenschein Verlag
</p><p>
<b>[6]</b> Die Gruppen und Formationen nach der Spaltung in antideutsche,
antinationale und antiimperialistische Antifa-Gruppen in den 00er Jahren. In diese Zeit
gehört auch das Aufkommen „Roter Antifa“-Gruppen. Diese Gruppen
orientierten sich nicht mehr zwangsläufig an der Praxis der
Autonomen Antifa, arbeiteten sich aber verschieden stark mit
verschiedenen Ergebnissen an dieser Tradition ab. Die Tradition der
Autonomen ist deshalb unterschiedlich stark ausgeprägt in den
verschiedenen Strömungen der ,,Roten Antifa“.
</p><p>
<b>[7]</b> Arbeiterbewegung der nicht-gewerkschaftsgebundenen Streiks und
militanten Aktionsformen in den norditalienischen Fabriken der
ausgehenden 1970er Jahre. Begleitet wurde sie von radikalen linken
Intellektuellen um das <i>Quaderni Rossi.</i>
</p><p>
<b>[8]</b> Häufig missverstandenes, insbesondere von den K-Gruppen der BRD
genutztes marxistisches/maoistisches Theoriefragment, das zur
strategischen Bestimmung revolutionärer Politik genutzt wird. In den
1970er Jahren populär war hier insbesondere Mao-Tse-Tungs Konzept,
skizziert in <a href="https://www.marxists.org/deutsch/referenz/mao/1937/wider/"><i>Über
den Widerspruch</i></a> (1937).
</p><p>
<b>[9]</b> Bereits bei Marx/Engels wurden solche Konzeptionen als
sozialutopistisch kritisiert. Beispielhaft in <a href="http://www.mlwerke.de/me/me19/me19_177.htm"><i>Die
Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft</i></a>
(1880).
</p><p>
<b>[10]</b> Erschienen in der <i>Radikal</i>. Da diese online nicht
verfügbar ist, <a href="http://arranca.org/ausgabe/5/es-war-einmal">hier</a>
eine Zusammenfassung der Gruppe in der Arranca #5.
</p><p>
<b>[11]</b> Interessanterweise wird <a href="http://fels.nadir.org/multi_files/fels/heinz-schenk-debatte_0.pdf">in
der Schrift</a> genau das kritisiert, was später prägend für die
Praxis der iL werden sollte: Reine Kampagnenpolitik.
</p><p>
<b>[12]</b>
Dazu <a href="http://www.siempreffm.blogsport.de/images/revolutionrestadtteilarbeit.pdf">ein
Artikel</a> der Frankfurter Gruppe Siempre*Antifa.
</p></div>
</section>
</article>
<footer class="__wrapped-content">
<div class="columns is-desktop">
<div class="column is-7-10">
<section class="content content-license padded">
<h2>Lizenzhinweise</h2>
<p>Copyright © 2017 re:volt magazine Redaktion - Einige Rechte vorbehalten</p>
<p>
Die Inhalte dieser Website bzw. Dokuments stehen unter der <a href="http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/">Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz</a>.
Über diese Lizenz hinausgehende Erlaubnisse können Sie über unsere <a href="/contact">Kontaktseite</a> erhalten. Bilder sind von dieser Lizenz ausgeschlossen und Eigentum ihrer jeweiligen Urheber_innen.
</p>
<p class="print-remove">
<a id="imprint" href="/imprint">Impressum</a> |
<a id="privacy" href="/imprint#privacy">Datenschutz</a>
</p>
</section>
</div>
</div>
</footer>
</div>